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Kleidertausch statt Kaufrausch

Am 31. August waren wir zum 3. Mal zusammen mit Greenpeace Berlin und Inkota mit einem Kleidertausch am Alexanderplatz dabei, um die Berlinerinnen und Berliner zu motivieren, ihre Klamotten nicht wegzuschmeißen, sondern einzutauschen. Warum etwas Neues kaufen, wenn man das Alte eintauschen kann und somit wieder etwas Neues hat?

Unter dem Motto „ Protest-Kleidertausch statt Kaufrausch" kamen Menschen aus allen Ecken Berlins zum Alexanderplatz, um ihre Kleidung zu tauschen. Warum? Fast Fashion ist heutzutage leider für uns alle ein Begriff geworden: günstige Kleidung, die gut aussieht und die man nach jeder Saison wegschmeißt, um sich Neue zu kaufen.

Viele von uns wissen allerdings nicht, was hinter einem Fast Fashion-Kleidungsstück steckt. Laut UN Environment verschmutzt die Modeindustrie die Erde mehr als internationale Flüge und maritime Schifffahrten. Was hat das mit uns als Einzelpersonen zu tun? „In Deutschland werden pro Person jedes Jahr 60 Kleidungsstücke gekauft und das ist eindeutig zu viel", so Philipp Oslislo, Ansprechpartner für Landwirtschaft von Greenpeace Berlin. Da wir mehr und mehr kaufen, produzieren die Fast Fashion-Ketten in immer kürzeren Abständen neue Trends, die massenhaft gekauft und wieder weggeworfen werden. Die weltweite Textilproduktion hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und hat gravierende Folgen für die Umwelt in Herstellungsländern wie Indien oder Bangladesch.

Eine weitere Folge von Fast Fashion ist Kinderarbeit. Kinderarbeit definiert man als Arbeit, für die Kinder noch zu jung sind, die ihre körperliche, seelische, mentale oder soziale Entwicklung beeinträchtigt oder die sie vom Schulbesuch abhält. Weltweit gibt es 152 Millionen Kinderarbeiter, knapp die Hälfte davon übt ausbeuterische oder gefährliche Arbeit aus, darunter auch in der Textilindustrie. Den Maßstab von Kinderarbeit ahnen die Wenigsten - allein in Indiens Baumwollindustrie arbeiten ca. 220.000 Kinder unter 14 Jahren. Ob als Folge von Armut, Naturkatastrophen oder Krieg - viele Kinder sehen sich gezwungen, Geld für ihre Familien zu verdienen. Infolgedessen leiden nicht nur ihre Bildungschancen, sondern auch ihre Gesundheit und körperliche und mentale Entwicklung. Oft müssen Kinderarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten, wie z.B. Arbeitstage, die bis zu 12 Stunden dauern. „Fast Fashion verletzt die Rechte von Menschen - bis dahin, dass sie bei Fabrikbränden oder Gebäudeeinstürzen ihr Leben verlieren - wir fordern, dass Arbeiterinnen und Arbeiter, die unsere Kleidung und Schuhe herstellen, würdig behandelt werden", so Anne Neumann von Inkota.

WAS KÖNNEN WIR ALSO TUN?

„Die Verantwortung liegt bei Regierungen und wirtschaftlichen Akteuren, aber auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten", erklärt Ina Georgieva, Co-Leiterin des Presseteams der UNICEF-AG Berlin. „Durch einen bewussten und verantwortungsvollen Modekonsum oder einen Kleidertausch kann jede und jeder von uns ein Zeichen gegen Fast Fashion und die dazugehörige enorme Belastung für Menschen und Umwelt setzen."

Bildungsprogramme und Ausbildungskurse für Kinder, Sozialleistungen für Familien, aber auch Verpflichtungen seitens der Baumwollanbauer, keine Kinder zu beschäftigen, gehören zu den wichtigsten Maßnahmen zur Abschaffung von Kinderausbeutung in der Textilindustrie. Außerdem fordert UNICEF, dass Kinderausbeutung in der Textilindustrie entlang der gesamten Produktionskette abgeschafft wird, sowie Arbeitsbedingungen menschenwürdig gestaltet werden.

Setzt mit uns ein Zeichen gegen Umweltverschmutzung und Kinderausbeutung und überlegt euch beim nächsten Einkauf, ob es wirklich notwendig ist, ein neues Kleidungsstück zu kaufen oder ob ihr es nicht einfach eintauschen könntet. Kauft bewusst ein und guckt immer auf die Etiketten von Klamotten, wo diese hergestellt wurden. Dabei helft ihr nicht nur unserer Erde, sondern Kindern, die stundenlang an unserem T-Shirt nähen mussten...

Dominique St. John
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