YACHT beschäftigen sich jetzt mit dem 21. Jahrhundert - und Jona Bechtolt und Claire L. Evans sind von ihm enttäuscht. „I Thought The Future Would Be Cooler" heißt das vierte Album des Projekts aus Los Angeles, es ist elektronischer Future-Konzeptpop mit einer großen Portion Ironie.
Schon das Cover gibt mit Evans als Cyborg-Update von Annie Lennox die Richtung vor. Videospielsound à la Todd Terje eröffnet dann das Album im fast achteinhalb Minuten langen „Miles & Miles", wo minimalistische Synthies, gelayerte Vocals und ein Funk-Bass ab der zweiten Strophe den Ton angeben. Die Menschheit wird hier in Relation zum Universum betrachtet und jegliche Überhöhung ihrer Bedeutung gnadenlos nivelliert: „Just like we always have, we're born, we live, we die/ Just like we always will, we float here, we get by". Aber damit nicht genug: „In 200.000 years on earth, we never even made a mark on her". Eine steile These, aber sie passt perfekt ins Gesamtkonzept.
Der Titelsong „I Thought The Future Would Be Cooler" knüpft auf halbem Weg durch das Album an das Eröffnungsstück an und setzt E-Bass-Arpeggios und Sounds aus dem DJ-Modus von Kinder-Keyboards oben drauf. „L.A. Plays Itself" startet mit massivem Beat in eine Art Robo-Kaugummi-Pop und beschäftigt sich mit der Stadt: „Never give up on the city, don't wanna live anywhere else/ ´Coz it commands every scene and it always plays itself". Überhaupt wartet YACHTs neues Album mit einigen Songzeilen auf, die im Gedächtnis bleiben. „Too busy living lately" ist eine von ihnen. Und auch Romantik kommt nicht zu kurz: „I wanna hold you in the gilded morning/ I wanna love you in the secret night/ Don't wanna let go till my life is over/ I wanna fuck you till I'm dead". Besagter Song namens „I Wanna Fuck You Til I'm Dead" referenziert dann zum Schluss No Wave und ist dabei so überzeichnet, dass er auch von Fraktus stammen könnte.
Überhaupt schießen Evans und Bechtolt ab und zu über etwas ihr Ziel hinaus. „Ringtone" zum Beispiel reiht streckenweise Soundexplosion an Soundexplosion und strapaziert die Hörbarkeit damit deutlich über, obwohl der Song vielversprechend mit einem eingängigen Beat beginnt und diesen auch zwischendurch wieder aufgreift. Etwas mehr Zurückhaltung in der Produktion hätte trotz aller augenzwinkernden Ironie manchmal nicht geschadet, so wirkt die Klangfülle erschlagend statt interessant. „Hologram" wiederum ist mit seinen buchstabierten Lyrics und dem immergleichen Beat zum mehrfachen Hören einfach zu enervierend.
Absolut in ihrem Element ist Evans bei „War On Women", das zu einer Art feministischem Post-Punk-Resümee geraten ist. Die verzerrten Gitarren über einem galoppierenden E-Bass wirken nach dem vorhergegangen Future-Pop wie eine Befreiung, der Text ist gewohnt doppelbödig: „The war is over if you want it/ The war is over if you only close your eyes/ The war is over if you want it/ If you wanna tell yourself a lie".
„I Thought The Future Would Be Cooler" lässt die Zuhörenden atemlos zurück. Die Themen- und Referenzdichte ist auf der Dreiviertelstunde Albumlänge derart hoch, dass bei jedem Hören neue Details, Einsichten und Formulierungen auffallen. Abgesehen von einigen musikalischen Fehlgriffen zeigt das Album Evans' und Bechtolts Vielseitigkeit und Experimentierfreude eindrucksvoll. Die Zukunft mag uncooler sein als erwartet, aber sie klingt super.
Original
Schon das Cover gibt mit Evans als Cyborg-Update von Annie Lennox die Richtung vor. Videospielsound à la Todd Terje eröffnet dann das Album im fast achteinhalb Minuten langen „Miles & Miles", wo minimalistische Synthies, gelayerte Vocals und ein Funk-Bass ab der zweiten Strophe den Ton angeben. Die Menschheit wird hier in Relation zum Universum betrachtet und jegliche Überhöhung ihrer Bedeutung gnadenlos nivelliert: „Just like we always have, we're born, we live, we die/ Just like we always will, we float here, we get by". Aber damit nicht genug: „In 200.000 years on earth, we never even made a mark on her". Eine steile These, aber sie passt perfekt ins Gesamtkonzept.
Der Titelsong „I Thought The Future Would Be Cooler" knüpft auf halbem Weg durch das Album an das Eröffnungsstück an und setzt E-Bass-Arpeggios und Sounds aus dem DJ-Modus von Kinder-Keyboards oben drauf. „L.A. Plays Itself" startet mit massivem Beat in eine Art Robo-Kaugummi-Pop und beschäftigt sich mit der Stadt: „Never give up on the city, don't wanna live anywhere else/ ´Coz it commands every scene and it always plays itself". Überhaupt wartet YACHTs neues Album mit einigen Songzeilen auf, die im Gedächtnis bleiben. „Too busy living lately" ist eine von ihnen. Und auch Romantik kommt nicht zu kurz: „I wanna hold you in the gilded morning/ I wanna love you in the secret night/ Don't wanna let go till my life is over/ I wanna fuck you till I'm dead". Besagter Song namens „I Wanna Fuck You Til I'm Dead" referenziert dann zum Schluss No Wave und ist dabei so überzeichnet, dass er auch von Fraktus stammen könnte.
Überhaupt schießen Evans und Bechtolt ab und zu über etwas ihr Ziel hinaus. „Ringtone" zum Beispiel reiht streckenweise Soundexplosion an Soundexplosion und strapaziert die Hörbarkeit damit deutlich über, obwohl der Song vielversprechend mit einem eingängigen Beat beginnt und diesen auch zwischendurch wieder aufgreift. Etwas mehr Zurückhaltung in der Produktion hätte trotz aller augenzwinkernden Ironie manchmal nicht geschadet, so wirkt die Klangfülle erschlagend statt interessant. „Hologram" wiederum ist mit seinen buchstabierten Lyrics und dem immergleichen Beat zum mehrfachen Hören einfach zu enervierend.
Absolut in ihrem Element ist Evans bei „War On Women", das zu einer Art feministischem Post-Punk-Resümee geraten ist. Die verzerrten Gitarren über einem galoppierenden E-Bass wirken nach dem vorhergegangen Future-Pop wie eine Befreiung, der Text ist gewohnt doppelbödig: „The war is over if you want it/ The war is over if you only close your eyes/ The war is over if you want it/ If you wanna tell yourself a lie".
„I Thought The Future Would Be Cooler" lässt die Zuhörenden atemlos zurück. Die Themen- und Referenzdichte ist auf der Dreiviertelstunde Albumlänge derart hoch, dass bei jedem Hören neue Details, Einsichten und Formulierungen auffallen. Abgesehen von einigen musikalischen Fehlgriffen zeigt das Album Evans' und Bechtolts Vielseitigkeit und Experimentierfreude eindrucksvoll. Die Zukunft mag uncooler sein als erwartet, aber sie klingt super.