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Der gefällige Vielfraß

Der gefällige Vielfraß
Der gefällige Vielfraß - Clara Menck - Datenschutz - Gesetz
Der gefällige Vielfraß - Clara Menck - Datenschutz Freiheit und Gesetz
Als meine Großtante Amalie heiraten wollte, stellte es sich heraus, dass sie nicht existierte, kein amtliches Papier wies ihr Dasein nach.
Die Verlobung ging beinahe darüber in die Brüche, das Glück hing an einem Faden, vielmehr an einem Papier. Im letzten Augenblick tauchte die alte Hebamme auf, um Amalie durch ihre Aussage zum zweiten Male zum Dasein zu verhelfen.
Auf das Dasein auf dem Papier kam es schon damals an, nicht auf das wirkliche. Immerhin, konnte man 24 Jahre alt werden, ohne dass sich jemand um einen kümmerte.
Heute ist man da längst "amtlich erfasst" als Wohn- und Wahlberechtigter, Schul- und Lohnsteuerpflichtiger, als Impfling, Arbeitender, Versicherter, Passinhaber.
Erfasst ist auch der Zustand unserer Lungen, die Blutgruppe und die Begabungen. Irgendwo weiß immer irgendwer mittels eines EDV-Eintrags über uns Bescheid. Eine Unzahl Menschen kümmert sich um uns scheinbar.
Man kümmert sich um uns, zu unserem Schutz, zu unserem Wohlergehen, so versichert man uns, und meist sehen wir es auch ein. Wir brauchen uns um vieles nicht mehr zu kümmern, was der amtlich nicht erfassten Amalie Sorgen machte, die abends eine Laterne mitnahm, wenn sie ausging, und die vor den schwarzen Pocken zitterte.

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