Judith Holofernes, Frontfrau von Wir sind Helden, schreibt jetzt Tiergedichte. Die kann man albern finden. Oder sich berühren lassen.
Ein Popmusiker ohne aktive Band braucht nichts dringender als eine Aufgabe. Die einen machen nach der Auflösung alleine musikalisch weiter und werden mit der Solokarriere erst richtig erfolgreich (Robbie Williams). Andere versuchen sich als Modedesigner (Gwen Stefani). Die nächsten finden eine wohltätige Beschäftigung, die sie über ihre Relevanz als Musiker hinauswachsen lässt (Bob Geldof). Und dann gibt es noch solche, die Bücher schreiben - wie Madonna (Kinderbuch), Sven Regener (u.a. "Herr Lehmann") und jetzt Judith Holofernes.
Seit ihre Band Wir sind Helden im Jahr 2012 eine nicht näher bestimmte Pause verkündete, hat die Sängerin einen Blog gestartet, ein Soloalbum herausgebracht, Twitter lieben gelernt und Solidarität für Flüchtlinge gezeigt, zuletzt mit einem Auftritt beim "Danke"-Konzert auf dem Münchner Königsplatz. Jetzt veröffentlicht sie ihr erstes Buch, "Du bellst vor dem falschen Baum" ist ein Lyrikband mit Tiergedichten.
Da geht es um Maki, Marabu, Lemuren, Wisent und Gnu. Auch Fuchs, Kuh und Schaf haben ihren Auftritt, und der Hund. Dessen Unterhaltung mit dem lyrischen Ich - "Du sagst: Hrrr!! Ich sag: Du bellst vor dem falschen Baum" - liefert den Titel. Holofernes' Vorliebe gelten aber ungewöhnlicheren Arten. Wie der Vollmeise oder dem Tuberkelhokko. Der wohl vor allem deshalb, weil man so schön "mach dich lokko" darauf reimen kann, und weil er Wortspielereien zulässt wie "Tuberkelhuhn? / Tuberkelgeier? / Tuberkulöser / Truthahn? Reiher?". Überhaupt reimt sich hier alles. So auch die Qualle: "Qualle, olle / hast nicht alle / Machst im Urlaub / uns noch malle."
Brehms Tierleben trifft Bilderbuch