Elena Koene

Freie Journalistin, München

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Fendrich serviert alte Songs neu

Von Elena Koene, dpa München Meist läuft es so: Ein erfolgreicher Musiker hat ein Jubiläum und schon wird eine neue Platte herausgebracht: Eine Best-Of-CD, auf der die größten Kracher und Gassenhauer ohne großen Aufwand hintereinander gepresst werden. Hohe Verkaufszahlen sind meist garantiert. Genau das wollte der österreichische Singer-Songwriter Rainhard Fendrich verhindern. Zu seinem 60. Geburtstag Ende Februar hat er ausgerechnet die Lieder nochmals aufgenommen, die nie zu Hits wurden. Herausgekommen ist das Album „Auf den zweiten Blick", das am 9. Januar erscheint und das trotz der alten Songs zeitgemäß, gewohnt nonchalant und teils beißend ironisch daherkommt.

Für die Jubiläumsplatte und seinen ganz persönlichen Rückblick hat sich Fendrich alle seine Alben angehört und sie kritisch auf Aktualität überprüft. „Dabei sind mir ein paar Lieder aufgefallen, die damals im Schatten meiner Hits gestanden sind", sagt der Sänger im dpa-Interview. „Diese Lieder hatten aber doch einen gewissen Inhalt, der die Zeit widerspiegelt, in der ich sie geschrieben habe und mit denen ich auch sentimental verbunden bin."

Hochstapler und Depressive

14 Lieder hat Fendrich schließlich ausgewählt. Sie handeln von Hochstaplern, Umweltproblemen, Depressionen, falschen Freunden und Männern. Bis auf wenige Ausnahmen stammen die Songs aus den 1980er Jahren. „Es hat mich teilweise wirklich gewundert, was der damals 30- bis 35-jährige Fendrich im Kopf gehabt hat", sagt Fendrich. Alle Lieder hat der Musiker mit seiner aktuellen Band neu aufgenommen und teils ein wenig umarrangiert. „Ich habe ja eine ganz andere Stimme als vor 25 Jahren", sagt der Sänger. „Ich wollte die Lieder mal mit erwachsenerer Stimme und mit meiner Band in einem ganz schlichten Arrangement nochmal machen."

Vor allem die kräftigere Stimme und der teils noch breitere Wiener Schmäh machen den Unterschied zu den Originalen aus. Teilweise hat Fendrich auch den Text leicht angepasst. So hat der „Negerant" - der Hochstapler - seinen desolaten finanziellen Zustand in der neuen Version unter anderem der Hypo Alpe Adria zu verdanken. Statt zu einem „Glaserl Wein" wird an anderer Stelle die Herzdame gleich zu einem „Stelldichein" eingeladen.

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