Yoana Tuzharova liebt Licht, Farben und Geometrie. In Ihrer neuen Ausstellung „Plasma Soil“ im Kunstverein MMIII verbindet sie die drei Elemente miteinander.
Als Yoana Tuzharova in Bulgarien Wandmalerei studierte, störte sie eine Sache besonders: Egal, was sie versuchte - die Farben, mit denen sie malte, waren ihr zu schwach. Die Intensität, nach der sie damals suchte, hat sie nun im Licht gefunden. „Licht ist das wichtigste Werkzeug eines visuellen Künstlers. Wenn ich eine Ausstellung plane, schaue ich mir zuerst die Lichtverhältnisse an", sagt die 35-Jährige.
Die Künsterlin ist für ihre Arbeiten im öffentlichen Raum bekannt; ihr ist es wichtig, dass ihre Werke den Kontext der Umgebung aufgreifen. Das hat sie auch im Kunstverein MMIII getan. Unter dem Titel „Plasma Soil" stellt sie dort ortspezifische Lichtinstallationen aus, die Titel der Werke sind nach den Koordinaten des Kunstvereines benannt. In der erste Ebene des Raumes gibt es nur wenig natürliches Licht. Das findet Tuzharova nicht schlimm, denn je dunkler es ist, desto intensiver sind die Farben. Die Wände leuchten nun blau, rot, pink, strahlen sogar die Decke an. „Ich habe die weißen Flächen als Leinwand interpretiert und versucht, mit Licht zu malen", sagt sie. Neben dem Licht spielen für Tuzharova geometrische Formen eine große Rolle. Ihre Werke sind beinflusst von Gerhard Richter und Kasimir Malewitsch, letzterer hat mit seinem „schwarzen Quadrat" den Beginn der gegenstandslosen Kunst markiert und eine neue Bewegung der abstrakten Kunst geschaffen.
Dass sich die Künstlerin zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegt, zeigen ihre anderen Arbeiten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes hängt eine Lichtinstallation, die gegenständlicher nicht sein könnte: Das Display eines Smartphones beleuchtet die Wand, Tuzharova hat dafür einen Tag lang ihren Handy-Bildschirm aufgenommen. Sie scrollt auf und ab, swiped, tippt. „Auch mein virtuelles Leben ist vom Licht untrennbar", sagt sie.
Im Dialog dazu steht ein Bild ihrer Serie „Touch": Es zeigt die Fettspuren, die das Swipen und Scrollen auf dem Display hinterlassen. Tuzharova hat diese Bewegungen auf ihrem Screen analog fotografiert. Es zeigt die Spuren, die diese mittlerweile alltäglichen Bewegungen hinterlässt; nicht nur analog auf dem Display, sondern auch „auf der Reise durch die Weiten des Internets". Dass es sich um Schlieren handelt, sieht man erst auf den weiten Blick, das Bild sieht aus wie gemalt. Auch das ist Absicht der Künstlerin, die abstrakte Gestaltung mit Malerei verbinden möchte.
Kurator Wilko Austermann verfolgt die Arbeiten der bulgarischen Künstlerin schon lange. Beim Rundgang der Kunstakademie Münster, an der Tuzharova Meisterschülerin bei Maik und Dirk Löbbert war, sind ihm sofort ihre Lichtinstallationen ins Auge gefallen. „Sie hat zwischen zwei Gängen ausgestellt. Eigentlich ein sehr schwieriger Raum für einen Künstler", sagt Austermann. Doch Tuzharova habe mit ihrer Lichtinstallation den kleinen engen Raum komplett verändert und ihm eine andere Tiefe gegegeben. „Es hat mich irritiert und fasziniert - das ist in dieser Ausstellung auch so", sagt er.