Für die mehr als 100 000 Vertriebenen aus Bergkarabach ist der Neuanfang schwer, denn in Armenien sind Wohnraum und psychologische Hilfe knapp.
Von ihrem alten Zuhause ist Larissa Davtyan nicht viel mehr geblieben als ein Glas voll Erde. Mit der Hand kratzte sie die 21-Jährige hastig zusammen. Sie erinnert Davtyan an den Gemüsegarten ihrer Familie, der ihnen beim Überleben geholfen hatte. Im vergangenen Dezember hatte Aserbaidschan eine neun Monate dauernde Blockade verhängt, um die Bevölkerung Bergkarabachs auszuhungern. In dieser Zeit teilte Larissa Davtyans Familie alles Essbare mit den Nachbar:innen in Stepanakert. Als es kein Gas mehr für den Herd gab, kochten sie gemeinsam im Garten über offenem Feuer. Dann, am 19. September, griff Aserbaidschan Bergkarabach an. Wie Zehntausende andere auch, entschied sich die Familie zur Flucht.