Noël Kaboré ist wütend. Er ist auch verletzt und verzweifelt, aber jetzt gerade ist er vor allem wütend. Das ist er, weil ich ihn gefragt habe, welche Erfahrungen er mit Rassismus macht. Er hat angefangen, zu reden, und nicht wieder aufgehört. Einfach, weil es so viel zu erzählen gibt.
Vieles davon, sagt der Hallenser, ist für ihn so alltäglich, dass er es beinahe als Normalität wahrnimmt. Er kann unzählige Situationen nennen. Kleinigkeiten, würden manche sagen. Fühlt sich für ihn aber nicht so an. Erst recht nicht, weil die einzelnen Begebenheiten in der Summe zu einem unerträglich hohen Berg Rassismus anwachsen. Vor dem Kaboré, 40 Jahre alt und Referent für interkulturelle Bildung, ganz allein steht.
Wenn er mit Fremden spricht, sagen sie ihm oft, dass er gut Deutsch spricht. Oder, wenn zwei Fremde miteinander sprechen und er dabeisteht, dann sprechen sie besonders laut und fragen ihn, ob er sie verstehe. Kaboré wird selbst lauter, als er mir das erzählt. Bei dem Thema kann und will er nicht ruhig bleiben.
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