25.02.2014, 12:49 Uhr | Andreas Lerg
Die malerischen Reisterrassen von Longsheng. (Quelle: Andreas Lerg)
Eine Rundreise durch China bietet Einblicke in das Leben im Reich der Mitte. Wer nach hektischen Metropolen wie Shanghai, der bedeutendsten Industriestadt Chinas, oder dem quirligen südchinesischen Guilin Ruhe und Entspannung sucht, sollte sich eine Übernachtung in den Reisterrassen von Longsheng gönnen. Schauen Sie sich den Ort auch in unserer Foto-Show an.Longsheng ist eine Gemeinde im Norden des Autonomiegebiets Guangxi in Südchina. Schon die Vorfahren der dort heute lebenden Minderheiten haben in mühsamer Handarbeit diese Reisterrassen in den Hängen der Berge angelegt. Die Reisfelder werden von den Einheimischen auch "Terrassen des Drachenknochens" genannt. Im Sommer sind die Terrassen in ein sattes Grün getaucht, im Herbst färben sie sich goldgelb.
Haare bis zum BodenIn der Region leben mehrere Minderheiten, vor allem die Yao, die Zhuang und die Dong. Die Frauen tragen farbenfrohe Kleider und filigranen Schmuck. Doch die auffälligste Zierde der Frauen sind ihre sehr langen Haare. Das Guinness-Buch der Rekorde weist aus, dass die Bäuerinnen der Region im Durchschnitt 1,6 Meter lange Haare haben. Sie binden diese Turban-artig auf ihrem Kopf zusammen, damit die Frisuren alltagstauglich sind.
Übernachten in den Reisterrassen von LongshengDie Menschen der Region sind liebenswürdig und gastfreundlich. Längst leben sie vor allem vom Tourismus und nicht mehr vom Reisanbau. Dabei haben sie es verstanden, die Natur als ihr wichtigstes Kapital nicht mit betonierten Bettenburgen zu verschandeln, sondern die Gäste in ihre traditionelle Lebensweise einzubinden.
Grüne Treppen in den HimmelIm Tal vor Ort angekommen beginnt eine circa zweistündige Wanderung. Der Reisende hat beim Anblick der Terrassen das Gefühl, über riesige Treppenstufen in den Himmel zu steigen. Da es über schmale und nicht befestigte Pfade bergauf geht, ist festes Schuhwerk sinnvoll. Leichte Wanderschuhe oder Turnschuhe mit gutem Profil eignen sich gut. Es geht zwar stetig bergauf, aber man muss kein durchtrainierter Trekking-Profi sein, um den Aufstieg auf circa 1200 Meter zu schaffen.
Es empfiehlt sich aber, mit leichtem Gepäck zu reisen und nur das Nötige für die geplante Übernachtung einzupacken. Wer mit einer Reisegruppe unterwegs ist, sollte den großen Koffer einfach im Bus lassen und sich beispielsweise einen Rucksack packen. Wer den nicht selbst bergauf schleppen möchte, kann für kleines Geld auch einen einheimischen Gepäckträger engagieren. Gäste, die nicht gut zu Fuß sind, können sich mit speziellen Tragestühlen auf die Reisterrassen hinauf bringen lassen, denn autotaugliche Straßen gibt es in den Bergen fast keine.
Mit dem Kopf in den WolkenOben im Gasthaus angekommen bietet sich den Gästen eine faszinierende Aussicht in die Täler, die durch die Terrassenstufen einen einmaligen Anblick bieten. Wenn die Wolken tief auf den Bergen hängen, hat man das Gefühl, den Kopf hinein stecken zu können.
Was sofort auffällt, ist die himmlische Ruhe. Kein Verkehrslärm oder sonstige urbane Geräusche trüben die Idylle. Nur die Grillen und Frösche in den Reisfeldern sind zu hören. Gäbe es nicht in manchen der Gasthäuser bereits kostenloses WLAN, dann hätte mancher technikabhängige Gast wirklich einmal seine Ruhe.
Die einfachen hölzernen Häuser sind alle vom gleichen Typ. Sie haben drei Stockwerke. Im Erdgeschoss sind ein großer Gastraum und die Küche zu finden. Im ersten und zweiten Stock sind die einfachen, aber funktional eingerichteten Gästezimmer.
Gemeinsam kochenBei Gruppenreisen gehört das gemeinsame Kochen zum Programm. Dafür wird zuvor auf einem Wochenmarkt nach Wunsch eingekauft. Jeder Gast kann in der geräumigen Küche mit Hand anlegen. Wenn es um die Hygiene geht, müssen verwöhnte Europäer etwas tolerant sein, denn die einfach ausgestatteten Küchen sind nicht mit einer täglich desinfizierten Hotelküche zu vergleichen.
Gekocht wird in einfachen blechernen Woks auf riesigen Gasbrennern, die eine gewaltige Hitze erzeugen. Die Speisen sind in kürzester Zeit gar. Apropos Hitze: Für manche Gerichte verwenden die Einheimischen eine scharfe Würzpaste, deren Dämpfe einem selbst auf fünf Meter Distanz die Tränen in die Augen treiben.
Schlafen in himmlischer Ruh'Die bereits erwähnte himmlische Ruhe macht sich vor allem nachts bemerkbar, denn kein Lärm und auch keine "städtische Grundhelligkeit" - hoch oben in den Reisterrassen ist es nachts sprichwörtlich stockdunkel - stehen einem tiefen und erholsamen Schlaf im Wege. Die frische und saubere Luft ist ebenfalls eine Wohltat.
Am besten über Gruppenreisen buchenDie Übernachtung in den Reisterrassen ist bei Anbietern von Gruppenreisen wie beispielsweise Chinatours meist ein fester Programmpunkt. Für den Urlauber ist das am sinnvollsten, muss er sich doch weder selbst vorab um die Suche und Buchung der Gasthäuser noch um den Bustransfer in die Region kümmern. Mit dem eigenen Auto darf das Gebiet nicht befahren werden. Stattdessen werden die Besucher an einem zentralen Tourismus-Zentrum gesammelt und auf die verschiedenen kleinen Bergdörfer der Region verteilt. Zudem kümmern sich die Reiseleiter vor Ort um alles Organisatorische und helfen auch bei der Verständigung, denn die wenigsten Menschen in der Region Longsheng sprechen eine Fremdsprache.
Weitere InformationenDie Rundreise "Chinas Glanzlichter", in deren Rahmen die Reisterrassen besucht wurden, kostet beim Anbieter Chinatours (www.chinatours.de) je nach Saison zwischen 1800 und 2250 Euro. Informationen über Longsheng und die gesamte Region sind auch auf der Internetseite des chinesischen Fremdenverkehrsamtes ( www.china-tourism.de) zu finden.
Der nächstgelegene internationale Flughafen ist Guilin Liangjiang, der von allen großen deutschen Flughäfen aus direkt angeflogen wird. Für die Reise nach China ist ein Touristenvisum nötig, dass einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen gestattet und 90 Tage gültig ist. Ausführliche Informationen bietet die Internetseite des Chinese Visa Application Service Center (www.visaforchina.org).