Lithium ist weltweit begehrt, es steckt in Batterien, Glas, Schmierstoffen. In Nevada soll das weiße Gold jetzt im großen Stil abgebaut werden – gegen den Protest der Indigenen. Für die USA geht es um viel.
Wo heute Grenze mit dem US-Staat Oregon im Wüstenstaub verschwimmt, entlud sich vor rund 16 Millionen Jahren ein enormer Druck. Landmassen hoben sich, Magma drängte nach oben, bis die Kruste platzte und ein Supervulkan 1000 Kubikkilometer Asche und Lava in Richtung Himmel spie. Aufgetürmtes Gestein krachte in sich zusammen und formte einen 40 Kilometer langen, ovalen Kessel.
So gewaltig das Getöse gewesen sein mag, unter dem damals die McDermitt Caldera entstand, umso stiller ist es heute an ihrem Südzipfel. Hier liegt, eingefräst zwischen zwei rotbraunen Bergketten, der Thacker Pass. In unzähligen Tupfen überzieht Wüstenbeifuß das Land: silbergrüne Sträucher, die nach Salbei und süßem Senf duften und in denen sich Gabelantilopen, Zwergkaninchen und Schlangen tummeln. "Dieses Land ist tief mit unserer Kultur und Religion verbunden", sagt Daranda Hinkey, 24. Die Pauite-Shoshonin ist eine von vielen Indigenen, Naturschützerinnen und Umweltaktivisten, die dieses entlegene Paradies vor den Baggerschaufeln bewahren wollen.
Unter den verschlungenen Wurzeln der Sträucher schlummert ein Schatz, der sich nach der Entstehung der Caldera in Jahrmillionen gebildet hat: das größte Lithiumvorkommen der . Das Leichtmetall ist ein unverzichtbarer Rohstoff für die Batterien von Elektroautos; der Bedarf an Lithium wird sich laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) bis zum Jahr 2040 vervierzigfachen. Auf dem Thacker Pass will eine Minengesellschaft das "weiße Gold" nun heben.
Was hier im Norden Nevadas ausgefochten wird, ist ein Kampf, der stellvertretend für viele weitere steht - in Chile, Spanien oder auch in Serbien, wo im Januar ein großes Projekt zum Lithium-Abbau nach dem Protest der Anwohner vorerst gestoppt wurde (ZEIT Nr. 23/22). Überall wirft der Streit dieselben widersprüchlichen Fragen auf: Gelingt die Rettung der Welt von morgen nur durch die Zerstörung der gegenwärtigen Umwelt? Wer zahlt den Preis für die grüne Zukunft? Und ist die überhaupt so grün?...
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