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Es geht um die Currywurst

Christian und Tillmann Au setzen ganz auf die Currywurst. Foto: Bardo Faust

Von Bardo Faust

WIESBADEN. Sie könnten es sich ja auch einfach machen: Imbisswagen kaufen, Currysauce mischen, Wurst braten, verkaufen. Dazu noch Pommes - fertig! Die Currywurst, Deutschlands liebster Imbiss, gäbe dies her. Aber Tillmann und Christian Au wollen es sich nicht einfach machen. Im Gegenteil: „Wir werden die Currywurst richtig gut machen und sie würdigen", sagen die beiden Unternehmensgründer. Denn unterschätzt sei sie allemal. Die Wurst.In ihrem Curry-Kartell wollen die Mainzer Unternehmer nun zeigen, was sie so alles drauf hat, und dies dann möglichst vielen Menschen nahe bringen. Denn das Curry-Kartell ist nicht als Einzelladen gedacht. Vier Filialen sind bereits eingeplant, mehr dürfen es gern werden. Zudem ist ein kleiner Food-Truck in Form eines APE Piaggio gerade angeschafft worden. Ein großer soll irgendwann folgen.
Wunschstandorte im Visier

Am 1. August war Eröffnung des ersten Ladens: In Wiesbaden, in der noblen Wilhelmstraße. Und auch die Nachbarschaft zeigt die Richtung, in der das Curry-Kartell gehen will: Kurhaus, Theater, Nassauer Hof, Vapiano, Mosch-Mosch sind in unmittelbarer Nähe: Der richtige Platz, um einen jungen, modernen Imbiss für die Mittagspause oder das Feierabendbier anzubieten, finden die beiden: „Das ergänzt sich gut", sagt Tillmann Au. Auch an den anderen Wunschstandorten suchen sie nach ähnlichen Plätzen: Mainz und Darmstadt sollen 2015 folgen, da stehen die Brüder in aussichtsreichen Verhandlungen. Frankfurt soll die vierte im Bunde werden.

Die Currywurst und ihre Möglichkeiten haben die Gebrüder Au mittlerweile voll verinnerlicht. Dabei hätte es auch ein anderes Produkt sein können, mit dem sie jetzt an den Start gehen. Denn Tillmann und Christian Au kommen nicht von der Wurst, sondern vom Management her. Beide haben schon eine veritable Karriere in anderen Branchen hinter sich - der 37-jährige Tillmann baute in Mainz eine IT-Firma auf, die er vor drei Jahren verkaufte und in der er bis vor Kurzem Geschäftsführer war. Christian, 32 Jahre alt, war als Unternehmensberater bei McKinsey & Company tätig. „Unsere Lebenssituation war dann so, das wir beide was Neues machen wollten", erzählt Tillmann Au.

Ihren Auftritt haben sie genau geplant, eineinhalb Jahre arbeiten sie schon an dem Konzept: „Wir haben geschaut, wo die Lücke ist, mit welchem Produkt es die besten Entwicklungsmöglichkeiten gibt", erinnert sich Tillmann Au. Die Wahl fiel dabei schnell auf das Thema Systemgastronomie: „Da wächst der Markt in den Städten, da gibt es viele Möglichkeiten." Naja, und die Currywurst sei es dann geworden, weil das „noch nicht so dominiert wird von großen Spielern."

Hochkarätiger Beirat

Diese Ideen haben die Brüder übrigens nicht allein. Ein hochkarätig besetzter Beirat unterstützt die Gründer bei der Entwicklung. Sie profitieren von Kontakten, die beide noch aus ihrem früheren Leben haben.Da wäre zum Beispiel der 3-Sterne-Koch Juan Amador aus Mannheim, der die Currysaucen mit entwickelt hat. Oder Peter Ditsch, Ex-Besitzer der Bretzelbäckerei Ditsch: „Er ist ganz wichtig für uns, etwa in Sachen Immobilien. Da kennt er sich im Rhein-Main-Gebiet einfach aus", sagt Au. Theodor Ackbarow, der Gründer von Sushi Wrap, und Gerhard Schmidt geben ihre Erfahrung in Sachen Systemgastronomie ebenfalls weiter. „Es ist für uns wichtig, mit solchen Profis arbeiten zu dürfen."

Auch bei der Einrichtung des ersten Ladens waren diese Tippgeber behilflich, vermittelten die Kontakte zur Architektin aus Berlin, den Ladenbauern aus der Filmbranche, dem Küchenplaner aus Erfurt.Herausgekommen ist ein moderner Imbiss auf etwa 60 Quadratmeter, mit 22 Plätzen innen und 24 draußen. „Wir setzen natürlich auf einen hohen To-go-Anteil", sagen die Aus. Und sie hoffen darauf, dass außer den Mittagskunden aus den umliegenden Geschäften und Büros auch nach Feierabend noch was los ist. Dazu haben sie sich zum Beispiel mit einem Gin Tonic als Absacker, der geschmacklich auf die Curry-Wurst abgestimmt ist, eingestellt. Ansonsten gibt es neben der Currywurst noch die Kalbs-Currywurst, die vegane Currywurst und die Rostbratwurst. Dazu Pommes-Frites, die roh angeliefert und vor Ort zweimal frittiert werden - in Erdnussöl: „So können wir optimal bestimmen, wie knusprig sie sind", sagt Christian Au, der Hobbykoch unter den Geschäftsführern.

Lust auf Expansion

Die Wurst, mit nur 16 Prozent Fettanteil eher mager, wird geliefert von der Metzgerei Bayer aus dem Rheingau: „Dort wird noch selbst geschlachtet und das Fleisch stammt aus der Region." Ein Umstand, der den beiden wichtig ist: Qualität, Nachhaltigkeit. Und: „Unsere Partner müssen mit uns wachsen können." Denn ihr Geschäft sei von Anfang an auf Expansion ausgerichtet, die ganzen Abläufe danach abgestimmt, dass sie für mehrere Läden tragen: „Wir sehen das Ganze sehr aus der Managementperspektive, die wir aus unseren alten Jobs mitbringen", so Christian Au.

Das Curry-Kartell plant mit drei Mitarbeitern pro Schicht - eine Servicekraft, ein Koch, ein Springer. Insgesamt sind derzeit etwa zehn bis 15 Mitarbeiter dabei, davon eine Festangestellte als Managerin Operations. Die anderen sind Teilzeitkräfte und Aushilfen - und wenn Not am Mann ist, stellen sich auch die Chefs an den Herd. Geöffnet hat der Laden in Wiesbaden zunächst von 11 bis 21 Uhr, an den anderen Standorten kann das anders sein. „Wir werden sehen, wie der Bedarf dort ist."


aus: AHGZ Nr. 34/2014 vom 23.08.2014


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