Dirk Kunde

Technologie-Journalist, Hamburg

7 Abos und 1 Abonnent
Artikel

Mit dem Elektroauto von Utrecht nach Sydney

Der Niederländer Wiebe Wakker mit seinem "Blue Bandit" vor dem Uluru in Australien

Wiebe Wakker verließ am 15. März 2016 Houten bei Utrecht in einem Elektroauto. Eigentlich wollte der Niederländer zwölf Monate später in Sydney ankommen. Daraus wurde eine dreijährige Reise durch 33 Länder." Elektroautos sind ein Weg, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen", glaubt Wakker. „Ich will die Meinung der Menschen ändern und sie dazu inspirieren, elektrisch zu fahren. Darum zeige ich mit meiner Reise die Vorteile nachhaltiger Mobilität. Wenn man mit einem Elektroauto auf die andere Seite der Erde fahren kann, sollte es auch für den Alltag geeignet sein."

95.000 km in 1.119 Tagen

Der damals 29-jährige startete seine Tour durch Deutschland in Richtung Nordeuorpa. Nach den skandinavischen Ländern fuhr er durch diverse osteuropäische Länder. Er durchquerte die Türkei und den Iran. Mit einer Fähre ging es nach Indien und durch etliche asiatische Länder. Ebenfalls per Schiff setzte er nach Australien über. In einem großen Zick-Zack-Kurs durchfuhr er Down Under. Nach 95.000 Kilometern plant Wiebe Wakker für Sonntag, den 7. April 2019, seine Zieleinfahrt am Botanischen Garten in Sydney mit Blick auf die Harbour Bridge. Für seine letzte Etappe nach 1.119 Tagen unterwegs, hat er alle Fahrer von Elektroautos in Sydney aufgerufen, mit ihm eine EV-Parade zu bilden.

95.000 Kilometer in 1.119 Tagen mit einem E-Auto

Elektroauto mit 200 km Reichweite

Seinen umgebauten VW Golf Variant nennt er liebevoll Blue Bandit. Der Wagen hatte eigentlich einen Verbrennungsmotor. Nach dem Umbau hat sein Akku eine Kapazität von 38 Kilowattstunden, die ihn maximal 200 Kilometer weit bringen. Geladen wird dann mit maximal 6 Kilowatt Leistung. Im Vergleich zu aktuellen Elektroautos wie Teslas Model 3 oder Jaguars I-Pace bietet der Wagen also eine sehr kleine Reichweite. Schnellladen ist für Wakker ein Fremdwort.

Spenden für Strom

Auf den Etappen blieb der Niederländer öfter mal liegen und musste sich zur nächsten Steckdose abschleppen lassen. „ Ich hatte auf Reise mit schätzungsweise 2.000 Leuten aus 45 Ländern zu tun. Sie alle haben mir immer geholfen, egal ob es um Strom oder einen Schlafplatz ging„, sagt Wakker. Auf der gesamten Tour hatte er nur einen einzigen platten Reifen und keinen Unfall. Er schätzt, dass der Blue Bandit für die Fahrt rund 18 Megawatt an Strom verbraucht hat. Die Kosten dafür schätzt er auf rund 4.000 Dollar, wovon er nur rund 300 Dollar aus eigener Tasche gezahlt hat. Auf seiner Webseite Plug me in fand Wakker ausreichend Geldgeber, die ihm unterwegs Ladestopps, Essen oder Übernachtungen spendierten. Zusätzlich hatte der Niederlände einige Sponsoren.

1.000 Geschichten erzählen

Er übernachtete bei einem Scheich in Dubai, verlor fast sein Elektroauto in Indien, traf eine königliche Familie in Malaysia und der Blue Bandit wäre beinahe in Indonesien ins Wasser gerollt. Seine Eindrücke hat Wakker in einem Videotagebuch festgehalten.

Plug Me In ist das Studien-Abschlussprojekt von Wakker, der vor seiner Weltreise ein Eventmanagement-Studium an der Utrecht University of Arts abschloss. Aus den 1.000 Geschichte, die er auf seiner Weltreise erlebt hat, soll nun eine filmische Dokumentation sowie ein Buch zur Förderung von Nachhaltigkeit und Elektromobilität entstehen.

Schlafplatz neben dem Blue Bandit in Indonesien Sehnsuchts-Ziel Uluru in Australien Unterwegs im Iran Schneestopp in der Türkei Einmal quer durchs australische Outback
Zum Original