1 subscription and 1 subscriber
Article

Demenz: "Die Krankheit hat ihn egoistisch gemacht"

Foto: Anna-Lena Schlitt

Als mein Mann vor eineinhalb Jahren starb, war ich erleichtert. Ich schäme mich dafür, aber ich dachte: "Endlich musst du dich um diesen ganzen Scheiß nicht mehr kümmern." Norbert hatte Frontotemporale . Ich habe ihn vierzehn Jahre lang gepflegt und mich dabei selbst fast verloren. Gleichzeitig war ich unendlich traurig. Norbert war mein Seelenverwandter, ich habe ihn sehr geliebt - und plötzlich war er nicht mehr da.


Norberts Tod war ein Tod auf Raten. Ich habe dabei zugesehen, wie er Stück für Stück verschwand. Irgendwann war von dem Mann, in den ich mich vor zwanzig Jahren verliebt habe, nichts mehr übrig. Die Demenz hat meinen Mann zu einem Fremden gemacht. Man sagt ja, man liebt von Herzen. Das ist Quatsch. Unsere Gefühle sind im Kopf - und wenn der Kopf kaputt ist, dann hast du keine Gefühle mehr.


Original