Dieter Zirnig (neuwal.com): Herr Spindelegger, was ist die ÖVP und was kann man sich denn unter der ÖVP genau vorstellen?
Die Österreichische Volkspartei ist die Partei für alle Menschen, die zeitig in der Früh aufstehen, die den ganzen Tag hart arbeiten und die aber am Monatsende auch etwas davon haben wollen. Damit haben Sie alles abgedeckt. Wir sind eine Partei für die, die auch ordentlich zupacken und die wollen wir auch vertreten.
Wie grenzt sich die Partei von den anderen bestehenden Parteien ab und wodurch zeichnet sich die ÖVP aus?
Wir sind mit Sicherheit eine konservative Partei, die ihre Ideen aber auf die Höhe der Zeit bringt. Für uns ist Zukunft durchaus etwas, was wir willkommen heißen und wo wir keine Angst davor haben. Damit haben Sie schon Abgrenzungen zu anderen Parteien. Die SPÖ ist eine Partei, die gerne verwaltet, aber de facto keine Ideen für die Zukunft hat. Und die FPÖ ist überhaupt eine zukunftsängstliche Partei, die völlig rückwärtsgewandt ist. Bei den Grünen weiß man oft nicht was die linke Hand und die rechte Hand tut. Und andere Parteien spielen in Österreich keine so große Rolle. Stronach gab es erst seit kurzer Zeit im Parlament. Aber auch nicht durch eine Wahl, sondern durch eine Abspaltung. Da darf man erst sehen, was da sonst noch kommt.
Aus dem Blickwinkel der ÖVP, schauen wir auf die Ausgangssituation: Was fällt Ihnen in Österreich in Bezug auf Wirtschaft, Politik, etc. ein? Was fällt Ihnen hier besonderes auf?
Wir haben heute eine Situation wo wir durch diese Krise, die wir in Europa haben, ganz gut durchgesteuert haben. Wo wir aber sehen müssen, dass andere Länder - auch in Europa, aber insgesamt weltweit - uns überholen. Überholen in der Wettbewerbsfähigkeit, überholen auch dort, wo es darum geht, einen Schritt nach vorne zu setzen. Das Ausbildungssystem zu modernisieren. Und darum müssen wir etwas tun in Österreich. Wir dürfen da nicht stehen bleiben, sondern wir müssen das, was andere uns vorzeigen auch tun. Und in den Rankings auch wieder nach vorne kommen. Das ist auch mein persönlicher Plan.
Was sind jetzt die Ideen von der ÖVP für die nächsten fünf Jahre, Österreich mitgestalten und mitverändern zu können?
Für mich ist die wesentliche Idee, dass wir den wirtschaftlichen Kreislauf in Österreich wieder ordentlich in Schwung bringen. Das ist wie bei einem Blutkreislauf. Wenn das Herz nicht ordentlich schlägt, dann wird dieses Blut nicht in alle verschiedenen Körperteile kommen.
Und darum möchte ich gerne, dass wir in Österreich jetzt wieder den Unternehmen wieder eine Perspektive bieten. Dass jemand neue Arbeitsplätze schafft. Dass wir ein Wirtschaftswachstum haben, dass sich wieder sehen lassen kann. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen, die arbeiten auch wieder genug zum Leben haben. Und das ist meine große Zielsetzung. Ich möchte gerne nächsten Generationen ein besseres Österreich übergeben. Und dafür arbeite ich.
Wenn wir uns die Ausgangssituation ansehen und die politischen Ideen sowie Wahlziele: Wie lassen sich diese Ideen und Vorstellungen in Österreich umsetzen?
Zunächst muss nach den Wahlen eine Regierung gebildet werden. Und da hoffe ich, dass ich die Nase vorne habe. Dass ich den Regierungsbildungsauftrag bekomme. Als Bundeskanzler würde ich mich auf die zehn wichtigsten Projekte mit einem Partner in der Regierung einigen. Auf Projekte, die für die nächsten Jahre für Österreich Bedeutung haben: Wie kommen wir wieder wirtschaftlich voran. Was können wir tun, damit wir mehr Arbeitsplätze haben? Wie kommen wir zu einer steuerlichen Entlastung? All diese Fragen müssen dort mitumfasst sein.
Und dann müssen die Mechanismen in Gang gesetzt werden: Vorschläge entwickeln. Umsetzen durch Gesetze, dort wo es notwendig ist. Und vor allem die Menschen mitnehmen, dass sie diesen Schwung spüren, den Österreich dringend nötig hat.
Ein großes Thema ist Wirtschaft und Jungunternehmertum: Ein Wahlplakat von der ÖVP lautet auch "Land der Entdecker". Was sind denn nun so die nächsten Schritte für die ÖVP in Bezug auf Startups, Jungunternehmer und neue Ideen im wirtschaftlichen Bereich?
Zunächst brauchen Jungunternehmer, wenn ich sie treffe - und das sagen sie mir alle - Kapital. Denn sie müssen eine Idee, die sie haben, auch verwirklichen können. Und daher ist es aus meiner Sicht so notwendig, einen Jungunternehmerfond auch mit entsprechenden Mitteln auszustatten. Denn ich kann ja nicht bei einer Bank hingehen und sagen: "Ich brauche einen Kredit" und bekomme zur Antwort: "Da musst Du ein Sparbuch in gleicher Höhe herlegen". Das wird nicht funktionieren.
Kapital ist notwendig. Und ich möchte vor allem eines: Motivation ausstrahlen. Für junge Menschen, die sagen: "Ich traue mich. Ich gründe ein Unternehmen. Denn ich weiß genau, was das in der Folge heißt: Viel Bürokratie, die man überwinden muss. Schwierigkeiten, die einem in den Weg gelegt werden." Dazu möchte ich auch gerne die Motivation ausstrahlen: Es zahlt sich trotzdem aus. So viele junge Unternehmer haben klein begonnen und sind heute bedeutende Unternehmer, vielleicht bereits mittlere Unternehmer oder sie sind sogar ganz hinaufgestiegen. Und das ist für jeden vom Prinzip offen. Ich möchte als Optimist und Motivator Chancen in Österreich nach vorne bringen.
Wir sind nun am Ende von unserem kurzen Gespräch. Gibt es noch Punkte, die sie noch mitteilen möchten?
Das was ich gerne möchte ist, dass wir einen neuen Aufbruch in Österreich schaffen. Und dazu ist es notwendig, dass wir eben auch über das hinausblicken, was uns vielleicht unmittelbar berührt. Unmittelbar vor uns steht. Hinausblicken heißt, dass man neue Wege geht. Aufbruch heißt, dass man auch eine Chance ergreift. Und ich glaube, dass wir Österreicher sehr viele Chancen in uns tragen, die wir vielleicht heute noch nicht erkennen.
Ich möchte gerne der sein, der als Optimist und Motivator diese Chancen in Österreich nach vorne bringt.
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