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Mediengipfel 2013 in Lech: Das Ende der alten Geschäftsmodelle

Bei den Medientagen in Lech diskutieren Medienprofis über die unmittelbare und die langfristige Zukunft ihrer Branche

Ob die gedruckte Zeitung tot ist oder nicht: Medienverlage müssen kooperieren und Online-Inhalte gemeinsam anbieten, um erfolgreich zu sein.

"Zieht euch warm an!" Diese Botschaft gibt Markus Spillmann, Chefredaktor der Neuen Zürcher Zeitung, nicht nur den eigenen Mitarbeitern, sondern auch den Journalisten aus dem Publikum beim aktuell in Lech stattfindenden Mediengipfel 2013 mit auf den Weg. Sie brauchen „Bergschuhe" und es werde auch „keine Seilbahn" kommen. Vom Krisengerede der Zeitungsbranche ist Spillmann genervt: Die alten Erlösmodelle seien nicht in der Krise, denn eine Krise habe „ein Ende", die tradierten Geschäftsmodelle brechen dagegen zusammen.


Klingt nach Endzeitstimmung, ist aber nicht so gemeint. Die Zeiten, in denen man „sich über Jahrzehnte in die Tasche gelogen" hat, gehen nur offenbar jetzt zu Ende: Eigentlich glaubt niemand mehr daran, dass das alte Geschäftsmodell, das auf den beiden Säulen Zeitungs- und Anzeigenverkauf basiert, eine glorreiche Zukunft hat. 


Qualität hat Zukunft 

Spillmann glaubt aber dennoch an die Zukunft des Qualitäts- oder „wertigen Journalismus" und betont: „Ja, man kann Geld verdienen mit Journalismus!" Die Leser würden entscheiden, wo sie die Inhalte konsumieren, ob etwa in einer gedruckten Zeitung, auf dem Handy oder Tablet. 


Dieses Umdenken hat auch dazu geführt, dass nicht nur die NZZ mittlerweile auch für die Online-Beiträge einen Aufwand wie für Printartikel betreibt und auch hier wertigen Journalismus betreibt. Die Bezahlschranke, die sie im Oktober 2012 eingeführt hat – nur 20 Artikel pro Monat sind auf nzz.ch seither gratis – ist jedenfalls derzeit noch kein voller Erfolg. Im Mai war von nicht einmal 1000 Kunden die Rede, die das Angebot nutzen. 


"Schafsköpfig" 

Der ehemalige Presse-Chefredakteur Michael Fleischhacker glaubt nicht nur, dass die gedruckte Tageszeitung quasi tot ist, er hält es auch für „schafsköpfig", zu glauben, dass Kunden für dieselben Informationen, die sie zehn Jahre lang gratis abrufen konnten, plötzlich bezahlen würden. Das würde nur durch die Einführung neuer Marken funktionieren. Und auch der NZZ-Chefredaktor Spillmann ist überzeugt: Die Einführung einer Paywall habe „immer auch eine strukturelle und konzeptionelle Komponente." 


Viele Modelle 

Es wird nicht nur ein einziges, sondern viele Bezahlmodelle in der Zukunft geben, wird in Lech vermutet. Und neben den neuen Geschäftsmodellen, die sich jetzt formieren müssen, wird es vor allem auch neue Medien geben, die für einen Umbruch sorgen, wie Daniela Kraus, Geschäftsführerin des Forum Journalismus und Medien (fjum) meint. Die bestehenden Häuser müssten sich außerdem laut Josef Propst, Medienberater und ehemaliger Springer-Geschäftsführer, von ihrer Isoliertheit verabschieden: „Die Verlage glauben jeder für sich: Alleine bin ich stärker." Dabei sollten sie sich zusammentun, um Inhalte gemeinsam hinter nur einer Bezahlschranke anzubieten, denn der Leser sei genervt, wenn er sich auf jeder Seite neu anmelden muss.

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