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Befreiungsschlag gesucht

Mit neuem Kapitän trifft Hertha BSC am Samstag im Olympiastadion auf die SpVgg Greuther Fürth. Der erste Sieg soll endlich her. Dardais Optionen im Mittelfeld werden knapper - und vor einem Schweden dürften die Berliner gewarnt sein. Von Anton Fahl

Fünf Fakten zum Spiel

  • Hertha BSC ist der erste Absteiger der Bundesliga-Geschichte, der mit null Toren und null Punkten aus den ersten drei Spieltagen in eine Zweitliga-Saison gestartet ist
  • Im Olympiastadion hat die "Alte Dame" noch nie gegen Fürth verloren (vier Siege, ein Remis)
  • Das letzte Fürther Zweitliga-Tor gegen Hertha gelang Fred Schaub: am 1. August 1981
  • Fürths Kapitän Branimir Hrgota traf in der Bundesliga-Saison 2021/22 drei Mal gegen die Blau-Weißen
  • Hrgota steht vor seinem 100. Zweitliga-Spiel (alle für Fürth) Der Gegner-Experte

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich bei der SpVgg Greuther Fürth

Anders als die Herthaner haben die Fürther in der laufenden Spielzeit schon einiges fürs Punkte- und Torekonto getan. Mit einem furiosen 5:0-Heimsieg ist die SpVgg Greuther Fürth gegen den SC Paderborn in die Saison gestartet. Im Liga-Betrieb folgte eine Niederlage bei Holstein Kiel - nach Fürther Führung -, während die Pflichtaufgabe beim Drittligisten Hallescher FC in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 1:0 gelöst wurde. Am vergangenen Wochenende trennte sich "das Kleeblatt" mit einem torlosen Remis vom FC St. Pauli.

"Fürth hat bisher in jedem Spiel über lange Strecken dominiert. Gegen Kiel waren es schlechte zehn Minuten, in denen sie hinten sehr offen waren und danach nicht mehr die Kontrolle über das Spielgeschehen hatten", sagt Fürth-Fan und -Experte Joshua Leykam, der wöchentlich im Podcast 'Fürther Fußballgötter' über den Verein berichtet. "Die Chancenverwertung ist aber noch ausbaufähig. Die Treffsicherheit hat bislang nur Hrgota nachgewiesen, der auf der Zehn spielt und das Herzstück der Mannschaft ist."

Das bewegt die Fans

Der nächste Gegensatz zu Hertha BSC: In Fürth herrscht in der Regel Ruhe rund um den Verein. "In Fürth ist es eigentlich immer relativ ruhig. Hier wird nichts hochgekocht, was natürlich auch damit zu tun hat, dass er hier nur wenige Medien gibt", sagt Leykam mit einem Lachen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Kapazitäten bleiben, um zu verfolgen, was die Konkurrenz treibt. "Ich schaue immer mit einem Grinsen auf Hertha. Es passiert immer wahnsinnig viel in dem Verein: Big City Club, Windhorst, Jürgen Klinsmann. In der laufenden Saison habe ich die beiden Top-Spiele von Hertha gesehen. Es ist auffällig, dass Spieler teilweise auf abstrusen Positionen eingesetzt werden", so Leykam weiter. "Jeremy Dudziak ist ja vor der Saison von Fürth zu Hertha gewechselt und wurde zunächst als linker Verteidiger eingesetzt. Seine defensiven Qualitäten sind mir aus seiner Zeit bei uns ehrlich gesagt aber nicht so richtig in Erinnerung geblieben."

Was die sportlichen Ambitionen der Fürther betrifft, hat Leykam klare Vorstellungen: "Im besten Fall können wir in dieser Saison oben anklopfen. Das Leistungsniveau des Kaders könnte dafür reichen, Richtung Aufstieg zu gehen", sagt er. "Dafür müssten die Spieler aber jede Woche das Maximum herausholen. Auf jeden Fall sollte es am Ende der Saison aber wieder auf einen einstelligen Tabellenplatz hinauslaufen. Damit wären alle Fans einverstanden, nachdem die letzte Saison doch recht turbulent war."

Auf diesen Spieler muss Hertha achten

Branimir Hrgota. Seit seinem Wechsel nach Fürth im Sommer 2019 sammelte der Schwede in jeder Saison im zweistelligen Bereich Scorerpunkte - in der noch frischen Zweitliga-Spielzeit hat Hrgota bereits drei Mal genetzt. "Er ist ein sehr, sehr guter Fußballer, der auch immer wieder das Auge für seine Mitspieler hat. Hrgota hat in jeder Saison Phasen, wo er fünf, sechs Spiele am Stück richtig stark ist, viele Tore erzielt und Vorlagen gibt. Dann gibt es aber auch immer wieder Spiele, in denen er in der Luft hängt", sagt Leykam über den Fürther Kapitän.

Obacht: In der Saison 2021/22, als die Berliner zuletzt auf die Fürther trafen und die Heimmannschaft jeweils mit 2:1 gewann, erzielte Hrgota alle drei Tore für die Spielvereinigung.

Die Stimmen der Trainer

Pal Dardai: "Ich erwarte, dass wir so spielen wie gegen Düsseldorf und Wiesbaden. Das waren beides knappe Spiele. Ich erwarte aber auch Abschlüsse, Spielzüge, Mut. Es muss irgendwann mal einen Befreiungsschlag geben. Die Jungs sollen gegen den Ball kämpfen und alles tun, mit Ball aber mit Spaß und Freude spielen."

Alexander Zorniger: "Berlin und Hertha hört sich immer noch nach Erster Liga an. Deswegen ist es uns auch relativ egal, wie es tabellarisch gerade aussieht. Ein Umbruch nach einem Abstieg aus der Ersten Liga ist nie ganz so einfach, zumal Hertha auch durchaus hochqualifizierte Gegner hatte. Pal Dardai ist aber dafür bekannt, dass er Truppen zusammenschraubt."

So könnte Hertha spielen

Nach den Abgängen von Interimskapitän Marco Richter und Suat Serdar werden die Optionen für Coach Dardai im Mittelfeld immer überschaubarer. Pascal Klemens und Marton Dardai werden wohl erneut vor der Abwehrkette auflaufen. Toni Leistner zog sich im Spiel beim HSV einen Nasenbeinbruch zu und wurde operiert, steht aller Voraussicht nach aber am Samstag zur Verfügung - und dürfte prompt ein neues Amt bekleiden.

"Wenn er spielen kann, ist Toni Kapitän. Er hat nicht nur das Alter und die Erfahrung dafür, sondern ist hier als Typ und als Mensch angekommen, als ob er schon seit 20 Jahren hier wäre", lobte Pal Dardai den 33-jährigen Innenverteidiger. "Er hat einen Riesen-Respekt von den Jungs, das hat man gleich gespürt. Er gibt immer gute Tipps und ist ein Team-Player."

Herthas mögliche Startelf: Ernst - Pekarik, Leistner, Gechter, Karbownik - Klemens, M. Dardai - Winkler, P. Dardai, Reese - Tabakovic

Prognose

Im heimischen Olympiastadion trifft Hertha BSC am Samstag (13 Uhr) auf einen Gegner, der mit Selbstvertrauen nach Berlin reist und die Defensive der "Alten Dame" vor Probleme stellen wird. Sollte Hertha ähnlich auftreten wie in Hamburg, dürfte es auf die nächste Niederlage hinauslaufen. Wenn es Dardais Team jedoch gelingt, wieder konsequent als Mannschaft zu verteidigen und vorne das ersehnte erste Erfolgserlebnis zu feiern, kann der von Dardai erhoffte Befreiungsschlag gelingen.

Redaktionstipp: Hertha BSC erarbeitet sich ein 2:1 und feiert den ersten Sieg in der 2. Bundesliga.

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