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Zeichen der Menschlichkeit

Vor knapp einem Jahr war die griechische Staatsschuldenkrise das alles beherrschende Thema. Griechenland brauchte dringend einen weiteren Hilfskredit aus dem EU-Rettungsschirm, die Bevölkerung litt aber zunehmend unter den extremen Sparauflagen. Der Grexit drohte. Als Beobachter resignierte man fast vor allen den schwindelerregend hohen Zahlen und auch vor der Schärfe, mit der die Debatte geführt wurde. Erst der Brite Thom Feeney brachte einen anderen, positiven Ton in die Diskussion zurück.

Ein Zeichen der Menschlichkeit

Mit seiner Crowdfunding-Kampagne „ Greek Bailout Fund" auf der Plattform Indiegogo wollte er ein Zeichen setzen: Man müsse wieder daran denken, dass es um Menschen gehe - etwas, was die Politiker vergessen hätten. Feeneys Rechnung war einfach: Drei Euro von jedem der knapp über 500 Millionen EU-Bürger und man könne mit 1,6 Milliarden Euro helfen. Problem gelöst! Die charmante Idee ging sofort viral und in wenigen Tagen kam mit fast zwei Millionen Euro eine beträchtliche Summe zusammen - die allerdings sehr weit entfernt war vom 1,6 Milliarden-Funding-Ziel. Nach den rechtlichen Regeln von Indiegogo musste das eingesammelte Geld deswegen wieder an die Spender zurückgegeben werden. Eine zweite Kampagne, die mit dem Hinweise gestartet wurde, das alle Spenden zum Wohle Griechenlands verwendet würden, sammelte immerhin noch 289.000 Euro ein.

Hilfe für arbeitslose Jugendliche

Das eingenommene Geld wurde nach Angaben von Feeney für das Jugendprogramm Desmos gespendet, dass versucht, die dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland zu bekämpfen: jeder zweite Grieche unter 30 Jahren hat keinen Job. Das Geld aus Feeneys-Kampagne finanzierte für ein Jahr die Arbeit von 15 jungen Menschen in Wohltätigkeitsorganisationen in den Bereichen HIV-Hilfe, Tierschutz, Unterstützung Demenzkranker, Sprachunterricht für Flüchtlinge und Frauen-Hilfsorganisationen. „Zu sehen, welchen großen Einfluss die Aktion auf die jungen Menschen, die gemeinnützige Organisationen und die Menschen hat, die von ihnen betreut werden, hat mich überwältig und überglücklich gemacht", sagt Feeney, der kürzlich von einer Reise aus Athen zurückgekehrt ist.

Griechenland in Ordnung zu bringen - wie er es in seiner ersten Kampagne als Ziel formulierte - hat Feeney zwar nicht geschafft. Aber mit dem, was anfangs einfach wie eine verrückte Idee wirkte, haben er und die rund 13 000 Spender das Leben vieler Griechen positiv beeinflusst.

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