Jahrzehntelang haben in Berlin das Zollamt Schöneberg und das
Rückert-Gymnasium friedlich nebeneinander gelebt. »Der Zugang und die
Benutzung der Parkplätze ist nur den Besuchern des Zollamtes gestattet«,
steht auf einem Schild. Die Lehrer der gegenüberliegenden Schule
parkten dennoch auf dem Staatsgebiet Zoll. Und wurden dort auch
geduldet. Beide Seiten begegneten sich mit respektvoller Distanz.
Dann passierte das Unmögliche: Das Zollamt ließ die Mülltonne vor seiner Eingangstür erst verschließen und später sogar entfernen. Dadurch zog es die Besucher des Zollamtes mit ihrem Abfall immer öfter zum nahe gelegenen Mülleimer vor der Schule, der dieser Müllflut nicht standhalten konnte. Infolgedessen war die Eingangstür des Rückert-Gymnasiums desöfteren nicht die sauberste. Der Schulleiter B. sah sich gezwungen, beim Zollamtschef anzurufen, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen. Doch der wollte keine eigene Mülltonne mehr aufstellen lassen. Ein Antrag von B. bei der Berliner Stadtreinigung, den »Schulmülleimer« auf die andere Straßenseite verlegen zu lassen, scheiterte.
Die Rückert-Lehrer bauten Aggressionen gegen den Zollamtschef und seinen Parkplatz auf und parkten immer offensichtlicher auf dem feindlichen Gebiet. Eines Tages begab sich der Zollamtschef ins Schulsekretariat, weil ihn wieder ein Lehrerauto störte. Eine Sekretärin erinnert sich: »Der kam rein und sagte, es könne ja nicht sein, daß Diplomaten Parkplätze suchen müßten, während Lehrer auf dem Zollparkplatz parken.« Er drohte, das Auto abschleppen zu lassen, sollte es nicht unverzüglich entfernt werden. »Das Rückert-Gymnasium stört die diplomatischen Beziehungen von Deutschland«, soll er gesagt haben. Dieser Satz gilt als letzter Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
Aus dem Lehrerkollegium kam die Forderung auf, die Zollmitarbeiter sollten im Gegenzug auch nicht in der an die Schule grenzenden Straße parken dürfen. Da es sich dabei um öffentliches Gebiet handelt, sucht der Schulleiter B. weiterhin nach einem Kompromiß. Direkt neben der Schule vermietet DeutschlandRadio Kultur ein etwa 3000 Quadratmeter großes Grundstück als Stellplatz. Einzelpersonen zahlen für einen Parkplatz im Jahr etwa 100 Euro. B. schlug den Radionachbarn vor, für das gesamte Kollegium 1000 Euro im Jahr zu zahlen. Zunächst hielt auch die Gegenseite dies für möglich, dann jedoch sagte man »aus Versicherungsgründen« ab. B. Glaubt, dies sei nur vorgeschoben. Denn bald wird die Straßenlandschaft um Schule und Zoll zur Parkraum-Bewirtschaftungszone. B. vermutet, daß seine Nachbarn nur darauf warten, daß er dann mit einem vielfach höheren Angebot kommt.
Die Lehrer des Rückert-Gymnasiums parken immer noch vor dem Zoll. »Die haben doch ’nen Knall«, sagt eine Lehrerin, »da kann man nur den Kopf schütteln«, stöhnt ein Kollege. Einer ruft zur »Revolution gegen das Zollamt« auf. Ob er Lust auf einen Kleinkrieg hat? Er lacht laut, dann ruft er aus: »Ja!« Diesen Schulpatriotismus geben einige Lehrer offenbar an ihre Schüler weiter, die ebenfalls ihre Autos provokativ abstellen.
Die Gegenseite gibt aber nicht kampflos auf. Am 18. Februar versandte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ein Schreiben an das Rückert-Gymnasium, das der jW gleich mehrfach zugespielt wurde. Das Schreiben droht damit, die Drohung, die widerrechtlich abgestellten Autos abzuschleppen, Wirklichkeit werden zu lassen. Aus dem Lehrerkollegium grollt es, daß einige Kunden des Zollamtes aus Bequemlichkeit die Mettestraße zuparken würden und es deshalb für Lehrer schwerer werde, einen Parkplatz zu finden, »obwohl der Zollparkplatz frei ist«. Noch nie habe man beobachten können, daß dieser Parkplatz seine Kapazitätsgrenzen erreicht habe. Außerdem »sind wir doch alle öffentlicher Dienst«.
Ein Schüler will nun beobachtet haben, wie eine Frau ebenfalls auf dem Zollparkplatz parkte, ausstieg und dann zum Gebäude vom DeutschlandradioKultur ging. Sollte das stimmen, hat das schwerwiegende Konsequenzen für alle Seiten.
Die Lage ist so heikel, daß sich selbst Bundespräsident Joachim Gauck auf Anfrage der jW nicht zu dem Thema äußern wollte. Deutschland wird offenbar nicht nur am Hindukusch und in Mali verteidigt, sondern auch auf dem Parkplatz.
Dann passierte das Unmögliche: Das Zollamt ließ die Mülltonne vor seiner Eingangstür erst verschließen und später sogar entfernen. Dadurch zog es die Besucher des Zollamtes mit ihrem Abfall immer öfter zum nahe gelegenen Mülleimer vor der Schule, der dieser Müllflut nicht standhalten konnte. Infolgedessen war die Eingangstür des Rückert-Gymnasiums desöfteren nicht die sauberste. Der Schulleiter B. sah sich gezwungen, beim Zollamtschef anzurufen, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen. Doch der wollte keine eigene Mülltonne mehr aufstellen lassen. Ein Antrag von B. bei der Berliner Stadtreinigung, den »Schulmülleimer« auf die andere Straßenseite verlegen zu lassen, scheiterte.
Die Rückert-Lehrer bauten Aggressionen gegen den Zollamtschef und seinen Parkplatz auf und parkten immer offensichtlicher auf dem feindlichen Gebiet. Eines Tages begab sich der Zollamtschef ins Schulsekretariat, weil ihn wieder ein Lehrerauto störte. Eine Sekretärin erinnert sich: »Der kam rein und sagte, es könne ja nicht sein, daß Diplomaten Parkplätze suchen müßten, während Lehrer auf dem Zollparkplatz parken.« Er drohte, das Auto abschleppen zu lassen, sollte es nicht unverzüglich entfernt werden. »Das Rückert-Gymnasium stört die diplomatischen Beziehungen von Deutschland«, soll er gesagt haben. Dieser Satz gilt als letzter Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.
Aus dem Lehrerkollegium kam die Forderung auf, die Zollmitarbeiter sollten im Gegenzug auch nicht in der an die Schule grenzenden Straße parken dürfen. Da es sich dabei um öffentliches Gebiet handelt, sucht der Schulleiter B. weiterhin nach einem Kompromiß. Direkt neben der Schule vermietet DeutschlandRadio Kultur ein etwa 3000 Quadratmeter großes Grundstück als Stellplatz. Einzelpersonen zahlen für einen Parkplatz im Jahr etwa 100 Euro. B. schlug den Radionachbarn vor, für das gesamte Kollegium 1000 Euro im Jahr zu zahlen. Zunächst hielt auch die Gegenseite dies für möglich, dann jedoch sagte man »aus Versicherungsgründen« ab. B. Glaubt, dies sei nur vorgeschoben. Denn bald wird die Straßenlandschaft um Schule und Zoll zur Parkraum-Bewirtschaftungszone. B. vermutet, daß seine Nachbarn nur darauf warten, daß er dann mit einem vielfach höheren Angebot kommt.
Die Lehrer des Rückert-Gymnasiums parken immer noch vor dem Zoll. »Die haben doch ’nen Knall«, sagt eine Lehrerin, »da kann man nur den Kopf schütteln«, stöhnt ein Kollege. Einer ruft zur »Revolution gegen das Zollamt« auf. Ob er Lust auf einen Kleinkrieg hat? Er lacht laut, dann ruft er aus: »Ja!« Diesen Schulpatriotismus geben einige Lehrer offenbar an ihre Schüler weiter, die ebenfalls ihre Autos provokativ abstellen.
Die Gegenseite gibt aber nicht kampflos auf. Am 18. Februar versandte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ein Schreiben an das Rückert-Gymnasium, das der jW gleich mehrfach zugespielt wurde. Das Schreiben droht damit, die Drohung, die widerrechtlich abgestellten Autos abzuschleppen, Wirklichkeit werden zu lassen. Aus dem Lehrerkollegium grollt es, daß einige Kunden des Zollamtes aus Bequemlichkeit die Mettestraße zuparken würden und es deshalb für Lehrer schwerer werde, einen Parkplatz zu finden, »obwohl der Zollparkplatz frei ist«. Noch nie habe man beobachten können, daß dieser Parkplatz seine Kapazitätsgrenzen erreicht habe. Außerdem »sind wir doch alle öffentlicher Dienst«.
Ein Schüler will nun beobachtet haben, wie eine Frau ebenfalls auf dem Zollparkplatz parkte, ausstieg und dann zum Gebäude vom DeutschlandradioKultur ging. Sollte das stimmen, hat das schwerwiegende Konsequenzen für alle Seiten.
Die Lage ist so heikel, daß sich selbst Bundespräsident Joachim Gauck auf Anfrage der jW nicht zu dem Thema äußern wollte. Deutschland wird offenbar nicht nur am Hindukusch und in Mali verteidigt, sondern auch auf dem Parkplatz.
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