Astrid Diepes

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Stuttgart: Wiedereröffnung des ersten Fernsehturms der Welt

Stuttgart: Wiedereröffnung des ersten Fernsehturms der Welt

60 Jahre nach Fertigstellung sind Sanierungsarbeiten abgeschlossen
Text: 
Astrid Diepes
27. Januar 2016

Weit ragt er in den winterlichen Himmel hinauf, der Stuttgarter Fernsehturm. Seine exakte Höhe beträgt 216,61 Meter. Das ist ungefähr die Länge von zwei Fußballfeldern. Die letzten drei Jahre war der Turm geschlossen und wir mussten auf sein einmaliges Höhenpanorama verzichten. Doch nun gibt es gute Nachrichten: Am 30. Januar 2016 öffnet das Wahrzeichen von Stuttgart wieder seine Türen. 

Nicht nur bei strahlend blauem Himmel beeindruckt der Stuttgarter Fernsehturm (Bild: Astrid Diepes)

Am 27. März 2013 verkündete Fritz Kuhn, Stuttgarts Oberbürgermeister, dass der Fernsehturm, eines der Wahrzeichen der baden-württembergischen Landeshauptstadt, aus Brandschutzgründen bis auf weiteres geschlossen bleibt. Der Termin für die Wiedereröffnung, die kommende Woche gefeiert wird, fällt fast genau auf den 60. Geburtstag des Stuttgarter Fernsehturms. Eine Woche nach dem Eröffnungstermin, am 5. Februar 2016, wird es deshalb eine angemessene Jubiläumsfeier geben. Bedeutend ist der Turm auf dem 485,2 Meter hohen Bopser nicht nur wegen seiner Rolle als erster Fernsehturm überhaupt, sondern auch wegen seiner zur Bauzeit neuartigen Bauweise aus Stahlbeton mit einem Turmkorb und der vertikalen Kragarmbauweise. Von seiner Eröffnung an diente der Stuttgarter Pionierturm als Vorbild für viele andere Fernsehtürme weltweit; zahlreiche davon, beispielsweise der Europaturm in Frankfurt am Main, können mittlerweile nicht mehr besucht werden.

 

Umgeben von Wäldern und Großstadt bietet der Fernsehturm ein einmaliges Panorama (Bild: Astrid Diepes)

Umso schöner, dass der erste Fernsehturm der Welt, der in seiner 60-jährigen Geschichte bereits über 25 Millionen Gäste erfreute, jetzt wieder besichtigt werden kann. Kritische Stimmen zum Bahnprojekt Stuttgart 21 äußern die Befürchtung, der Turm könne sich senken und schief werden, falls der Fildertunnel direkt unter ihm verlaufen sollte. Doch zumindest für den Moment ist Stuttgarts Wahrzeichen sicher. Mit Hilfe eines im Auftrag des Südwestrundfunks erstellten Gutachtens und den damit verbundenen Änderungen erfüllt der Fernsehturm die notwendigen Voraussetzungen, um wieder gefahrlos besichtigt werden zu können. Konkret verbessert wurde die Sicherheitslage mit Maßnahmen wie einer flammhemmenden Umkapselung der Kabel und Horizontalschottungen an den Hochfrequenzkabeln im Abstand von 1,20 Meter.

 

Architekt Prof. Fritz Leonhardt verdanken wir den ersten Fernsehturm der Welt (Bild: Astrid Diepes)

Um die hohen Kosten für die Renovierungsarbeiten auszugleichen, kostet ein Einzelticket nun 7 Euro statt wie bisher 5 Euro. Dafür gibt es jedoch für eingefleischte Fans des Fernsehturms eine Möglichkeit, Geld zu sparen: Mit einem Jahresticket für 25 Euro dürfen sie ab dem Tag des Erwerbs ein Jahr lang so oft sie möchten den einmaligen Ausblick genießen. Geburtstagskinder haben freien Eintritt. Auch das dazugehörige Café und Restaurant wurden optisch rundumerneuert. Im Turm-Café kann man bei einem leckeren Cappuccino den Blick über die Stuttgarter City oder weit übers Land schweifen lassen. Auch für Fernsehturm-Freunde mit Höhenangst gibt es die Möglichkeit, einzukehren: Das „Leonhardts”, ein Restaurant am Fuße des Fernsehturms, verdankt seinen Namen dem Vater des architektonischen Meisterwerks. Professor Fritz Leonhardt wurde für seinen Entwurf des Fernsehturms 1959 mit dem Paul-Bonatz-Architekturpreis ausgezeichnet. Ein halbes Jahrhundert später erhielt der Turm von der Bundesingenieurkammer den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland”. Seit 1986 ist er offiziell ein Kulturdenkmal. Bei besonders klarem Wetter reicht der Blick gar bis zur Schwäbischen Alb, zum Schwarzwald und zum Odenwald. Egal ob Groß oder Klein, Einheimische oder Fremde, hier oben über den Wolken vergisst jeder für einige Zeit seine Alltagssorgen.

 


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