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Klima-Ranking: EnBW macht größten Sprung

Einer der Gewinner des CDP-Rankings: Der Baden-Württembergische Energiekonzern EnBW. (Foto: Uli Deck/EnBW)


Die Nichtregierungsorganisation Carbon Disclosure Project (CDP) hat in München das nach eigenen Angaben weltweit größte Klimaschutzranking veröffentlicht. Weltweit legten rund 4.500 Unternehmen ihre Klimaschutzbemühungen offen, für Deutschland, Österreich und der Schweiz waren es 166. Die besten Ergebnisse unter den börsennotierten Unternehmen erzielten in dieser Region Bayer, BMW, Commerzbank, Daimler, EnBW Energie Baden-Württemberg, Generali Deutschland, MAN, Raiffeisen Bank International, RWE, SAP, SGS, Siemens, Syngenta International, UBS, Verbund AG, Volkswagen sowie Zurich Insurance Group.


"Wir wollen die relativen Emissionsverringerungen und die Transparenz belohnen", erklärt Susan Dreyer, Leiterin des Carbon Disclosure Project (CDP) für die DACH-Region, die Tatsache, dass die Liste von einigen der größten CO 2-Emittenten überhaupt angeführt wird. Zum Beispiel der Automobilkonzern BMW, der es bereits im fünften Jahr in Folge auf die sogenannte A-List des CDP schaffte: Das Unternehmen habe im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr seinen Treibhausgasausstoß um 7,5 Prozent reduziert. Insgesamt wolle BMW bis zum Jahr 2020 (im Vergleich zum Basisjahr 1990) eine Reduktion von 30 Prozent erzielen. Dazu habe BMW für alle Firmenteile detaillierte Pläne erstellt, die den CO 2-Ausstoß senken sollen, etwa durch konsequente Versorgung der Produktionen durch Ökoenergien.

Wie effektiv sich die Unternehmen bemühen, ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu senken, ermittelt CDP per Fragebogen. Die Bewertung setzt CDP aus drei Kriterien zusammen: Dem sogenannten "Performance Score", womit die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen beurteilt wird. Um eine Positivbewertung zu erhalten muss das Unternehmen seinen CO 2-Ausstoß im Vergleich zum Vorjahr um mindestens vier Prozent verringern. Zweites Kriterium ist das der Report der indirekten Emissionen, die über eingekaufte Energie entstehen. Mit dem "Climate Disclosure Score" wird drittens die Vollständigkeit der Daten, also die Transparenz des Unternehmens bewertet.


Bei der Wirksamkeit der Klimaschutzaktivitäten sehe man insgesamt "stetige Fortschritte nach oben", so Dreyer. Den deutlichsten Sprung nach vorn - von der mittelmäßigen Bewertung C auf nun A - habe der Energiekonzern EnBW sowie die Versicherung Zurich Insurance Group gezeigt. Von allen teilnehmenden Unternehmen erhielten jedoch nur 17 die Bestnote A. "Vor allem über ihre Zulieferkette wissen die Unternehmen sehr wenig", kritisiert Dreyer.


Nur zwei der Unternehmen, nämlich BASF und Metro, hätten alle Fragen zum CO 2-Ausstoß in der Vorproduktion umfassend und mit Emissionsdaten beantworten können. Dabei machen diese Emissionen, die beispielsweise bei der Herstellung von Komponenten anfallen, teilweise das Vielfache des Treibhausgas-Ausstoßes beim finalen Produktionsprozess aus. China, das Land in dem sehr viele wichtige Zulieferunternehmen produzieren, schnitt bei CDP-Score im internationalen Vergleich sehr schlecht ab.


Nicht anprangern, sondern loben

Bei dem Versuch, eine breite Datenbasis zu bekommen und mehr Unternehmen zum Klimaschutz zu animieren, setzt der CDP vor allem auf Lob und Anreiz. "Uns ist die Einbeziehung der Stakeholder wichtig, mit dem Wissen dass Investoren sehr viel Macht haben", sagt Susan Dreyer vom CDP. Investoren, die das CDP-Ranking in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, könnten sowohl höhere Langfristrenditen erzielen, als auch positive Anreize für den Klimaschutz setzen, so die Argumentation des CDP. Wie wichtig für Unternehmen der Klimaschutz sei, zeige, dass die fünf DAX-Unternehmen mit dem besten CDP-Scoring-Ergebnis eine fünf Prozent höhere Rendite erzielten als die fünf DAX-Unternehmen, die am schlechtesten abschnitten.

Die Union Investment Gruppe ist eines der Finanzunternehmen das mit dem CDP-Ranking arbeitet. "Bei großen Unternehmen gehen wir so weit, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung auf der Hauptversammlung zu verweigern, wenn das Unternehmen nicht an CDP berichtet", sagt Ingo Speich, Portfoliomanager bei Union Investment.

Tatsächlich berichten 29 der DAX 30 Unternehmen an den CDP. Nicht dabei ist einzig der Rückversicherer Munich RE. Grund: Dem Konzern sei das Ranking zu einseitig, weil es lediglich Klimaschutzfaktoren betrachtet, nicht jedoch ethische und soziale Kriterien.


Klimaschutz ist in der Chefetage angekommen

Positiv bewertet der CDP, dass den Unternehmen das Thema Klimaschutz inzwischen sehr bewusst und die Zuständigkeiten auf höchster Ebene verankert sei. "Unternehmensgewinne sind heute durch die Klimakrise gefährdet. Zu diesem Schluss kommen immer mehr Unternehmen und Investoren", meint Paul Simpson, Chef des CDP. Knapp über die Hälfte der Unternehmen hätten inzwischen ihre Klimaschutzaktivitäten mit Anreizsystemen hinterlegt. Das sei noch ausbaufähig: "Leider sind die monetären Anreize wie Boni eher auf der Ebene der Umweltbeauftragten zu finden und bislang nur in den wenigsten Fällen auf Vorstandsebene verankert", sagt Dreyer.


Der große Treibhausgas-Emmitent BMW schneidet im CDP Ranking gut ab - gemessen wird die relative Emissionsverringerung. (Foto: Michael Schulze von Glaßer)

Weltweit hätten alle vom CDP gerankten Unternehmen im Jahr 2013 zusammen 33 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart - das entspreche ungefähr der Menge, die der Berliner Autoverkehr in sechs Jahren erzeuge. Das sei zwar gut, aber noch lange nicht gut genug, meint Simpson. Bis 2050 wünsche er sich eine kohlenstofffreie Industrie. "Hier ist vor allem die Politik gefragt, entsprechende Regelungen zu treffen".

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