Astrid Diepes

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Musik, Wein und faszinierende Museen

Musik, Wein und faszinierende Museen

Nicht verpassen: Haus der Musik und Weinbaumuseum
Text und Fotos: 
Astrid Diepes
2. März 2016

Heute nehmen wir Euch mit in zwei ganz besondere Stuttgarter Museen: Das Haus der Musik im Fruchtkasten auf dem Schillerplatz lockt mit ausgefallenen Instrumenten, das Weinbaumuseum in Uhlbach informiert über die Geschichte des schwäbischen Weinbaus.

Wie die meisten historischen Kornkammern ist auch der Stuttgarter Fruchtkasten zentral gelegen (Bild: Astrid Diepes)

Wenn der spätgotische Fruchtkasten sprechen könnte, hätte er viel zu berichten von seiner langen und abwechslungsreichen Geschichte. Denn er gehört zu den ältesten noch erhaltenen Häusern in Stuttgart. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er 1393. Erst diente das heutige Museum als Kelter, dann als Kornspeicher, später hat das Landesmuseum Württemberg das steinerne Gebäude zum Haus der Musik erkoren. Auch wenn es im Zweiten Weltkrieg wie viele andere Häuser beschädigt wurde, überlebte es den Bombenhagel. Das historische Gebäude ist ein ganz besonderer Ort, nicht zuletzt weil Studierende im Rahmen der Musikpause dort jeden Freitag von 12:30 bis 13 Uhr seit rund zwölf Jahren Mittagskonzerte spielen, denen man für drei Euro beiwohnen kann. Bei dieser wöchentlichen Zusammenarbeit vom Haus der Musik und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart spielen die jungen Pianist/innen meist auf dem historischen Doppelflügel von Pleyel.

Das "Flaschophon" bereitet großen und kleinen Musikliebhabern Freude (Bild: Astrid Diepes)

Bei freiem Eintritt und zentraler Lage lädt der Fruchtkasten außerdem dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr Interessierte zu einer wunderbaren Reise in die Welt der Musik ein. Auf insgesamt vier Stockwerken gibt es viel zu erforschen. Im Erdgeschoss befindet sich der Konzertsaal mit einer Auswahl an exquisiten Tasteninstrumenten. Vom zweiten bis zum vierten Stockwerk laden drei Ausstellungen zum Ausprobieren ein. "Unerhört! Musikinstrumente einmal anders" präsentiert ungewöhnliche Instrumente und Klangfarben. Musikfreunde werden gerne am sogenannten "Flaschophon", einem Xylophon aus alten Weinflaschen, und dem "musikalischen Regenschirm", beides von Gisela O’Grady-Pfeiffer, experimentieren. "Unsere Musikinstrumente. Klangwelten mit Migrationshintergrund" im dritten Stock zeigt Instrumente aus aller Herren Länder. Ganz oben wartet dann ein weiteres Highlight: das "Kuriose Klanglabor" mit Mitmachelementen. Verlockend ist der Boxsack "Beathoven", der mit dreizehn nummerierten Flächen durch seinen eingebauten Verstärker und Sampler zum "Boxen" einer berühmten Sinfonie verführt. Auch das Kuhglocken-Klavier "Big Bäng" verleitet zum Ausprobieren.

Das Weinbaumuseum in Uhlbach liegt idyllisch am Rande der Weinberge (Bild: Astrid Diepes)

Weniger zentral gelegen – doch nicht weniger reizvoll – ist das Weinbaumuseum in Uhlbach. Für drei Euro Eintritt lernen Gäste hier in zwölf Themengebieten viel Wissenswertes über Weinanbau, Rebenpflege und die Geschichte der edlen Tropfen. Geöffnet ist es donnerstags und freitags von 14 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr. Die Ausstellung beleuchtet regionale Besonderheiten des schwäbischen Weinbaus. Auch das Gebäude selbst, ein altes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1907, hat die Winzergeschichte unmittelbar erlebt. Bis 1948 nutzte die Gemeinde es als Ortskelter. In seiner Stattlichkeit repräsentierte es die Bedeutung des Weinbaus für Uhlbach.

 

Blick in die Ausstellung des Weinbaumuseums (Bild: Astrid Diepes)

Seit 1979 beherbergt das imposante Fachwerkgebäude das Museum und zeugt mit alten Weinfässern, Fahrzeugen, Arbeitsgeräten sowie Bild- und Textmaterial von Uhlbachs Weinbaugeschichte. Auch Aspekte wie die Rebflurbereinigung der 1960er und 70er Jahre oder die schwäbischen Besenwirtschaften werden aufgegriffen. Besonders interessant für Erasmus-Studierende: Mit Hilfe eines Smartphones und des vor dem Weinbaumuseum angebrachten QR-Codes ist es möglich, sich zusätzlich zu den deutsch- und englischsprachigen Museumstafeln auf Italienisch, Französisch und Spanisch über die Ausstellungsinhalte zu informieren. Zudem könnt Ihr an Weinverköstigungen mit kompetenter Beratung teilnehmen. In der angeschlossenen Bar mit Blick ins Museum kann man den Besuch bei einem guten Glas Wein ausklingen lassen.


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