Stand: 11.04.2014 18:24 Uhr - Lesezeit: ca.3 Min.
Kaum ist sie durch die Seitentür auf die Bühne geschlüpft, erklingen schon die ersten Töne und Natalia Klitschko beginnt zu singen. Sie eröffnet ihr erstes öffentliches Konzert mit einer ukrainischen Ballade. "Ich bin stolz, eine Ukrainerin zu sein", kommentiert sie das Lied, äußert sich an diesem Donnerstagabend aber nicht weiter zu den Geschehnissen in ihrem Heimatland. Denn bei dem Auftritt im Club The Box in Hamburg-Ottensen soll es nicht um Politik, sondern um Musik und Liebe gehen. Das betont die 40-Jährige immer wieder: "Liebe ist meine einzige Religion" und "Ich bin der Liebe verfallen", sagt sie auf Englisch. Dann lächelt sie, schaut nach oben. Dort, eine Etage höher, über den Zuschauern sitzt ihr prominenter Mann - Vitali Klitschko.
Auf der Bühne der ehemaligen Fabrikhalle, in der sich heute ein Cafe mit Design- und Vintagemöbeln befindet, stand Natalia schon einmal, als sie vor Kurzem zu einem privaten Charitykonzert einlud. Danach hat Besitzer Christian Peters ihr einen öffentlichen Auftritt vorgeschlagen. Dass nun rund 200 Menschen hergefunden haben, wird auch ihn freuen, denn normalerweise kommen zu den Konzerten vielleicht mal 70 Leute, sagt eine Konzertbesucherin. Sie komme öfter her und wusste bei Natalia gar nicht, dass sie die Frau von Vitali Klitschko sei. "Wenn ich aber vergleiche, was für Talente hier schon mal aufgetreten sind, glaube ich schon, dass sie einen Promibonus hat." Tatsächlich wurden wohl nicht wenige von dem Namen der Sängerin angelockt. "Ich wollte schon mal sehen, was das so für eine Frau ist", sagt Karola Sommer und findet sie "unglaublich charismatisch." Ihre Freundin ergänzt: "Als sie damals auf dem Maidan stand, hat mich das schon sehr beeindruckt."
Beeindruckend ist auch, als plötzlich Vitali Klitschko auf der Bühne steht und seiner Frau einen Strauß roter Rosen überreicht. Einen Augenblick bleibt er am Bühnenrand stehen und verschwindet schnell wieder, damit die Zuschauer sich wieder auf seine Frau konzentrieren können, die gerade "Skyfall" von Adele singt. Überhaupt wirkt die Sängerin ab und zu wirkt ein wenig enttäuscht von der etwas zurückhaltenden Reaktion der Zuschauer. So ermuntert sie ihre Besucher kurzerhand zu mehr Applaus. Es sei schließlich ihr erstes Konzert. Damit sagt sie, was spürbar ist: Obwohl Natalia es nach eigenen Angaben liebt, auf der Bühne zu stehen, ist es kaum zu übersehen, dass es sich hierbei um erste Schritte handelt.
"Wie ich meine Natalia kenne, will sie gleich weitertouren und singen", sagte Vitali Klitschko nach dem Konzert über seine Frau.
Doch dann gibt es auch unbeschwertere Momente: Wenn der Gitarrist ein Solo einlegt und die Sängerin dazu tanzt. Dann jubeln auch die Zuschauer, weil sie spüren, was die Band selbst von sich sagt - dass sie harmonieren. In solchen Momenten steht da auf der Bühne tatsächlich Natalia mit Band und nicht so sehr die singende Frau Klitschko. Mehr solcher Einlagen genauso wie mehr ukrainische und russische Lieder hätten dem Programm sicherlich gut getan. Das wäre für Natalia Klitschko auch eine Möglichkeit gewesen, dem Vergleich mit den englischsprachigen Soulsängerinnen zu entgehen, deren Songs sie in den zwei Stunden größtenteils covert. Vielmehr hätte sie ihren eigenen Stil unter Beweis stellen können, den sie definitiv hat.