Frage dich nicht, wie du aussiehst, sondern wie du dich fühlst! Das ist das Motto der Amerikanerin Jessamyn Stanley in ihren begehrten Yoga-Kursen.
Als Mary noch Maria war, hatte sie Angst vor ihrem eigenen Spiegelbild. In der psychosomatischen Klinik, in die sie sich wegen einer Essstörung begeben hatte, hing aber nun dieser große Spiegel in ihrem Zimmer. Ein Spiegel, in dem sie ihren ganzen Körper sehen konnte. Zu Hause hatte sie nur einen kleinen für das Gesicht. Ihr Gesicht konnte sie gerade noch so akzeptieren. Aber den Rest wollte sie nicht sehen - dicke Menschen finden doch alle unästhetisch, vielleicht sogar eklig. „Anfangs bin ich an dem Spiegel vorbeigesprintet", erzählt die 35-jährige Mary, Kulturwissenschaftlerin und Bloggerin in Berlin. „Ganz vorsichtig musste ich mich meinem Körper im Spiegel annähern, das fiel mir sehr schwer."
Diese Annäherung probierte sie auch sprachlich. Wie kann ich mein Aussehen wertneutral beschreiben, fragte sie sich. Nicht: Ich bin klein. Sondern: Ich bin 1,56 Meter groß. Nicht: Ich bin fett. Sondern: Ich wiege 100 Kilogramm. Sie versuchte es auch mit Aufzählungen: Ich habe Sommersprossen, schulterlanges gekräuseltes schwarzes Haar, braune Augen. „Es war gar nicht so einfach, Worte zu finden, die nicht abwertend sind", sagt Mary. Langsam hat sie sich ihren eigenen Körper zurückerobert. „Mein ganzes Leben lang habe ich mich nur mit den vernichtenden Blicken der anderen gesehen."
Für sie war diese Wandlung nicht nur ein persönlicher, sondern auch ein politischer Befreiungsakt. Seitdem nennt sich Maria González Leal nun Mary, über ihren Blog auch Mary Amable (spanisch: liebenswürdig) oder Body Mary. Sie möchte ihren Körper einer Gesellschaft entziehen oder vielmehr...
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