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Keine Zeit verlieren

Die Zahl der Organspenden hat einen historischen Tiefstand erreicht. Dabei sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 74 Prozent der Deutschen grundsätzlich zu einer Organ- und Gewebespende nach ihrem Tod bereit. Einen Organspendeausweis, in dem ihre Entscheidung auch schriftlich dokumentiert ist, besitzen allerdings nur 25 Prozent.

Ein Zeichen dafür, dass die Menschen zutiefst verunsichert sind. Verständlich. Denn nach Manipulationen von Wartelisten und anderen Unregelmäßigkeiten bleibt vor allem eines bei der Bevölkerung zurück: Misstrauen. Um das Vertrauen wieder herzustellen, bedarf es Transparenz, Aufklärung - und Zeit.

Es gibt aber noch einen Grund, weshalb sich nur wenige Menschen ausdrücklich für oder gegen eine Organspende entscheiden: Mit dem Organspendeausweis liegt ein Dokument auf dem Tisch, das von einem verlangt, sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen. Aber mitten im Leben über den Tod nachdenken - das macht wohl niemand gerne.

Sicherlich, der Tod ist eines der schwierigsten Themen. Dennoch ist es ratsam, sich frühzeitig mit dem Thema Organspende zu befassen. Schließlich kann jeder und jede jederzeit davon betroffen sein: als potenzieller Organspender oder als Organempfänger. Und vielen Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, läuft die Zeit davon.

Dass dreiviertel aller Menschen grundsätzlich einer Organspende zustimmen würden, zeigt, dass das Thema inzwischen als wichtig eingestuft wird. Es geht darum, sich überhaupt zu entscheiden - dafür oder dagegen. Der Organspendeausweis sieht beide Möglichkeiten vor.

Das ist sinnvoll, denn eine Organspende muss freiwillig bleiben, ist es doch eine sehr persönliche Entscheidung.

Es ist also keine ethische Pflicht, einer Organspende zuzustimmen, aber es ist die Pflicht eines jeden - auch mit Blick auf die Angehörigen, die möglicherweise die Entscheidung stattdessen treffen müssen - sich mit dem Thema zu beschäftigen und für sich zu entscheiden: Ich bin für oder gegen Organspende.

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