David Torcasso

Journalist/Editor, Berlin/Zürich

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Artikel

Frauen ebnen den Weg zum Homeoffice

Die Neunzigerjahre waren geprägt von Großraumbüros und Faxgeräten. Genauso unsexy wie ein Fax war der neue Begriff „Telearbeit“.

Die Arbeit in der westlichen Welt veränderte sich mit der Einführung des Computers in den 1979er Jahren drastisch: Endlich konnten die Büromitarbeiter alles an einem Gerät erledigen. Mit den heutigen Computern hatten die damaligen Geräte aber wenig gemein. Da es keine Maus gab, war die Bedienung umständlich. Und ein Computer ohne Internet, ohne E-Mail, ohne Google? Heute undenkbar!

Ein neues Wundergerät

In Büros waren Computer trotzdem durchaus schon verbreitet, wie Robert Tercek in seinem Buch ‘Vaporisiert: Solide Strategien für Erfolg in einer dematerialisierten Welt’ schreibt. Sie dienten aber vor allem zur Textverarbeitung. „Sie wurden als eine Art verbesserte Schreibmaschine betrachtet, die für Briefe, Memos und Verträge eingesetzt wurden.“ Dank Steve Jobs sollte sich dies allerdings drastisch ändern. Trotz der Erfindung des Apple Macintosh mussten die Menschen jeden Tag ins Büro fahren, da die neuen Wundergeräte nur dort zugänglich waren. Und das Faxgerät sowieso.


Neue Technik, neue Büroräume

Nachdem die globale Wirtschaft und die Großkonzerne in den 80er Jahren so richtig Fahrt aufgenommen hatten, schwappte die Idee des Großraumbüros aus den USA nach Europa über. Nach dem Motto „Wenn die Amis das tun, dann sollten wir das auch“ erlebte diese Arbeitsform einen regelrechten Boom. Die Unternehmen erhofften sich Vorteile wie eine variable Nutzung der Fläche, eine funktionale (und kostensparende) Infrastruktur sowie die Förderung der Kommunikation. Mit der Einführung des PC wurden schließlich Bildschirmarbeitsplätze geschaffen, die mit ockerfarbenen, wackligen Papp-Stellwänden abgetrennt wurden und durch ihre Enge stark an Legebatterien für Hühner erinnerten.

Die ersten Mitarbeiter begannen sich zu beklagen. „Die Bürolandschaften wurden von den Betroffenen nicht akzeptiert, noch Jahrzehnte nach ihrer Einführung wurden sie von den Angestellten mit großer Mehrheit abgelehnt. Die große Ansammlung von Menschen im gleichen Raum, die Arbeitsgespräche führt, die telefoniert, die in die Tastatur tippt, erzeugt naturgemäß einen beträchtlichen Lärmpegel, der sich störend auswirken muss“, schreiben die Autoren Peter Berger, Peter Eigner und Andreas Resch in ihrem Buch ‘Die vielen Gesichter des wirtschaftlichen Wandels: Beiträge zur Innovationsgeschichte’.

Hausfrauen werden zu teuer

Aufgrund des steigenden Kostendrucks lancierten die Unternehmen sogenannte „Telearbeit“ (ein Ausdruck, so veraltet wie Faxgerät) und lagerten Call-Center und Schreibkräfte aus – und zwar direkt in die Heimküche. Als jedoch die „Hausfrauen“ zu teuer wurden, richteten Großkonzerne Call-Center in Schwellenländern wie Indien ein. Menschen, die ortsunabhängig arbeiten wollten, mussten sich wieder nach neuen Arbeitsmodellen umsehen.

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