Waren es im Oktober nur infizierte Betriebe in Jütland und Farmen in deren Umkreis von 7,8 Kilometern, die ihren Nerzbestand von vier Millionen Tieren keulen mussten, änderte die Regierung aus Angst vor weiteren Infektionen nun ihren Kurs. Zu schnell hat sich das Virus auf mittlerweile mehr als 280 Farmen verbreitet, wenn auch die „Cluster 5“-Mutationen bisher nur in Nordjütland nachgewiesen wurden. Mit der Anordnung im November galten in sieben Gemeinden Nordjütlands verschärfte Restriktionen. Diese wurden am Mittwoch fast vollständig aufgehoben, aber weiterhin gilt, dass Nerze im ganzen Land getötet werden müssen – unabhängig davon, ob Farmen infiziert sind oder nicht. 17 Millionen Tiere und mehr als 1100 Farmen sind davon betroffen. Die weltweit größte Produktion von Nerzfellen steht nach knapp einem Jahrhundert vor dem Aus.
Anna-Theresa Bachmann
Berlin
Feature
Von Mink und Mensch
Bis zum letzten Fell – oder was es bedeutet, wenn in Dänemark jetzt alle
Zuchtnerze getötet werden. Ein Besuch auf einer Pelztierfarm in
Seeland.
Wie es sein wird, wenn alles still ist, kann sich Christina Dahlin
noch nicht vorstellen. Sie funktioniere momentan nur: Rein in die
Arbeitsschuhe, raus zu den Tieren. Zwölf, manchmal dreizehn Stunden am
Tag, seit die dänische Regierung um Ministerpräsidentin Mette
Frederiksen am 4. November anordnete, dass alle Nerze im Königreich
getötet werden müssen. Auch in Fjenneslev, eine Autostunde südwestlich
von Kopenhagen, wo am Ende der Dorfstraße hohe Pappeln die Einfahrt zur
Nerzfarm säumen. Ein Familienbetrieb, den Dahlin und ihr Lebensgefährte
Hans Henrik Jeppesen bald von seinem Vater übernehmen wollten. Dann
sprang das Coronavirus im Sommer vom Menschen auf die Zuchtnerze
Nordjütlands über – und zurück. Mit Veränderungen, die als „Cluster 5“
Furore machen, obwohl diese Varianten noch nicht als besondere Gefahr
gelten und Dänemark selbst bisher weniger als 800 Covid-19-Opfer zu
beklagen hat.
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