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Fight Nazis: Das neue Video von Tarek K.I.Z sendet ein wichtiges Signal // Kommentar

Tarek K.I.Z hat am vergangenen Freitag die Single »Nach wie vor« aus seinem kommenden Album »Golem« veröffentlicht. Der Text des Songs ist recht harmlos und wird von der Erkenntnis bestimmt, dass Tarek sowohl mit als auch ohne Erfolg stets der Boss bleiben wird. Das zugehörige Video fällt deutlich drastischer aus und hat bei Rechten für einen Sturm der Empörung gesorgt.

Blutige Szenen und Aufregung von Rechts

Im Video ist zu sehen, wie Tarek in Handschellen durch einen wütenden Mob weißer Menschen geführt wird, die ihn bespucken und bedrohen. Das Szenario ist mit »Deutschland 2021« beschriftet. Tarek wird von mehreren Männern in einheitlichem Hemd und Schlips durch die Menge geleitet und gelangt in ein Zimmer, in dem ihn drei höhnisch grinsende Menschen erwarten, die unschwer als Verweis auf AfD-Politiker zu erkennen sind. Einer trägt Alexander Gaulands bekannte Hundekrawatte, die Frau ähnelt Alice Weidel, der dritte stellt den braunhaarigen Björn Höcke dar. In dieser Version der Zukunft haben die drei und ihre Partei offenbar noch an Macht dazugewonnen und machen sich in aller Entspanntheit über Tarek lustig. Der kann sich allerdings losreißen, besiegt mehrere Handlanger spektakulär im Kampf und steht schlussendlich bewaffnet vor den drei Parteibossen. Ihr Schicksal wird in detailreichen Nahaufnahmen mit reichlich Blut besiegelt, indem Tarek erst Gauland mit einem Schwert köpft, dann Weidel den Bauch aufschlitzt und schließlich Höcke einen Wurfstern in die Stirn zirkelt.

Das Video wurde schnell von einer Seite zu einem Skandal erklärt. In den Sozialen Netzwerken und unter dem Video selbst finden sich etliche Kommentare, die Tarek die Verbreitung von Hassbotschaften und Anstiftung zum Mord vorwerfen. Auch rassistische Beleidigungen finden sich darunter, der rechte Rapper Chris Ares hat ein Videostatement veröffentlicht, in dem er Tareks Video als »absolut pervers« bezeichnet. Auf Youtube stehen circa 21.000 Likes aktuell 23.000 Dislikes gegenüber.

Die richtige Botschaft

Nicht nur trotz, sondern gerade wegen seiner schockierenden Bildsprache ist das Video von Tarek ein wichtiges Statement. Das Video ist klar als fiktiv gekennzeichent und bildet ein erdachtes Szenario ab, das Bezug auf Personen der Öffentlichkeit nimmt. Es ist kein Aufruf zum Mord. Und dennoch schafft es etwas, das viele Künstler und Künstlerinnen, die sich als links verstehen, bisher nicht geschafft haben – es macht den Nazis Angst.

Wir sollten nicht vergessen, dass in diesem Jahr der CDU-Politiker Walter Lübcke mutmaßlich von einem Rechtsextremisten getötet wurde. Wir sollten nicht vergessen, dass die rechtsextreme Gruppe »Nordkreuz« eine Feindesliste mit fast 25.000 Einträgen angelegt hat, einige ihrer Mitglieder ehemals bei Polizei und Bundeswehr waren und über scharfe Munition verfügen. Wir sollten die Verbrechen des NSU nicht in Vergessenheit geraten lassen. Wir sollten nicht vergessen, dass die AfD im Bundestag und allen Landtagen sitzt, während es sich ihre Mitglieder in Fernsehtalkshows bequem machen. Die Bedrohung durch Nazis ist real. Nicht ohne Grund benutzt Tarek im Video Waffen, die sich zuvor im Besitz der Rechten und in ihren Räumlichkeiten befanden und eventuell noch befinden.

So sehr man den guten Willen von Veranstaltungen wie beispielsweise #WirSindMehr in Chemnitz loben kann und so wichtig ihre Signalwirkung auch ist, so harmlos bleiben doch gleichzeitig ihre unmittelbaren Auswirkungen. Nur weil an einem Tag 60.000 Menschen unter dem Karl-Marx-Kopf ein buntes Musikfest feiern, werden die Nazis deswegen nicht aufhören, Menschen durch die Stadt zu jagen. Wenn Tarek in seinem Video zu den Waffen greift, dann sucht er sich eine Bildsprache, die der AfD und anderen Rechten nicht gefällt, weil sie ihnen Angst macht. Tarek zeigt mit seinem Video, dass der Kampf gegen Rechts etwas Ernstes ist. Ernsthafte Kunst gegen eine ernsthafte Bedrohung.

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