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Sheryl Sandberg: Mutter des Erfolgs

Facebook-Managerin Sheryl Sandberg

Sheryl Sandberg, 42, sitzt in einem Konferenzraum der Facebook-Zentrale.

Um sie herum lauter Männer zwischen 20 und 30 in Kapuzenpullis und Turnschuhen. Gerade hat sie von einer Karikatur erzählt, die sie in den Neunzigerjahren in einer Zeitung gesehen hat. Die Kollegen schauen sie entgeistert an, als würden sie sich wundern, dass ihre Chefin sich an eine Zeit erinnert, in der noch Zeitung gelesen wurde. Sheryl Sandberg ist im Facebook-Team eine Ausnahmeerscheinung - und wird bejubelt. "Sie will Leuten wirklich helfen und nicht das Aushängeschild sein", schwärmt Mark Zuckerberg, 27, der Gründer der Internetgemeinschaft. "Ohne sie wären wir nicht vollständig."

Wenn demnächst das Imperium aus Menlo Park im Silicon Valley an die Börse gegangen ist, soll es zwischen 80 und 100 Milliarden schwer sein, einer der mächtigsten Global Player mit rund 800 Millionen Mitgliedern. Sheryl Sandberg, in Washington geboren, steht heute bei an zweiter Stelle nach Mark Zuckerberg. Als sie 2008 von Google kam, überzeugte sie erstmal ihren Chef, dass eine coole Website allein keinen Gewinn bringt. Also öffnete sich Facebook für Werbung. Doch Profit ist nicht alles für die fünftmächtigste Frau der Welt ("Forbes"). Sheryl Sandberg treibt noch eine andere Vision an: Sie träumt von einer Welt, in der die Hälfte der Firmen von Frauen geführt wird und die Hälfte aller Haushalte von Männern. Denn von den 500 umsatzstärksten Firmen weltweit haben nur 13 weibliche Geschäftsführerinnen. Also fördert sie Mitarbeiterinnen und organisiert Treffen mit Managerinnen im Silicon Valley. Bei Auftritten appelliert die Harvard-Absolventin an ihre Zuhörerinnen: "Seid selbstbewusst und stellt nicht ständig eure Leistung infrage - die Männer tun es auch nicht!" Ihr Erfolgsrezept gibt sie dabei gern weiter: "Setzt euch durch. Hebt eure Hand, wenn neue Aufgaben zu verteilen sind, selbst wenn sie euch zu schwer erscheinen. Habt keine Angst davor, Familie und Beruf nicht in Einklang bringen zu können." Als Mutter eines sechsjährigen Sohnes und einer dreijährigen Tochter weiß sie, wie herzzereißend es sich anfühlt, wenn die Tochter weinend am Rockzipfel hängt und fleht "Mami, steig nicht in den Flieger!"

Die Führunspersönlichkeit der Überfliegerin beschreibt Dr. Marcel Reichart, einer der Gründer der "Digital Life Design"-Konferenz, bei der Sandberg im Januar in München zu Gast war: "Sie ist Vorbild gerade für Frauen in Führungspositionen, viele wollen sein wie sie und man hat den Eindruck, dass Menschen gern mit ihr und für sie arbeiten." Der Medienmanager erlebte sie als direkt, konzentriert, sehr sympathisch und beeindruckend locker.

Nach der Konferenz in München hatte Sheryl Sandberg ein dunkelblaues Dirndl im Gepäck, ein Geschenk vom Trachtenladen "Angermaier". Nina Munz, die Tochter des Besitzers, schwärmt gegenüber "Gala": "Frau Sandberg ist sehr offen, ohne jegliche Attitüde." In der Zentrale von Facebook hängen Slogans wie "Think big. Dream big." Und wenn Mark Zuckerberg sie neckt, "Wann kommt eigentlich die Midlife-Crisis, mit 30?", dann lächelt sie nur souverän. "Sheryl wird in den nächsten Monaten bis zum Börsengang eine entscheidende Rolle spielen", sagt Matt Cohler, Berater bei Facebook. Und, da sind sich Insider einig, auch weit darüber hinaus. Annette Dönisch

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