Im neuwal-Interview reden wir mit Farid Tukhbatullin, einem turkmenischen Regimkritiker, der seit einigen Jahren unter Polizeischutz in Wien lebt. Tukhbatullin leitet die “Turkmenische Initiative für Menschenrechte” und schreibt an dem einzig bekannten turkmenischen Exil-Blog, in dem er Vorfälle in seinem diktatorisch regierten und isolierten Land aufzeigt.
Zentralasien
Im Frühjahr 2011 plante ich meine Reise durch Zentralasien. Es sollte von Azerbaijan über Turkmenistan nach Usbekistan, Tajikistan und Kirgistan gehen. Eine durchgehende Route, die innerhalb weniger Wochen machbar ist. Ebenso machbar sollten die Visa für die Einreise sein, die ich bei den Botschaften in Wien anforderte.
“Wenn überhaupt, dann bekommst du ein Transitvisa”
Bereits im Vorfeld konnte ich erfahren, dass es nicht einfach sein wird, ein turkmenisches Visa zu bekommen. “Wenn überhaupt, dann bekommst du ein Transitvisa, damit du das Land in ein paar Tagen schnell durchqueren kannst”, habe ich aus unterschiedlichen Quellen gehört. Einige Reisende warteten mit Nachdruck und konnten – in manchen Fällen auch im Ausland – ein Visum nach langer Wartezeit bekommen. Manchen, so wie mir, blieb das Visum verwehrt. Zu streng seien die Einreisebestimmungen, zu langwierig der Prozess. Zu desinteressiert und verschlossen sei das Land am Tourismus. Zu diktatorisch das Land und ein rigoroses Regime an der Staatsspitze. Mir wurde bald klar, dass es sich bei Turkmenistan um ein isoliertes Land handelt, das ich bis dato nur von Myanmar kannte. Die Reiseroute wurde geändert und aus Turkmenistan wurde Kazachstan. Was allerdings blieb war die Neugierde und viele offene Fragen, was es denn mit dem Land und der politischen Situation auf sich hat.
Informationsblockade der Regierung gebrochen
Nach vielen Gesprächen in Zentralasien und wieder zurück in Wien, wurde ich durch einen Artikel in der taz auf Farid Tukhbatullin aufmerksam. Tukhbatullin, ein turkmenischer Regimkritiker, machte über eine Unglückskatastrophe in Abadan, nahe der Hauptstadt Aschgabat aufmerksam: Ein brennendes Munitionslager, Raketen und zerstörte Wohnhäuser wurden von der turkmenischen Regierung vor der Öffentlichkeit vertuscht. Allerdings drangen diesmal Informationen über das Internet nach außen und “eine Handvoll von Turkmenen hat die Informationsblockade der Regierung gebrochen”. Bilder, Informationen und Details drangen nach außen, sowie die inoffizielle Zahl von 1.382 Toten.
Exil-Blogger Farid Tukhbatullin im neuwal-Interview
Herr Tukhbatullin leitet die “Turkmen Initiative for Human Rights Watch” in Wien und ist der einzig bekannte weltweite Exil-Blogger mit Informationen rund um Turkmenistan. Wir nahmen mit ihm Kontakt auf und trafen ihn im Herbst 2011 zu einem neuwal-Interview in einem Wiener Innenstadtcafe. Da Herr Tukhbatullin Russisch spricht, wurde das Gespräch durch eine Dolmetscherin simultan übersetzt. Das Interview gibt es in gekürzter Fassung als podwal, dem neuwal podcast.