David Huth

Freier Journalist, Duisburg

2 Abos und 0 Abonnenten
Artikel

Weiße Flecken in Südwestfalen

Hagen. Der neue ­Mobilfunkstandard LTE kommt noch nicht an. Von einer flächendeckenden Versorgung im ländlichen Raum kann keine Rede sein. Vor allem Telekom und Vodafone unterhalten im Sieger- und Sauerland viele Sendemasten, die mit LTE-Technik ausgestatten sind. Die strengen Ausbauregeln der Bundesnetzagentur erfüllte Nordrhein-Westfalen bereits im September 2011. Unter anderem gehörten Gemeinden wie Bad Sassendorf, Medebach, Eslohe oder Möhnesee zu den als unterversorgt geltenden Orten.

Der ländliche Raum sollte der große Gewinner des neuen ­Mobilfunkstandards LTE sein. So der Plan der Bundesnetzagentur, als sie 2010 die Lizenzen für die Frequenz versteigerte. Aber die bisherige Bilanz fällt für Südwestfalen ernüchternd aus. Die Abkürzung LTE steht für „Long Term Evolution", und es handelt sich dabei um den Nachfolger von UMTS. Das neue Netz wird zurzeit von den Telekommunikationsanbietern stark ausgebaut.

Nur in Großstädten

Alle vier in Deutschland zugelassenen Unternehmen haben ­Frequenzblöcke für mehrere Milliarden Euro ersteigert. Damit ­verpflichteten sie sich aber auch, Versorgungslücken in ländlichen ­Gebieten zu schließen, bevor sie den mobilen Datenturbo in Großstädten und Ballungsräumen ­einführen. Die einzige Ausnahme ist E-Plus, das keine Blöcke im 800 Megahertz-Bereich gekauft hat. Dieser niedrige Frequenzbereich ist im Zuge der Digitalisierung des deutschen Rundfunks frei geworden. Er deckt mit wenigen Sendemasten eine große Fläche ab.

„Der Gedanke war, dass der ländliche Raum mit möglichst ­wenig Infrastruktur abgedeckt wird", so Rudolf Boll, Sprecher der Bundesnetzagentur. Aber im Gegensatz zu den 1800 Megahertz-Frequenzen sind auch die Übertragungsraten für Daten wie Bilder, Text oder Internetseiten niedriger. Mit einer Breitband-DSL-Leitung kann LTE nicht konkurrieren. Aber gerade für diese sollte sie auf dem Land ein Ersatz sein, da es in Südwestfalen immer noch Gemeinden gibt, die ohne schnelles Internet auskommen müssen. Aber auch mobile Smartphones können LTE nicht uneingeschränkt nutzen. So funktioniert der Datenturbo mit Apples iPhone 5 ohnehin nur im Netz der Telekom und in Großstädten. Die 800 Megahertz-Frequenz unterstützt das Gerät nicht.

Vor allem Telekom und Vodafone unterhalten im Sieger- und Sauerland viele Sendemasten, die mit LTE-Technik ausgestatten sind. Die strengen Ausbauregeln der Bundesnetzagentur erfüllte Nordrhein-Westfalen bereits im September 2011. Unter anderem gehörten Gemeinden wie Bad Sassendorf, Medebach, Eslohe oder Möhnesee zu den als unterversorgt geltenden Orten. Welche in diese Kategorie fielen, meldete die Landesregierung an die Bundesnetzagentur. Soweit die Theorie.

In der Realität gibt es im Sieger- und Sauerland immer noch viele weiße Flecken. So ist LTE beispielsweise in Sundern, Warstein oder Balve so gut wie gar nicht ­verfügbar. „Der Netzausbau geht zwar schneller voran, als wir es erwartet hätten", sagt Marius Weber von der Landesanstalt für Medien, „aber wir können noch nicht von einer flächendeckenden Versorgung sprechen." Er hat die Einführung des Netzes als Koordinator ­des Projektes „LTE in NRW" begleitet.

Dass die Netzbetreiber so schnell waren, ist aus seiner Sicht auch ein Grund, warum es in Südwestfalen immer noch Lücken gibt. Derzeit warten nämlich rund 10 000 Anträge für neue Richtfunkstrecken bei der Bundesnetzagentur darauf, bearbeitet zu werden. Allein bei Vodafone haben sich mehr als 4700 Genehmigungen angehäuft. Die ­Sendemasten existieren, aber sie sind nicht freigeschaltet. „Der Prozess ist so ­mühsam, als würde man einen Fußballplatz mit der Nagelschere mähen", sagte Thomas ­Ellerbeck, Mitglied der Vodafone-Geschäftsleitung, dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel". Bis Ende des Jahres will die Behörde deswegen die ­Anzahl der Prüfer mehr als verdoppelt haben, so die Agentur.

Einschränkung

Ein weiteres Problem, so die Bundesnetzagentur, sei die „Topographie" im Sauerland. Die vielen ­Hügel und Wälder schränken die Reichweite der Sendemasten ein. So ist Südwestfalen auf der ­digitalen Autobahn immer noch nicht auf der Überholspur unterwegs.

David Huth

Zum Original