St. Annen Museum in Lübeck zeigt 600 Jahre alte Gewänder. Mäntel aus Hoch/Tief-Brokat. Borten aus Seide(!), mit Silber- und Goldfäden bestickt. Umhänge, getragen zu hohen Kirchenfesten. Die kostbarsten Stoffe, die im Mittelalter entstehen können. Und alle sehen wie neu aus, fast wie neu. Ist das auf die Qualität zurückzuführen? Jein.
Schwarzer Chormantel für einen traurigen Anlass
mit Gold- und Silberfäden gesticktes Gabelkreuz
Es sind die Kirchenfürsten der Marienkirche zu Danzig. Diese Kostbarkeiten zahlen die Kirchenfürsten vermutlich nicht aus der eigenen Schatulle. Die Umhänge werden von reichen Danziger Kaufleuten der Hanse gestiftet. Sie erhoffen sich damit, dem Gang zum Fegefeuer zu entgehen. Denn: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“
Die Farben der Danziger Kirchenmäntel aus Hoch/Tief-Brokat wirken frisch
wie Moos nach einem Regenguss im Frühling
Wer
die kostbaren Talare eingemauert hat und warum, lässt sich heute nicht
mehr rekonstruieren. Über Jahrhunderte bleiben die Mäntel verschollen.
Niemand weiß von ihrer Existenz. Die prachtvollen Paramente werden bei
Renovierungsarbeiten in der Danziger Marienkirche entdeckt – eingemauert
in Hohlräume der dicken Kirchenmauer.
Die Mäntel werden
jahrzehntelang zwar nicht zu Gottesdiensten verwendet, aber als
Kirchenschatz gehütet, gepflegt und ausgestellt...
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