In Deutschland ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Wochenende erstmals über die 500er-Marke geklettert. In Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden lag die Inzidenz zuletzt sogar deutlich höher. Ein Blick in die Nachbarländer zeigt unterschiedliche Strategien, aber auch Gemeinsamkeiten im Kampf gegen Covid.
Die Infektionszahlen kennen in Deutschland im Moment nur eine Richtung: steil nach oben. Seit dem Wochenende liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über der 500er-Marke.
Eine Entwicklung, die zuletzt auch in Deutschlands Nachbarländern zu beobachten war, den Trend hierzulande aber teilweise noch weit übertrifft. Ein Blick nach Frankreich, Großbritannien und in die Niederlande zeigt unterschiedliche Strategien, aber auch Gemeinsamkeiten im Kampf gegen Covid:
Großbritannien: Welle ebbt ab
Nach einem massiven Anstieg der Infektionszahlen, verursacht durch die Omikron-Variante, gehen die Zahlen im Vereinigten Königreich derzeit wieder zurück: Die Sieben-Tage-Inzidenz fiel von über 2600, Anfang Januar, auf knapp unter 1000 am Dienstag. Auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen nahm zuletzt leicht ab.
Auch wenn die Ansteckungen sich damit noch immer auf einem hohen Niveau befinden -Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen erste Hinweise darauf, dass damit die Welle der Infektionen ihren Höhepunkt überschritten haben könnte.
Um einem massiven Personalmangel im Gesundheitsbereich und anderen Branchen entgegenzuwirken, hat Großbritannien die Quarantäneregeln zuletzt angepasst: Infizierte können seit Montag ihre Isolation bereits nach fünf vollen Tagen beenden.
Die neue Regelung sieht vor, dass nach zwei negativen Antigen-Selbsttests an Tag fünf und Tag sechs die Quarantäne vorzeitig enden kann, solange kein Fieber vorliegt. Gezählt wird dabei vom Tag nach Beginn der Symptome oder des ersten positiven Testergebnisses.
Die hohen Infektionszahlen hatten dafür gesorgt, dass reihenweise Krankenhäuser in England angaben, ihren Betrieb nicht wie üblich aufrechterhalten zu können, weil viele Mitarbeiter in Isolation mussten.
Schnelltests sowie PCR-Test auf das Coronavirus sind in Großbritannien kostenfrei. Allein am Montag wurden mehr als 1,3 Millionen Tests durchgeführt.
Auch in Sachen Sequenzierung ist Großbritannien Spitzenreiter: England hat bislang insgesamt gut 24 Prozent aller weltweiten Covid-19-Sequenzierungen zur Initiative GISAID beigesteuert, die die weltweiten Sequenzierungsdaten sammelt.
Weltweit haben nur die USA mehr Sequenzierungen eingereicht. Ihre Analysen machen einen Anteil von fast 32 Prozent aus.
Frankreich setzt auf Konfrontationskurs
In Frankreich lässt sich ein ähnlicher Trend beobachten wie in Großbritannien: Ist die Zahl der Neuinfektionen mit der Verbreitung der Omikron-Variante sehr stark gestiegen, scheint sich nun ein Abwärtstrend abzuzeichnen.
Am Dienstag gab das französische Gesundheitsministerium die Sieben-Tage-Inzidenz mit rund 2990 an. Die Hospitalisierungsrate verzeichnete zuletzt eine Steigerung um über 10 Prozent.
Obwohl in Frankreich mehr als 91 Prozent der Erwachsenen bereits vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, setzt die französische Regierung weiterhin auf Konfrontationskurs mit Impfverweigerern.
So wurden am Samstag etwa neue Maßnahmen beschlossen: Liegt die letzte Immunisierung zu weit zurück, ist der Status nicht mehr gültig. Als vollständig geimpft gilt nur noch, wessen Impfung nicht länger als sieben Monate her ist.
Der vollständige Impfstatus ist seit Samstag auch Voraussetzung für den digitalen Corona-Pass, der den sogenannten Pass Sanitaire ablösen soll. Dieser 2G-Nachweis ist Zugangsvoraussetzung für viele öffentliche Orte, etwa für Veranstaltungen, Cafés und Restaurants. Er wird aber auch für Fernreisen per Zug oder Flugzeug benötigt.
Kostenfreie Tests und verkürzte Quarantäne
Während für Geimpfte die Corona-Tests in Frankreich kostenfrei sind, müssen Ungeimpfte bereits seit Oktober letzten Jahres selbst dafür aufkommen. Ausgenommen davon sind Minderjährige sowie Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht gegen das Virus impfen lassen können. Auch nach einer ärztlichen Verschreibung ist ein Test kostenfrei.Auch Frankreich hat, ähnlich wie Großbritannien, die Quarantäneregeln gelockert, um einem Personalmangel aufgrund der vielen Ansteckungen entgegenzuwirken: Bereits seit Anfang Januar müssen vollständig Geimpfte im Fall einer Infektion nur noch sieben Tage in Quarantäne. Diese kann zudem mit einem negativen Schnelltest oder PCR-Test auf fünf Tage verkürzt werden.
Für nicht oder nicht vollständig Geimpfte bleibt es bei einer Quarantäne von zehn Tagen, die mit einem negativen Test auf sieben Tage verkürzt werden kann.
Bei Kontakt mit einer erkrankten bzw. infizierten Person müssen vollständig Geimpfte nicht mehr in Quarantäne. Sie müssen lediglich ein negatives PCR- oder Antigen-Testergebnis vorweisen und sich innerhalb von sechs Tagen regelmäßig selbst testen. Personen, die nicht oder nicht vollständig geimpft sind, müssen in diesem Fall weiterhin sieben Tage in Quarantäne.
Wie in Großbritannien wird auch in Frankreich vergleichsweise viel getestet.
Niederlande beenden Lockdown
Die Niederlande haben am Freitag ihren mehrwöchigen Lockdown beendet. Das Land hatte sich seit dem 19. Dezember als einziges europäisches Land in einem strengen Lockdown befunden.
Geschäfte, Friseure und Sportclubs sowie Hochschulen dürfen nun wieder öffnen. Jedoch müssen Gaststätten, Museen, Theater und Kinos weiter geschlossen bleiben. Auch Veranstaltungen sind weiterhin verboten.
Die Sieben-Tage-Inzidenz war auch während des Lockdowns weiter gestiegen: Am Dienstag gaben die niederländischen Behörden diese mit 1435 an. Allerdings ist die Zahl der Hospitalisierungen innerhalb eines Monats von rund 263 auf 113 gesunken.
Wie Großbritannien haben auch die Niederlande ihre Quarantäneregeln kürzlich angepasst. Personen, die bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben oder kürzlich genesen sind, müssen nach dem Kontakt mit einer infizierten Person nun nicht mehr in Quarantäne.
Nicht geimpfte Kontaktpersonen müssen weiterhin mindestens für fünf Tage in Quarantäne. Erst nachdem ein negatives Testergebnis vorliegt, darf die Quarantäne beendet werden.
Die Impfquote in den Niederlanden ist hoch: Laut dem niederländischen Gesundheitsministerium sind rund 86 Prozent der Erwachsenen doppelt geimpft. Etwa 50 Prozent haben eine dritte Impfung erhalten.
Am 25. Januar soll in den Niederlanden über weitere Lockerungen entschieden werden.
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