Die Sonne steht tief über West Oakland, als Theo Cedar Jones aus seinem Van steigt. Er schultert seine Gitarre, wuchtet den Verstärker von der Ladefläche, die auch sein Bett ist. Eine dunkle Höhle aus Matratzen und Decken, sein Zuhause, seit er vor zehn Monaten sein altes Leben hinter sich ließ: das große Haus, die Palmen im Vorgarten, die Mitbewohner, mit denen es zuletzt ständig Streit gab, die seit der Pandemie keine Miete mehr zahlten.
Am Ende hatten sie Mietschulden von 12.000 Dollar. Da zog Theo aus, lieber obdachlos, sagt er, als dieser Stress. Er hätte Oakland verlassen können, zu seiner Mutter ziehen. Aber dazu war er zu stolz. Sich aus der Stadt vertreiben lassen, wo er seit 55 Jahren lebt, das wollte er nicht.
Er schlief eine Zeit lang auf dem Sofa im Tonstudio, in dem er mit seiner Band probte. Bis der Besitzer ihn rausschmiss. Netterweise schenkte er ihm diesen Van, einen Ford aus den Neunzigern.Das Studio liegt an der Wood Street, hundert Meter Luftlinie von dort, wo Theo jetzt seinen Van geparkt hat. Von seinem alten zu seinem neuen Leben waren es nur ein paar Schritte. Sie waren viel leichter, als er gedacht hatte. Als Musiker hatte er jahrelang von der Hand in den Mund gelebt, selten mehr als einen Gig von der Obdachlosigkeit entfernt, dazu die Miete, die immer teurer wurde, 50 Prozent in den letzten fünf Jahren. Die Angst, auf der Straße zu landen, einer von denen zu werden, die außerhalb der Gesellschaft leben, war sein ständiger Begleiter.
580.000 Obdachlose. Das ist die offizielle Schätzung der amerikanischen Regierung, sie stammt aus dem Jahr 2020, vor dem Beginn der Pandemie. Damit ist noch nicht das Niveau aus den Zeiten der Finanzkrise erreicht, als es über 600.000 Obdachlose in den USA gab. Seit 2016 steigen die Zahlen kontinuierlich. Im März waren 6,4 Millionen Haushalte mit der Miete im Rückstand. Eine Studie der Columbia University prognostiziert, dass die hohe Arbeitslosigkeit seit Corona die Obdachlosenzahlen um 45 Prozent steigern könnte.
Man sieht es überall: Obdachlose campieren am Venice Beach in Los Angeles, schlafen in der New Yorker Metro und auf den Autobahnbrücken in Washington, D. C. In San Francisco steht eine ganze Zeltstadt vor dem Rathaus, daneben liegt das Tenderloin, ein Slum mitten in einer der teuersten Metropolen der Welt.Obdachlosigkeit ist in den USA ein Problem, das außer Kontrolle geraten ist. Die Behörden wissen schon lange nicht mehr, wohin mit all diesen Menschen.
In Oakland, einer Stadt in Kalifornien mit nicht mal einer halben Million Einwohner, leben über 4000 Obdachlose. Theo ist einer von ihnen. Doch seine Angst vor der Straße ist etwas anderem gewichen: der Hoffnung. Und der Grund dafür ist ausgerechnet dieser Ort, die Wood Street...Die komplette Reportage hier: http://https//www.berliner-zeitung.de/wochenende/endstation-hoffnung-wie-obdachlose-in-den-usa-fuer-ein-besseres-leben-kaempfen-li.191439 Original