Lange Zeit hatte klassische Musik ein ziemlich angestaubtes Image, KünstlerInnen aus der Neoklassik haben dem Genre aber in den letzten Jahren neues Leben eingehaucht. Neben den Vorzeigekomponisten Nils Frahm und Ólafur Arnalds wirken beispielsweise Martin Kohlstedt oder Federico Albanese daran mit - und mit Joep Beving kommt nun weitere Verstärkung aus den Niederlanden.
Der Klang von Bevings Debütalbum „Solipsism" ist - abgesehen vom romantisch tänzelnden „Zoetrope" - melancholisch und kontemplativ. So grüßt Keith Jarrett bei „Day Dream" aus jedem Tastenanschlag und der Albumtitel rekurriert tiefschürfend auf eine Strömung der Philosophie, derzufolge nur das eigene Ich existiert und die Realität folglich nur im eigenen Kopf stattfindet. Dieser Annahme stellt sich Beving mit seiner Musik entgegen und möchte die Existenz einer gemeinsamen universellen und metaphysischen Realität außerhalb der jeweiligen Köpfe beweisen. Was für eine Aufgabe.
Indem er „Solipsism" selbst aufnahm, sicherte sich Beving die volle Kontrolle und Verantwortung für dessen Klang. Das Ziel, komplexe Emotionen auf simple Art und Weise zu transportieren, ist damit ohne Frage gelungen - nicht nur durch die Komposition, sondern auch durch Bevings Spielweise und die Produktion. Denn ganz im Stile Nils Frahms ist die Atmosphäre unbedingter Teil des Werks. Die Pedale knarren, es knackt an allen Ecken des Aufnahmestudios, der Raum atmet hörbar.
Diese wichtige Komponente verleiht der Aufnahme eine organische Anmutung und verstärkt die ohnehin schon sehr animierte Spielweise Bevings. Eingestreute Aufnahmen im Hintergrund vermischen sich bei „Saturday Morning" mit dem Piano und unterstreichen die neoklassische Ästhetik abseits von perfekt aufgenommenen und gemischten Produktionen aus der Mainstream-Klassik. Die perfekte In-Szene-Setzung von Bevings Klangästhetik findet sich im Video zu „The Light She Brings" wieder: In Film-Noir-Manier fokussiert der Clip auf Beving an seinem Instrument und eine nackte Frau in der Natur. Obwohl der Erzählstrang sich nicht gänzlich erschließt, findet die Musik hier ihr exaktes filmisches Abbild.
Der einzige Wermutstropfen auf „Solipsism" sind die fehlenden Bindeglieder zwischen den einzelnen Stücken, die das Album mehr als Klangreise hätten wirken lassen. Ansonsten ist Joep Bevings Album perfekt zum Fallenlassen (wahlweise sich selbst oder die Dinge oder beides) und Philosophieren.
Original
Der Klang von Bevings Debütalbum „Solipsism" ist - abgesehen vom romantisch tänzelnden „Zoetrope" - melancholisch und kontemplativ. So grüßt Keith Jarrett bei „Day Dream" aus jedem Tastenanschlag und der Albumtitel rekurriert tiefschürfend auf eine Strömung der Philosophie, derzufolge nur das eigene Ich existiert und die Realität folglich nur im eigenen Kopf stattfindet. Dieser Annahme stellt sich Beving mit seiner Musik entgegen und möchte die Existenz einer gemeinsamen universellen und metaphysischen Realität außerhalb der jeweiligen Köpfe beweisen. Was für eine Aufgabe.
Indem er „Solipsism" selbst aufnahm, sicherte sich Beving die volle Kontrolle und Verantwortung für dessen Klang. Das Ziel, komplexe Emotionen auf simple Art und Weise zu transportieren, ist damit ohne Frage gelungen - nicht nur durch die Komposition, sondern auch durch Bevings Spielweise und die Produktion. Denn ganz im Stile Nils Frahms ist die Atmosphäre unbedingter Teil des Werks. Die Pedale knarren, es knackt an allen Ecken des Aufnahmestudios, der Raum atmet hörbar.
Diese wichtige Komponente verleiht der Aufnahme eine organische Anmutung und verstärkt die ohnehin schon sehr animierte Spielweise Bevings. Eingestreute Aufnahmen im Hintergrund vermischen sich bei „Saturday Morning" mit dem Piano und unterstreichen die neoklassische Ästhetik abseits von perfekt aufgenommenen und gemischten Produktionen aus der Mainstream-Klassik. Die perfekte In-Szene-Setzung von Bevings Klangästhetik findet sich im Video zu „The Light She Brings" wieder: In Film-Noir-Manier fokussiert der Clip auf Beving an seinem Instrument und eine nackte Frau in der Natur. Obwohl der Erzählstrang sich nicht gänzlich erschließt, findet die Musik hier ihr exaktes filmisches Abbild.
Der einzige Wermutstropfen auf „Solipsism" sind die fehlenden Bindeglieder zwischen den einzelnen Stücken, die das Album mehr als Klangreise hätten wirken lassen. Ansonsten ist Joep Bevings Album perfekt zum Fallenlassen (wahlweise sich selbst oder die Dinge oder beides) und Philosophieren.