Guillermo del Toro. Jeder Mensch, der ein wenig von Filmen versteht, sollte den Namen bereits gehört haben. Egal ob Pan's Labyrinth, Hellboy oder auch die neue TV-Serie The Strain. Er gilt als einer der beliebtesten und erfolgreichsten Regisseure. Dementsprechend groß war die Neugierde, als mit Crimson Peak ein komplett neuer Film angekündigt wurde.
Als absoluter Fan der del Toro- Werke freute ich mich riesig, als ich mir den ersten Trailer ansah. Düstere Stimmung, ein fantastisches Setting und schöne Bilder. Alles deutete auf einen guten Film nach der alten Guillermo-Formel hin. Wie sich die Ode an viktorianische Liebesgeschichten auf der Leinwand schlägt, versuche ich hier zu vermitteln. Ohne dabei zu viel zu verraten.
Edith Cushing ist eine junge Autorin mit einer besonderen Vorliebe für Geistergeschichten. Egal ob paranormale Bilder oder auch eigene Sichtungen. Edith ist fest davon überzeugt, dass es sie gibt. Nach dem Tod ihrer Mutter sieht sie stets deren schwarzen, verschleierten Geist um sich herumschleichen. Es ist andauernd dieselbe Nachricht, die die verstorbene Mutter ihr überbringt: Hüte dich vor Crimson Peak. Zusammen mit ihrem Vater lebt die naive Schriftstellerin in Amerika. Als der sehr charmante, wenn auch etwas unheimliche Thomas Sharpe in ihr Leben tritt, ist sie hin und weg von seiner mysteriösen, geheimnisvollen Art. Um nicht wichtige Teile der Geschichte zu spoilern, überspringen wir hier ein paar Minuten. Edith ist so sehr verliebt in ihren mysteriösen Angebeteten, dass sie beschließt diesen zu heiraten, um von nun an mit ihm in seiner Villa zu leben.
Angekommen in dem leicht verkommenen Haus, rückt nun auch Lucille Sharpe in den Vordergrund. Sie stellt, neben ihrem Bruder Thomas, die böse Seite der beiden dar. Zickig, etwas unheimlich, Ediths Schritte in der Villa beobachtend, wirft sie vom ersten Moment an ein schlechtes Licht auf die Sharp-Familie. Einige nächtliche Spaziergänge und schreckliche Entdeckungen bereiten der verunsicherten Schriftstellerin Sorgen. Langsam aber sicher kommt sie dem Geheimnis Crimson Peaks auf die Spur.
Komplett unbelastet konnte ich leider nicht an den Film herangehen. Seit Jahren ist Guillermo mein Lieblingsregisseur, mit Pans Labyrinth schaffte er einen so (wortwörtlich) unheimlich schönen Film, dass ich mir diesen, auch nach der fünfzigsten Wiederholung, noch einmal ansehen möchte. Bereits in der Vergangenheit näherte sich Guillermo dem Horrorgenre. Mit Mama brachte er es im Jahr 2013 leider nur auf halbwegs gute Kritiken. Schuld waren hier aber meiner Meinung nach die überzogenen Erwartungen seitens der Zuschauer.
Setzt man sich in einen Film, geschrieben und produziert von dem beliebten mexikanischen Regisseur, so sollte man einiges im Vorfeld wissen. So setzt er beispielsweise nicht auf den so schrecklich verkommenen Horror, der uns heute teilweise vorgesetzt wird. Wer hier schrecklich laute Jumpscares, idiotische Renn- und Stolperszenen oder den Mörder mit der Kettensäge sucht, der ist definitiv im falschen Film. In Crimson Peak setzt sich Guillermo mit dem so beliebten viktorianischen Charme auseinander. Er selbst bezeichnet das Ganze als ein „Gothik-Liebesdrama". Der Horror soll hier also nicht im Vordergrund stehen, sondern eher die Handlung unterstützen. Für mein krampfhaftes Zusammenzucken im Kino hat es jedoch trotzdem gereicht.
Wie bei jedem guten Film gibt es jedoch natürlich auch hier ein wenig Kritik. Gut gelungene Filme sind wunderbar und erfreuen mich immer wieder, Luft nach oben gibt es aber immer. So hätte ich mich gefreut, wenn man im Laufe des Films mehr auf die Geschichte der beiden Geschwister eingegangen wäre, denn diese birgt einige Überraschungen. Leider wurde die dem Zuschauer erst in der letzten halben Stunde des Films offenbart, statt sie zusammen mit dem Film zu entfalten. Vor allem psychische Aspekte hätten um einiges besser dargestellt werden können, insbesondere bei Lucille.
Crimson Peak lebt, typisch für Guillermo del Toro-Filme, von seiner dichten Atmosphäre. Auch wenn die Geschichte hinter dem mysteriösen Haus und deren Bewohnern weder neu noch überraschend ist, saß ich auch dieses Mal in meinen Kinositz und dachte, auch Tage später noch, darüber nach. Es ist weder ein Horrorschocker noch eine schnulzige Liebesgeschichte. Es ist ein Film, ganz nach der für Guillermo typischen Formel. Dass dies nicht für jeden etwas ist, kann man an den stark gespaltenen Kritiken über Crimson Peak erkennen. Wer auf Horror, Märchen UND Horrormärchen steht, der sollte jedoch schnellstmöglich das nächste Kino aufsuchen und sich an Crimson Peak heranwagen.