Premierminister Lee Hsien Loong kündigt an, ein aus der Kolonialzeit stammendes Gesetz abzuschaffen. Der Jubel ist zunächst groß – doch die Diskriminierung ist damit nicht beendet, sagen schwule Männer.
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So kann es aussehen, wenn ein altes Kolonialgesetz abgeschafft werden soll. Im Stadtstaat Singapur wird der Sex zwischen Männern entkriminalisiert.
Premierminister Lee Hsien Loong kündigte am Sonntag bei einer Rede zum Nationalfeiertag des Inselstaates an, den Paragrafen außer Kraft zu setzen.
Lee Hsien Loong, Premierminister Singapur
»Aus diesen Gründen wird die Regierung Paragraph 377A abschaffen und den Sex zwischen Männern entkriminalisieren. Ich glaube, es ist das Richtige – und die meisten Singapurer werden es jetzt akzeptieren.«
Verschiedene queere Gruppen haben die Entscheidung von Premierminister Lee zwar begrüßt, warnen aber vor weiterer Diskriminierung. Denn: Einen Plan, auch die Ehe für homosexuelle Paare zu öffnen, gibt es vorerst nicht.
Andre Ling, Singapurer
»Ich glaube, es macht keinen großen Unterschied. Es ist nur ein kleiner Schritt. Viele denken, es ist ein großer Schritt. Aber für uns mit Kind ist das keine wirkliche Hilfe.«
Der aus Singapur stammende Andre Ling ist mit dem Australier Cameron Sutherland verheiratet. Anerkannt wird die Ehe in Singapur jedoch nicht – und das wird wohl vorerst auch so bleiben.
Andre Ling, Singapurer
»Die Entscheidung ist gut für Singles und schwule Paare. Aber wenn man heiraten will, eine Familie gründen will und in Singapur gleichbehandelt werden will – naja, das wird nicht passieren.«
Wann genau die Regelung außer Kraft gesetzt wird, ist noch unklar. Unter dem Gesetz konnten Verstöße mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. Von dem Gesetz waren nur Männer betroffen. Bekannte Verurteilungen gab es seit Jahrzehnten jedoch nicht.
(22.08.2022)
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