Ach, das Bussi! Es ist eine an sich sehr harmlose Liebesbekundung. Ein sanfter Ausdruck der Sympathie und Nähe, für FreundInnen und romantische Beziehungen gleichermaßen geeignet. Es ist Versicherung und Begrüßung, Versöhnung und Beruhigung. Das Bussi hat eine breite Bandbreite.
Nichtsdestotrotz birgt es einige Problematiken. Da geht es um Kleinkinder, die zum Bussi auf die Großtantenwange gezwungen werden sollen, um übergriffige Männer, die "eh nur ein Bussi wollen", und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Auch der Vorgang des Bussi-Gebens kann analysiert werden. Zwischen dem angedeuteten Schmatzer, der scharf an der Wange vorbei in die Luft gehaucht wird bis zum explosionsartig aufgedrückten Knallkuss auf die Wange liegen unendlich viele Grauzonen. Und kulturelle Unterschiede offenbaren sich im Bussi! Die VorarlbergerInnen etwa verwirren seit Urzeiten die übrigen Bundesländer mit ihrem ominösen dritten Begrüßungsbussi.
Ist man sich all dieser Diskrepanzen bewusst, kann so ein Bussi sehr schön sein. Wer sich abbusselt, der hat sich (im besten Fall) sehr gern oder akzeptiert sich (im schlimmsten Fall) zumindest so weit, dass Höflichkeit und Zusammengehörigkeit stärker wiegen als Ablehnung. Das Bussi, also, ist ein vorwiegend positives Signal. Wahrscheinlich gibt der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer auf einem Sujet der SPÖ deswegen eines auf die Wange von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.