Schon vor der Pandemie wurde beschlossen, den Mindestlohn für Pflegende einzuführen bzw. anzuheben und weitere bezahlte Urlaubstage zu gewähren. Zum 1. Juli wurden die Mindestlöhne für Hilfskräfte leicht erhöht. In einem Jahr soll es einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde für Pflegefachkräfte geben. Gabriele Stark-Angermeier vom Caritasverband der Erzdiözese München und Freising findet, das sei wenigstens ein kleiner Fortschritt: "Wir haben in der pflegerischen Landschaft ja nicht nur die Wohlfahrtsverbände, sondern sehr viele private Träger, die ganz andere Renditeerwartungen haben. Da ist es gut, dass sie zumindest den Mindestlohn einhalten." Ausreichen würde das aber lange nicht.
Petition für mehr Geld und bessere ArbeitsbedingungenDer Caritasverband der Erzdiözese München und Freising hat sich einer Petition angeschlossen: "Mehr wert als ein Danke". Sie drängen auf bessere Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung. Über 50.000 Menschen haben unterzeichnet.
Eine Forderung: Es brauche einen flächendeckenden Tarifvertrag - den gibt es in Deutschland noch nicht. "Eine bundeseinheitliche Tarifbindung hilft, eine Fairness und eine Gleichheit übers gesamte Bundesgebiet zu schaffen", sagt Stark-Angermeier. Wie viel Pflegekräfte verdienen, hängt nicht nur von Berufserfahrung und Region ab, sondern auch vom Arbeitgeber, je nachdem, ob öffentlich, kirchlich oder privat. Nur etwa 20 Prozent der Altenpfleger werden nach Tarif bezahlt. Von Verdi heißt es, die Tarifverhandlungen seien wegen der Pandemie unterbrochen worden und würden erst im September fortgesetzt.
Ministerin Huml: Wollen mehr Personal in der PflegeWarum ist seit Beginn der Krise nicht mehr passiert? Einen flächendeckenden Tarifvertrag unterstützt sie zwar, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml. Aber: "Bei den Tarifverhandlungen sitzt die Politik nicht mit am Tisch." Dafür seien Arbeitgeber und Gewerkschaften zuständig. Diese müssten Bundesarbeitsminister Hubertus Heil den Vertrag vorlegen, um ihn dann für allgemeinverbindlich erklären zu lassen. Dann werde der Vertrag für die ganze Branche gelten. Vorerst sei der Mindestlohn für Pflegende ein wichtiges Signal, wenn auch eine Untergrenze, so Huml.
Neben einer besseren Bezahlung bräuchte es vor allem mehr Personal in der Pflege. Huml verweist auf die neue generalistische Pflegeausbildung, sie soll den Beruf attraktiver machen: Seit Anfang des Jahres werden Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger gemeinsam ausgebildet. Außerdem wolle man ein Mentoringprogramm in der Ausbildung auf die Beine stellen. "Wenn jemand überlegt, breche ich ab oder mache ich weiter, dass ich einen Ansprechpartner habe, der mich durch diese Situation begleitet", so Huml.
"Pflegepool" als Personalreserve für die "Zweite Welle"Kurzfristig wird das Pflegenden angesichts einer möglichen zweiten Welle aber nichts helfen. Um Entlastung zu schaffen, will die Vereinigung der Pflegenden in Bayern eine neue Kampagne für den "Pflegepool" starten: Über die Plattform können etwa bei Personalengpässen Fachkräfte einspringen, die im Moment nicht in ihrem Beruf arbeiten.
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