Daniel Urban

Wort & Ton, Frankfurt am Main

3 Abos und 2 Abonnenten
Artikel

Ed Atkins: Melancholisch-morbide Singularity

In den vergangenen Jahren machten die Anhänger rund um die Singularity-Bewegung des amerikanischen Erfinders und Futuristen Ray Kurzweil mit ihren Thesen immer wieder von sich reden: Die beschworene Singularität ist zu verstehen als Gegenstück zur aktuellen Dualität zwischen Geist und Maschine und so verspricht zum Beispiel Kurzweil, dass im Jahre 2029 menschliches Gehirn und Maschine nicht mehr zu unterscheiden sein werden. Das Versprechen, das der aus dieser Symbiose resultierenden Kreatur innewohnt, ist jenes von Unsterblichkeit und unbegrenztem Wissen und erinnert nicht zufällig an Nietzsches Übermenschen.

Die Arbeiten des 1982 in Oxford, England geborenen Künstlers Ed Atkins erscheinen als die melancholisch-morbide Kehrseite dieser Vision. Der gewohnte naturalistische Anblick eines Menschen im Film ist in Atkins 3-D Computergrafik (CGI) animierten Werken ins Digitale übersetzt und bleibt trotz beeindruckender Technik stets eindeutig virtuell, kalt und leblos. Ein arrhythmisch anmutendes Händeklatschen auf der Tonspur scheint so das einzig verbleibende Humane in Atkins „Even Pricks" (2013) zu sein. Das Dargestellte zusammenzufassen, gestaltet sich schwierig: In der knapp achtminütigen Bild-Collage tauchen immer wieder an Actionfilme erinnernde Texttafeln auf; philosophiert ein Schimpanse unverständlich vor sich her; verschließt ein menschlicher Daumen, phallisch inszeniert, auf eigenwillige Art und Weise die menschlichen Wahrnehmungsorgane und wird mit Wasser übergossen.

Zum Original