Cristina Helberg

Journalistin & Medientrainerin, NRW

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Justizministerin zu Köthen: AfD ignoriert gesicherte Fakten

Zwei Minuten und 36 Sekunden Tonaufnahme sorgen seit Tagen im Netz für Diskussionen. Die Tondatei mit dem Titel "Köthen" kursiert unter anderem auf Twitter und wurde allein auf Streaming-Plattform Soundcloud bereits mehr als 24.000 Mal angehört.


Nach dem Tod eines 22-Jährigen in Köthen beschreibt eine junge Frauenstimme angeblich die letzten Minuten des Opfers. Sie schildert, wie junge Männer auch gegen den Kopf des Opfers - "wie beim Fußballspielen" getreten hätten. Der Köthener AfD-Landtagsabgeordnete Hannes Loth hält die Schilderung für authentisch und veröffentlichte am Dienstag eine Pressemitteilung dazu.


Doch die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft widersprechen der AfD Einschätzung: "Das Verletzungsbild spricht nicht dafür, dass es so passiert ist, wie es in dem Tondokument geschildert wird. Morphologische Spuren für Fußtritte ins Gesicht und an den Kopf konnten von den Gerichtsmedizinern nicht festgestellt werden", bekräftigte Frank Pieper, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, am Telefon gegenüber BR24.

Tondokument wird weiter geprüft

Die Tonaufnahme werde aber von der Staatsanwaltschaft weiter geprüft. Eine abschließende Bewertung gebe es noch nicht. Damit ist weiter auch unklar, wer in der Aufnahme spricht und in welchem Zusammenhang die Tondatei entstand.


Soweit die Fakten, auf die sich auch Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) in ihrer Argumentation beruft.


"Die AfD zündelt gefährlich, in dem sie dem Rechtsstaat Glaubwürdigkeit abspricht und ihn so untergräbt. Sie benutzt den bedauerlichen Todesfall für ihre durchsichtigen politischen Zwecke. Sie arbeitet mit Vorurteilen und ignoriert die gesicherten Fakten." Anne-Marie Keding (CDU), Justizministerin

Keding bestätigt noch einmal gegenüber BR24, was gestern publik wurde: Das Opfer starb nicht direkt durch Tritte oder Schläge. "Alle beteiligten Behörden arbeiten seit dem Wochenende mit Hochdruck daran, den Tod des 22-jährigen Mannes in Köthen aufzuklären und ermitteln dabei in alle Richtungen. Was wir aber schon wissen ist, dass keine tödlichen Tritte oder Schläge festgestellt werden konnten", so Keding gegenüber BR24.

Strafrechtliche Relevanz?

Auch der Innenminister von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht (CDU), greift die AfD an. "Renommierten Rechtsmedizinern zu unterstellen, dass sie Diagnosen und Gutachten fälschen, ist eine bodenlose Unverschämtheit und grenzt an strafrechtliche Relevanz", sagt er gegenüber BR24.

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