Zusammen mit Sascha Arnold und Steffen Werner eröffnete er 2006 die Bar Edmoses, die sich gegenüber vom Haus der Kunst zu einer echten Institution etablierte. 2010 kam das Bob Beaman dazu, ein international gefeierter Deep House/Techno Club. Dieses Jahr erweiterten die Freunde ihr Unternehmen um vier weitere, ganz unterschiedliche Locations – vom Green-Smoothie-Laden über ein Café zu einem Farm-to-Table Restaurant bis zum Flushing Meadows Hotel. Als großer Basketball-Fan kümmert Niels sich noch um Design und Marketing eines großen Basketball-Labels. Wie er all das unter einen Hut bekommt und warum München die tollste Stadt der Welt ist, erzählt er uns im Interview.
Wir treffen Niels in seinem Zuhause in der geschichtsträchtigen Maxvorstadt, hier lebt er zusammen mit seiner Frau und den beiden Söhnen in einem geräumigen Altbau. Als er vor zwölf Jahren dort einzog, wirkte die Wohnung riesig, nachdem die Kinder dazu kamen musste sie umgebaut werden – so wurde ein Teil der Küche zum Schlafzimmer umfunktioniert.
Du wohnst schon lange in dieser Wohnung. Was gefällt dir ganz besonders?
Die kahle Wand in der Küche gibt der Wohnung viel Charakter. Ich weiß noch, die Bauarbeiter haben gedacht, ich spinne, als ich sie bat, die grässliche Raufasertapete herunter zu kratzen. Besonders stolz bin ich auf die langen CD-Regale, die ich selbst entworfen habe – auch wenn sie mittlerweile ein bisschen antiquiert daher kommen – ich habe gar keinen CD Player mehr! Im Bad gefallen mir der Tafellack an der Wand sowie die bunten Armaturen sehr gut. Als großer Basketball-Fan wollte ich schon immer einen echten Korb in der Wohnung haben. Nun habe ich im Zimmer von meinem älteren Sohn einen aufgehängt, abends vorm Einschlafen mache ich mit den Jungs noch Wurfwettbewerbe. Am liebsten liege ich auf der Couch und schaue bis spät in die Nacht TV-Serien: Boardwalk Empire, West Wing, The Wire, The Knick, Arrested Development. Leider bin ich selten zu Hause und kann die Wohnung gar nicht so sehr genießen.
Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Ich bringe den Kleinen in die Grundschule an der Türkenstrasse, dann trinke ich Gegenüber im Pavesi oder im Schumann’s einen Kaffee und lese den Sportteil der SZ. Danach fahre ich zu K1X in der Nähe von der Theresienwiese bzw. in unser AJW-Büro ins Lehel, je nachdem, was anfällt. Und auf dem Nachhauseweg kann ich in der ein oder anderen unserer Locations nach dem Rechten sehen – mit etwas Glück schaffe ich es noch zum Basketball. Am Wochenende bin ich froh, wenn ich ausschlafen und mit der Familie frühstücken kann. Abends stehe ich regelmäßig an der Tür im Bob Beaman.
Du hast als Kind für kurze Zeit in New York gelebt. Wie war das?
Ich bin mit meinen beiden Schwestern im Olympiadorf aufgewachsen. Ziemlich ideales Kinderterrain. Plötzlich hieß es, dass wir nach New York ziehen, weil mein Vater dort als Internist in einem Krankenhaus arbeiten sollte. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, als Drittklässler ist jeder Umzug die Hölle. Wir haben dann zwei Jahre in Manhattan verbracht, was sich später natürlich als Glücksfall herausstellen sollte. Meine Eltern wären gerne geblieben, doch wir Kinder wollten unbedingt zurück. Wir konnten aber kaum noch deutsch, deshalb sind wir auf die Europäische Schule in München gekommen, um weiterhin Englisch als Muttersprache nehmen zu können. Dort habe ich spät – mit 16 – in der Schulmannschaft angefangen, Basketball zu spielen und mich sofort in den Sport verknallt. Meine zweite große Liebe – Hip Hop – kam dann auch gleich dazu, das geht ja oft Hand in Hand. Nach der Schule habe ich mich für Kommunikationswissenschaften eingeschrieben. Ich befürchte, dass ich zu feige war, um (wie meine anderen Mitschüler) direkt ins Ausland zu ziehen. Das Studium hat mich wahnsinnig gelangweilt, es war sehr viel spannender im Nachtleben zu arbeiten.
Und wie ging es mit dem Basketball weiter?
Ich hab’s nur bis zur Regionalliga geschafft. Zum Profi hat es leider nie gereicht, dafür habe ich wohl zu spät angefangen. Als das DSF in den Neunziger Jahren eine US-Sportredaktion aufbaute, war das für mich das Spannendste der Welt. Einen Tag bin ich einfach zu denen ins Büro und habe mich vorgestellt. Und kurze Zeit später die Sendung “Inside NBA” mit den Highlights der Woche moderiert. Dafür war ich damals viel in den USA unterwegs und durfte viele Teams und Spieler kennenlernen, die zu meinen absoluten Idolen zählten, darunter auch Air Jordan, Barkley, Shaq und der damals noch junge Dirk Nowitzki. Basketball ist bis heute ein wichtiger Teil in meinem Leben. Als Brand Director bei der Basketballmarke K1X verantworte ich u.a. das Design und Marketing. Und nach der Arbeit spiele ich so oft es geht auf dem kleinen Platz an der Alten Pinakothek (“Pina”) 3 gegen 3. Es geht bei uns zum Teil recht ruppig zu, daher vermisse den Wettkampf im Winter sehr.
James T. Hunt - Cocktail Bar
In der Cocktailbar James T.Hunt treffen wir den Architekten Sascha Arnold. Niels und er kennen sich noch aus dem Studium. Sascha hat zusammen mit Steffen Werner das Architekturbüro Arnold/Werner, seit März ist außerdem sein Kräuter-Likör Urfelder No. 26 auf dem Markt, der auch an der Bar im Hunt ausgeschenkt wird. Die drei Kollegen und ihre Freunde wohnen alle in der Maxvorstadt, nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Das ist vor allem auch deshalb praktisch, weil sie bald ihre vierte Locationin diesem Viertel eröffnen.
Was gefällt euch an der Maxvorstadt?
Die Mischung aus Altem und Neuem ist spannend. Es passiert sehr viel in diesem Viertel. In letzter Zeit haben hier viele gute Läden aufgemacht wie Hrvst, der Sprout Store, BSTN und A Kind of Guise. Auch gastronomisch entwickelt sich die Maxvorstadt: Die Waldmeisterei auf der Barerstrasse zum Beispiel. Michi Kern & Co. haben zuletzt in der Schellingstrasse den Buch/Cafe Shop eröffnet, die Jungs vom Hey Luigi kurz davor das Katopazzo. Alteingesessene Spots sind der Schelling Salon und die Bar d’ell Osteria. Zudem gibt es viel Kunst mit den Pinakotheken, dem Museum Brandhorst und der Kunstakademie. Auch die HFF zog vor Kurzem ins Viertel. Die Hood hat aber auch viel Grün zu bieten, dank dem Englischen Garten, den Museumswiesn und dem Alten Nördlichen Friedhof.
Ihr entwerft die Inneinrichtung in jeder Location selbst. Was ist euer Herzstück im James T.Hunt?
Auf jeden Fall das große Sofa aus Büffelleder. Dafür haben wir uns eine der besten Raumausstatterinnen geholt – Geseke Wex. Obwohl es nun schon eineinhalb Jahre in Benutzung ist, sieht es noch aus wie neu.
SUPER DANKE! - Juice Bar & Cantine Cantona - Restaurant
Wir wollen nur über die Straße gehen, um den kleinen Green Smoothie-Laden Super Danke! zu besuchen. Zwischen Grünkohl-Smoothie, Mandelmilch und kaltgepressten Säften zeigen uns Niels und Sascha die Baustelle der Cantine Cantona (die inzwischen eröffnet hat) und erzählen, wie unterschiedlich die beiden Läden doch sind, obwohl sie direkt nebeneinander liegen.
Was hat euch an Green Smoothies gereizt?
SuperDanke! ist der erste reine Green-Smoothie-Laden in Deutschland. Wir wollten das Green-Smoothie-Konzept auf die Beine stellen, ohne es dogmatisch oder zu wissenschaftlich zu gestalten. Das Branding sollte stimmen, die Smoothies sollten nahrhaft sein, aber auch schmecken.
Und was ist die Idee hinter der Cantine Cantona?
Es war gar nicht so leicht, diesen tollen Raum zu bekommen. Die ehemalige Bäckerei an der Schellingstraße Ecke Türkenstraße gelegen war für uns immer ein der besten Lagen der Stadt. Cantine Cantona ist mittags eine Kantine mit wechselnden Tagesgerichten und Selbstbedienung und abends ein Restaurant. Beide Konzepte miteinander zu vereinbaren war eine logistische Herausforderung. Bei uns stehen regionale und saisonale Speisen und Getränke im Fokus. Um das “Farm-to-Table” Konzept umzusetzen, war es besonders wichtig, hochqualitative und verlässliche Lieferanten in der Region ausfindig zu machen. Diese Top-Zutaten sind die beste Inspiration für unseren Chefkoch Toni, der daraus die Tageskarte zusammen stellt.
Auf welches Möbelstück seid ihr hier besonders stolz?
Auf unsere Tische. Die Tischplatten sind aus geseifter Eiche, die Beine aus unbehandeltem Schwarzstahl. Zuerst sollte es ein Dreibeiner werden, doch der war nicht standfest genug. Jetzt ist es dieses verknotete Design. Dazu passen die Stühle von Roland Rainer perfekt.
Und direkt auf der anderen Seite des Odeonsplatzes liegt eine weitere Location – das Stereo Café.
Im März haben wir das Stereo Cafe in der Residenzstraße eröffnet. Damit konnten wir zum ersten Mal eine Präsentierteller-Location ergattern. Das Café ist mit einem großen Studiofenster ausgestattet, hinter der Bar prägt eine denkmalgeschützte Wandmalerei aus den 50er Jahren den Raum. Hinten heraus dann eine offene Küche und eine gemütliche Terrasse im Innenhof – sowas wie eine versteckte Ruheoase mitten in der Stadt. Jeder, der einmal da war, kommt gerne wieder. Unter dem Café im EG befindet sich das Stereo Muc, ein echt sehenswerter Klamottenladen für Männer.
Fantomas - Grafikbüro
Danach geht es in die beiden Büros im Lehel. Neben dem Architekturbüro von Sascha und Steffen, leitet letzterer noch das Grafikbüro Fantomas. Gerade ist das Ladenschild der Cantine Cantona angekommen. Zwischen den Außenmöbeln und den verschiedenen Tischentwürfen für die Cantine Cantona branden die drei die Speisekarten für das Restaurant.
Ihr habt mittlerweile so viele Locations. Wie bekommt ihr das alles unter einen Hut?
Unser Middle-Management nimmt uns eine Menge Arbeit ab. Rebecca macht die Buchhaltung, Hank ist für die Events und das Marketing zuständig, Gustav für das Personal und Alex kümmert sich um ganz viel bürokratischen Kram, den ich nicht verstehe. Jeder Laden hat einen Geschäftsführer, der den Berufsalltag organisiert. Trotzdem haben wir immer noch alle Hände voll zu tun, zum Beispiel wenn es um Anfragen geht oder wir uns mit David Muallem, dem Musical Director im Bob Beaman bezüglich der Bookings abstimmen. Es sind sehr viele Details, um die wir uns jeden Tag kümmern. Ich denke, wir sind ein gutes Team, in dem jeder seine eigenen Stärken mitbringt. Steffen ist gut mit Zahlen und Strategie, Sascha kümmert sich vornehmlich um die Inneneinrichtung und Vision – und ich mache Kommunikation, Networking, Wort und Bild.
Ihr kennt euch seit dem Studium. Wie kam es dazu, dass ihr damals das Edmoses eröffnet habt?
Angefangen hat alles vor über 15 Jahren, da waren Sascha und ich noch Barkeeper im Buffet Kull. Wir haben dann mit mit den Besitzern Rudi Kull und Albert Weinzierl zusammen an einem Pop-up Projekt zusammengearbeitet, an dem ehemaligen zentralen Kartenverkauf des Nationaltheaters gelegen. Das “ZKV” konnte auf der Maximilianstrasse in höchst prestigeträchtiger Lage mit viel Underground Vibe punkten und Blut lecken. Einige Jahre später haben wir das Edmoses auf der Prinzregentenstraße eröffnet – eine Musikbar mit großem Garten und Hip Hop Fokus. Jeder Gastronom hat uns von der Location abgeraten, weil sie in einer toten Ecke lag. Wir fanden die Lage und diesen Aquarium-ähnlichen Bau aber so spannend, dass wir es trotzdem versucht haben. Neun Jahre lang lief der Laden wie Lauf-Forrest-Lauf, letztes Jahr mussten wir leider raus, weil unser Vermieter – der Freistaat Bayern – die Räume gebraucht hat.
The Flushing Meadows - Hotel & Bar
Am Abend fahren wir an der Isar entlang in das Design-Hotel Flushing Meadows im Glockenbachviertel, das sich über die oberen zwei Etagen erstreckt. Von außen lässt sich das Hotel nur erahnen, die Tür des Industriegebäudes erinnert an einen Club-Eingang. Den Aufzug haben die Jungs mit Blech-Stücken aus der ehemaligen Edmoses-Bar verkleidet. Im unteren Stockwerk ist jedes der elf Zimmer von einem anderen Kreativen gestaltet worden – von Cathal McAteer (Creative Director und Mitbegründer vom Bekleidungslabel Folk) über Charles Schumann bis hin zu DJ Hell.
Jedes Zimmer wurde von einem Künstler gestaltet. Welches gefällt euch am besten?
Das ist natürlich eine schwierige Frage. Aber über das Zimmer von DJ Hell gibt es recht viel zu berichten. Es gibt einen Plattenspieler, auf dem man sich eine Auswahl von Helli’s Lieblingsplatten anhören kann, sowie einen großen, begehbaren Kleiderschrank. Schwere, schwarze Vorhänge verdunkeln den Raum, wenn nötig, komplett ab – das war ihm als DJ und Langschläfer sehr wichtig. Vom Bett aus schaut man in den berühmten weißblauen bayrischen Himmel. Das Highlight sind die “Hell’s Angels”, eine lebesgroße Installation von musizierenden Skeletten, welche er selber angefertigt und über dem Bett in einer Nische angebracht hat. Sein Zimmer ist das einzige mit Badewanne. Wie alle anderen Badezimmer ist die Wand mit japanischen Fliesen gekachelt und mit Kupferarmaturen von Vola und Naturpfelgeprodukten von Walachei ausgestattet.
Der Ausblick von der Bar ist phänomenal.
Die Bar liegt in der vierten Etage des Hauses, im oberen Stockwerk des Hotels. Man hat einen wirklich tollen Blick auf die St.-Maximilian-Kirche und bei gutem Wetter kann man bis zu den Alpen schauen. Es lohnt sich, vorher telefonisch zu reservieren, ansonsten ist es nicht so leicht, einen Platz zu bekommen. Die Bar wird nie überbucht, damit man sich in den Räumlichkeiten gut bewegen kann.
Manu, der aufmerksame Bartender, ist bekannt für seine wahnsinnig guten Drinks – darunter auch viele eigene Kreationen. Bei unserem Besuch hat er verschiedene Varianten für den Winterdrink mit Urfelder No.26 gemixt – zur Verkostung einmal mit heißer Birne und einmal mit heißem Apfel. Ruhigere Jazz Musik lief im Hintergrund und verströmte eine angenehme Atmosphäre – die Nacht war noch jung.
Niels, auf eurer Website schreibst du: „München ist die tollste Stadt der Welt.“ Was macht München in deinen Augen so besonders?
München bietet alles, außer Meer und Palmen. Ich empfinde die Größe als sehr angenehm: Du triffst neue Leute, läufst aber auch immer wieder alten Bekannten über den Weg. Die Stadt pflegt ihre vielen Traditionen und bietet Raum zur Entfaltung. Obwohl es hier viel gute Konkurrenz gibt, habe ich das Gefühl, dass Münchens Gastroszeno mit weniger Ellenbogeneinsatz und viel Kollegialität betrieben wird. Die Alpen, Seen und Italien sind direkt um die Ecke. Außerdem kann man alles mit dem Fahrrad machen. Oder, wie in meinem Fall, wenn man zu faul ist fürs Radeln, mit der Vespa. Unterm Strich ist München die perfekte Stadt: Gemütlich aber aufregend. Du triffst neue Leute, läufst aber auch immer wieder alten Bekannten über den Weg.