Die weißen Bademäntel mussten sie wieder abgeben. Der Europapokal aber bleibt für immer. Oder besser gesagt, der Ruhm, den die Spieler für den 1. FC Magdeburg damit errungen haben. Damals, 1974. Seitdem hat das aus Ostdeutschland kein Verein mehr geschafft. Und überhaupt war es das erste Mal. In jeglicher Hinsicht also ein Rekord.
Wenn heute einem ostdeutschen Verein mittelfristig der Sprung in den Europapokal zugetraut wird, dann RB Leipzig. Dank des österreichischen Brauseherstellers Red Bull hat RB einen steilen Aufstieg erlebt, aus dem Nichts, als völlig neuer Verein, der aus dem SSV Markranstädt herausgekauft wurde. Nur fünf Jahre nach Vereinsgründung sind die Sachsen in die Zweite Liga aufgestiegen. Eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte vom Reißbrett, von Anfang an durchkalkuliert von einem milliardenschweren Sponsor.
Andere Ostvereine kämpfen derweil ums Überleben. Dynamo Dresden befindet sich im Abstiegskampf der Zweiten Liga, Energie Cottbus hat ihn bereits verloren. Hansa Rostock dümpelt im Mittelfeld der Dritten Liga, neben dem Halleschen FC, Rot-Weiß Erfurt und dem Chemnitzer FC. Carl Zeiss Jena spielt in der Regionalliga. RB mag mit seinem Modell zwar die geballten Antipathien traditionsliebender Fußballanhänger auf sich ziehen. Schneller als es diesen lieb ist, könnte der Emporkömmling aber der stärkste Fußballverein aus den neuen Bundesländern sein.
Schneller Erfolg hin oder her, in der Vereinsführung des 1. FC Magdeburg hält man das Modell RB nicht für nachahmenswert. Für kein Geld der Welt, so versichert der Viertligist aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts jedenfalls, hätte sich der Klub seine Tradition abkaufen lassen. Der Stolz auf diese Tradition liegt in der 230 000-Einwohner-Stadt förmlich auf der Straße, direkt auf dem Breiten Weg. 60 mal 60 Zentimeter Bronze und Granit erinnern an den größten Fußballerfolg, eine Bodenplatte mit der Aufschrift „Europapokal 1. FC Magdeburg 1974".