Das Buch schafft es nun, die zornigen Vorwürfe aus dem Netz mit Argumenten zu unterfüttern. Deutlich wird dabei Flügges Glaube an die Kraft der Predigt und die Macht der Kirche, „das Elend aufzuhalten“. Er traut der Kirche trotz Distanz viel zu, war Ministrant und engagierte sich in der Katholischen Jungen Gemeinde (KjG). Auch ein paar Semester Theologie hat er studiert. Flügge erinnert sich dabei an die Angst vieler Theologen vor kirchlicher Autorität – daher das viele „Reden um den heißen Brei“, meint er.
Der Politologe und Germanist kritisiert auch die innerkirchliche Kommunikation. „Man hat nur das zu sagen, was die Rolle vorsieht, nicht das, was man denkt.“ Das Problem dabei sei, dass alles, was nach außen kommuniziert wird, innen erst weich gespült und zwanghaft theologisch aufgeladen würde. Es sei „die Umformulierung jedweder Idee in kirchlich-diplomatische Sprache“, um nicht zwischen innerkirchliche Fronten zu geraten. Die Angst vor dem Widerstand führt dann zum Verlust von Pointen. Das Resultat ist ein „Einheitsbrei, der keinem weh tut“.
Gegen diesen liefert Flügge auch konkrete Vorschläge wie einen Alternativtext für ein „Wort zum Sonntag“. Sein Buch ist eine provozierend-anregende Lektüre für alle, die sich für das wichtigste Instrument der Verkündigung interessieren: die Sprache.
Erik Flügge: Der Jargon der Betroffenheit. Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt. Kösel Verlag, München 2016. 160 S.16,99 € (D.)
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