Die Beziehung zwischen dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und den Grünen war nie einfach. Mit polarisierenden Aussagen brachte er vor allem die linken Vertreter seiner Partei gegen sich auf, musste seine Mitgliedschaft ruhen lassen. Nach einem Eklat wegen Äußerungen Palmers zum Judenstern und Vorwürfen des Rassismus gegen ihn, hat er seinen Austritt aus der Partei erklärt. Er hatte am 28. April mit einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main für Aufsehen gesorgt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu Art und Weise seiner Verwendung des "N-Wortes" Stellung bezogen. Als er mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach." Die Grünen-Spitze hat den Parteiaustritt Palmers begrüßt.
Palmer selbst veröffentlichte am 1. Mai eine persönliche Erklärung und kündigte eine Auszeit an. Er schrieb, er entschuldige sich bei den Menschen, "die ich enttäuscht habe", und betonte mit Blick auf seine Worte in Frankfurt, er hätte als Oberbürgermeister "niemals so reden dürfen". Dass der Eindruck entstanden sei, er würde den Holocaust relativieren, "tut mir unsagbar leid". Weiter schrieb Palmer: "Eines ist mir klar: So geht es nicht weiter. Die wiederkehrenden Stürme der Empörung kann ich meiner Familie, meinen Freunden und Unterstützern, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft insgesamt nicht mehr zumuten." Er wolle in seiner Auszeit "professionelle Hilfe" in Anspruch nehmen, um eine bessere Selbstkontrolle zu erlangen. "Wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre ich mich in einer Weise, die alles nur schlimmer macht."