Fröhliche Weihnacht überall
"Fröhliche Weihnacht überall, tönet durch die Lüfte froher Schall. Weihnachtston, Weihnachtsbaum, Weihnachtsduft in jedem Raum!" Wenn wir am Donnerstag unterm Weihnachtsbaum feierlich dieses Lied singen, freuen wir uns, das Frohe Fest mit unseren Traditionen zu feiern. Aber welche Weihnachtstraditionen gibt es eigentlich anderswo?
Alljährlich unterm Weihnachtsbaum feiern Menschen weltweit mit unterschiedlichen Traditionen (Bild: Astrid Diepes)
In unserer globalisierten Welt ist Weihnachten einer der seltenen Tage, an denen sich regional unterschiedliche Traditionen behauptet haben. Besonders deutlich zeigt sich das beim russischen Weihnachtsfest. Im kalten Russland ist der russisch-orthodoxe Glaube weitverbreitet. Dort gilt auch noch der alte julianische Kalender, benannt nach Julius Cäsar. Daher wünscht man sich dort auch erst am 7. Januar "С РОЖДЕСТВОМ!" ("Frohe Weihnachten" auf Russisch). Davor begehen russisch-orthodoxe Christen traditionell ein 40-tägiges Weihnachtsfasten. Dieser Brauch war ursprünglich eine Art Erntedankfest, nachdem im Spätherbst die Ernte eingefahren worden war. Beim Fasten lernten die Menschen, sich die beschränkten Wintervorräte einzuteilen und empfanden so Dankbarkeit für die Lebensmittel. Gleichzeitig gilt das Weihnachtsfasten bei den streng gläubigen Russen noch heute als körperliche und seelische Reinigung, um bei den Feierlichkeiten zu Ehren des Jesuskindes ein reines Herz zu haben. Am 7. Januar endet das Weihnachtsfasten mit einem Festessen. Die Zutaten für das "Sochivo" – Getreide, Honig, Mandeln und Mohn – stehen für Unsterblichkeit und Frieden. Zudem wird ein dreistündiger feierlicher Gottesdienst mit Lichterprozessionen begangen.
In Russland wird Weihnachten nach dem julianischen Kalender erst am 7. Januar begangen (Bild: Astrid Diepes)
In Russland heißt der Weihnachtsmann übrigens "Ded Moroz Iwanowitsch", zu Deutsch "Väterchen Frost". Er ist Herrscher über den russischen Winter, über Eis und Schnee. Er zaubert eine dicke Eisschicht über Seen und Flüsse, indem er sein Zepter in die russische Erde stößt. Wenn Schneestürme des Nachts durch die dunklen Wälder pfeifen und an den Häusern rütteln, ist dafür Väterchen Frost verantwortlich. 1840 veröffentlichte der russische Dichter Wladimir Odojewskij das Märchen "Moroz Iwanowitsch", dem Väterchen Frost seinen Namen verdankt. In Alaska, wo die Geburt des Jesuskindes "Slaaviiq" heißt, halten Nachfahren russischer Einwanderer diese alten Traditionen bis heute am Leben. Viele der traditionellen Elemente stammen aus der Kultur des Yup’ik-Volks aus Südwest-Alaska. So ergibt sich eine interessante Mischung aus den alten, ursprünglichen Traditionen Alaskas und den slawisch-christlichen Einflüssen. Früher wurde im tiefen Winter feierlich den Tieren gedankt, die sich opfern und töten ließen, damit die Menschen sie essen und sich mit den Fellen wärmen konnten. Außerdem gedachte man den im vergangenen Jahr verstorbenen Menschen.
Beim Luciafest in Schweden bringen Kerzen Licht in die Dunkelheit (Bild: Astrid Diepes)
Damit verschmolzen ist heute der ukrainische Brauch, mit einem großen Stern, der an einer langen Stange befestigt ist, von Haus zu Haus zu ziehen und dabei orthodoxe Lieder zu singen, um anschließend zusammen zu feiern und im Andenken an die Verstorbenen Geschenke auszutauschen. Während bei russisch-orthodoxen Christen bis zum großen Fest noch ein paar Tage ins Land gehen, wurde in Schweden bereits am 13. Dezember mit dem Luciafest ein wichtiges weihnachtliches Heiligenfest begangen. An diesem Tag gedenken die Schweden der Heiligen Lucia von Syrakus. Lucia starb im Alter von nur 21 Jahren als Märtyrerin im italienischen Syrakus. Ihr Name bedeutet "die Leuchtende"; ihr Gedenktag wird mit Lichterprozessionen begangen. Dafür trägt ein junges Mädchen, die als Lucia verkleidet ist, in weißem Gewand mit rotem Gürtel einen Kerzenkranz auf dem Kopf. Es gibt traditionelles Lussekatter-Gebäck mit Safran und die Menschen singen Lieder zu Ehren Lucias. Noch bevor das Luciafest vermutlich gegen Mitte des 18. Jahrhunderts in Teilen Schwedens aufkam, wurde am 13. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres, die Sonnenwende gefeiert.
Die Weihnachtskrippe zeigt die Heilige Familie im Stall (Bild: Astrid Diepes)
Die Heilige Lucia weihte ihr Leben Jesus Christus und gelobte, zeitlebens unverheiratet zu bleiben. Als sie einen interessierten Bräutigam verschmähte, klagte dieser sie in der diokletianischen Verfolgung als Christin an, woraufhin sie als Strafe in ein Bordell gebracht werden sollte. Lucia blieb jedoch so standhaft, dass selbst 1.000 Männer und ein Ochsengespann nicht dazu in der Lage waren, sie dorthin zu bringen. Lucia wurde mit einem Schwertstich in den Hals getötet.
In Italien feiern viele Ortschaften von Ende November bis Weihnachten die Geburt des Christuskindes mit lebensgroßen Weihnachtskrippen. Teilweise sind die Krippen aus Holz, Gold oder Silber gefertigt, teilweise stellen lebendige Menschen Maria und Giuseppe dar.
Besonders schön ist ein polnischer Weihnachtsbrauch: Wenn dort an Heiligabend der erste Stern am winterlichen Nachthimmel erscheint, beginnen die Feierlichkeiten. Zusätzlich zu den Gedecken für die Familienmitglieder wird dann ein weiteres aufgelegt, für den Fall, dass unerwartet ein fremder Gast dazukommt. Dieser Brauch zeigt die Gastfreundschaft der Polen und symbolisiert die Weihnachtsgeschichte: Maria und Joseph, zwei Menschen, die erschöpft und in Not eine Unterkunft suchten, wies ein Stern am Nachthimmel den Weg zu einer sicheren Unterkunft und in eine hoffnungsvollere Zukunft.
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