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Interview

PINNWAND / Hamburger Abendblatt: "Entspannte Mütter – das ist unser Ziel"

Ein halbes Dutzend knuddeliger Babys krabbelt auf einer großen Decke herum. Da wird gegluckst, gebrabbelt und viel gelacht, Mamas und Papas strahlen um die Wette. Jede Woche treffen sie sich in den Räumen der Familienbildung Pinneberg, um sich intensiv mit ihren Kleinen zu beschäftigen, Spielanregungen zu holen, Tipps und Erfahrungen auszutauschen. Mittendrin: Leiterin Gudrun Gaden (51), die zusammen mit zwölf Mitarbeiterinnen für das Wohl von Eltern und Kindern im Einsatz ist.
Frau Gaden, früher lernte man in einer Familienbildungsstätte kochen und nähen. Wie sieht Ihre Arbeit heute aus?
Eine Untersuchung hat gezeigt, dass es in Deutschland nur noch 25 Prozent Familien im klassischen Sinne gibt. Der Rest besteht aus Paaren und Singles. Daran sieht man deutlich, dass die Familie keinen großen Stellenwert mehr hat. Da entstehen Defizite, enorme Probleme. Viele Mütter fühlen sich allein gelassen und setzen sich wahnsinnig unter Druck, alles richtig zu machen. Besonders dann, wenn sie nach einem Jahr wieder arbeiten gehen müssen. Deshalb steht das erste Lebensjahr des Kindes im Fokus unserer Arbeit.
Wie können Sie helfen?
In unseren Delfi- und Pekip- Kursen wird die Beziehung zwischen Mama und Baby während der ersten zwölf Monate intensiv gefördert. Denn in dieser Zeit muss eine enge Mutter-Kind-Bindung aufgebaut werden. Nur so kann der Mensch Urvertrauen entwickeln. Und das ist bedeutend für sein ganzes Leben. Deshalb geben wir Unterstützung, leiten an, begleiten, beraten und geben Halt. Dafür betreiben wir im Kreis Pinneberg auch 15 Außenstellen, damit die Mütter kurze Wege haben und in ihrem Umfeld andere Mamas kennenlernen können.
Warum sind junge Eltern heute so unsicher? Durch den Wegfall der Großfamilien haben sie keine Vorbilder, kaum Ansprechpartner. Oft leben die eigenen Eltern weit weg. Manche Mütter können ihr Baby gar nicht richtig anschauen oder anfassen. Das Bauchgefühl ist verloren gegangen. Dazu kommt oft auch noch ein Perfektionismus. Alles muss klappen, viele hetzen von einem Termin zu anderen. Babyschwimmen, Krabbelgruppe, Turnen – wir helfen dabei, Gelassenheit zu entwickeln, um die Zeit mit dem Kind entspannt genießen zu können. Das ist unser Ziel.
Bieten Sie auch Unterstützung direkt in den Familien?
Nach der Geburt beginnt eine stressige Zeit. Deshalb vermitteln wir ‚Welcome-Engel’ für die ersten drei Monate. Das sind ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, die zweimal pro Woche zu den Familien nach Hause kommen und ihnen für einige Stunden individuell zur Seite stehen.
Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Wir haben auch Projekte für Mütter und Schwangere unter 21 Jahren. Oft kommen sie aus sozialschwachen Familien, wurden vom Vater des Kindes verlassen. Diesen verzweifelten Mädchen zu helfen und zu beobachten, wie sie sich positiv entwickeln und mit ihren Kleinen glücklich werden, das ist wunderbar. Und mein Traum ist natürlich, dass jede Mama und jeder Papa einen unserer Kurse während der Babyzeit besuchen.
Was bietet die Familienbildung Eltern mit älteren Kindern an?
Wir haben viele Angebote mit Event-Charakter wie Kanu-Wochenenden oder Ponyfreizeiten. Man kann sich bei Erziehungsproblemen an uns wenden, es gibt Workshops, Selbsthilfegruppen.
Für unseren Kochclub steht sogar eine eigene Leihküche zur Verfügung. Also: Unser Programmheft ist proppevoll!
Wo liegt es aus?
In Banken, Büchereien, Rathäusern, Geschäften und Kirchengemeinden. Anmeldungen sind immer sofort möglich. Auf unserer Webseite www. f bs-pinneberg. de. gibt es dazu alle Informati- onen.
Was steht aktuell bei Ihnen an?
Wir führen ab Januar nächsten Jahres wieder Qualifikations-Lehrgänge zur Tagesmutter durch.
Der einjährige Kurs kostet 185 Euro und findet abends und am Wochenende statt. Interessierte sollten sich jetzt schnell bei uns anmelden, denn die Plätze sind begehrt!