Astrid Diepes

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Prof. Dr. Ute Mackenstedt warnt vor Zecken

Prof. Dr. Ute Mackenstedt warnt vor Zecken

Württembergische Wissenschaftler/innen gestern und heute: Teil 3
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Astrid Diepes
17. Februar 2016

Der Frühling steht kurz bevor und wir freuen uns auf Wärme, frisches Grün und das Erwachen der Natur. Aber damit werden auch die teils gefährlichen Zecken wieder aktiver. Professorin Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim unterrichtet Parasitologie und forscht über Zeckenaktivität auf waldfernen Grundstücken. Sie weiß, dass wir selbst im Winter nicht ganz sicher vor ihnen sind.

Professorin Dr. Ute Mackenstedt forscht zu Ultrastruktur von Parasiten und Wirt-Parasit-Interaktion (Bild: Uni Hohenheim)

Ute Mackenstedts Hauptforschungsgebiete sind die Ultrastruktur von Parasiten und die Interaktion zwischen Wirt und Parasit. Aus Wald- und Wiesengebieten kennt der Laie die unscheinbar wirkenden und doch oft ernsthaft krankmachenden Zecken. Doch längst nicht jeder weiß, dass die spinnenähnlichen Parasiten auch im eigenen Garten lauern, um einen menschlichen Wirt zum Blutsaugen zu finden. Mackenstadt rät, sich gegen Hirnhautentzündung – im Fachjargon auch Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz: FSME genannt – impfen zu lassen und den eigenen Körper nach Aufenthalten in der Natur oder im Garten nach Zecken abzusuchen. Im Zweijahresturnus organisiert die Wissenschaftlerin den Süddeutschen Zeckenkongress. Gerade bei uns in Süddeutschland sind Zecken besonders gefährlich, da sie die Erreger für Hirnhautentzündung und Borreliose in sich tragen. In einer großangelegten Studie untersuchte sie in den Jahren 2014 und 2015 das Vorkommen von Zecken in waldfernen Gärten. Das Interesse und die Teilnahmebereitschaft in der Bevölkerung waren groß (siehe dazu auch einen Artikel auf der Website der Uni Hohenheim).

Prof. Dr. Mackenstedt lehrt Parasitologie an der Universität Hohenheim (Bild: Uni Hohenheim)

Mackenstedts Team besuchte 60 Gartengrundstücke und zog vor Ort weiße Tücher über Hecken, Büsche und Rasen. So blieben die Zecken am Stoff hängen und konnten im Labor untersucht werden. Erstaunlich ist, dass in jedem einzelnen Garten Zecken zu finden waren, selbst wenn das Grundstück einen halben Kilometer vom nächsten Wald entfernt lag. Dafür verantwortlich sind Haus- und Wildtiere, die die Parasiten anschleppen. Diese legen dann im Garten ihre Larven ab und vermehren sich vor Ort. Aufgrund der milden Winter können Zecken heute sogar diese Jahreszeit überleben. An der Uni Hohenheim unterrichtet Mackenstedt seit 1996 und ist dort bereits lange Zeit Mitglied in Fakultätsrat und Senat. Sechs Jahre war sie stellvertretende Rektorin und Prorektorin. Als Gleichstellungsbeauftragte der Universität liegt ihr es am Herzen, für angehende Naturwissenschaftlerinnen die gleichen Chancen zu schaffen, die ihre männlichen Kollegen bereits haben.

Männliche Zecke im Größenverhältnis zu einem Zündholzkopf (Bild: André Karwath)

Daher engagiert sie sich auch als stellvertretende Vorsitzende im Verband Baden-Württembergischer Wissenschaftlerinnen, den wir Euch am 2. Dezember vergangenen Jahres in unserer Studi-Story vorgestellt haben. Mindestens genauso wichtig ist ihr jedoch ihre Lehr- und Forschungsarbeit. Nach ihrem Studium der Biologie und Sportwissenschaften an den Universitäten Köln und Bochum promovierte sie über die funktionelle Morphologie von Tieren. Im Anschluss folgte eine zehnjährige wissenschaftliche Mitarbeit am Institut für Spezielle Zoologie und Parasitologie der Ruhr-Universität Bochum sowie ein Forschungsstipendium im australischen Sydney an der University of Technology. Nach ihrer Habilitation verschlug es Mackenstedt 1995 als Oberassistentin ans Institut für Zoomorphologie, Zellbiologie und Parasitologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Für ihre Kollegen und Kolleginnen sowie die Studierenden der Universität Hohenheim ist ihr reicher Wissensschatz seit nun 20 Jahren ein wertvoller Gewinn.

Die ersten beiden Teile unsere Wissenschaftsreihe könnt Ihr im Studi-Story-Archiv nachlesen. Im ersten Teil haben wir über den Verband Baden-Württembergischer Wissenschaftlerinnen berichtet. Im zweiten Teil erfahrt Ihr viel Wissenswertes über die erste Tübinger Studentin und spätere Professorin Maria Gräfin von Linden. Im vierten Teil unserer Reihe werden wir Euch am 6. April Prof. Walter Theodor Czarnetzki vorstellen, der an der Hochschule Esslingen unterrichtet.


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