Können Sie sich ein Russland ohne Putin vorstellen? Ihm werde immer wieder gesagt, dass es keine Vision für Russland gebe, so der russische Ex-Oligarch Michail Chodorkowski. Er hat sich das zu Herzen genommen und ein Buch darüber geschrieben, worauf es ankommt, wenn Putin einmal weg sein sollte. In "Wie man einen Drachen tötet. Handbuch für angehende Revolutionäre" stellt er die Frage, was passieren muss, damit Putin stürzt und was danach kommen könne. Chodorkowski meint, das eine Revolution gegen das "autoritäre, ja sogar neototalitäre Regime" in Russland "unvermeidlich" sei.
In Putins Ukraine-Krieg sieht Chodorkowski "nur die Spitze des Eisbergs der globalen Konfrontation mit dem Westen". Diese treibe Putin so weit, "wie die Kräfte reichen". Er werde diesen nur beenden, wenn er ihn verliert – Friedensverhandlungen machen für ihn daher keinen Sinn. Er habe keine andere Möglichkeit, sich im Innern zu stabilisieren, als ständig Kriege mit imaginierten äußeren und inneren Feinden zu führen. Allein die Niederlage in der Ukraine würde seinen Tod bedeuten – doch ohne Revolution würde danach ein neuer Diktator kommen. Dennoch träumt Chodorkowski von einem "völligen Neuaufbau" des politischen Systems in Russland und der Entwicklung eines parlamentarischen und föderalistischen Rechtsstaats-Modells, das seinen Namen verdiene. Doch wie realistisch ist das?, haben wir Michail Chodorkowski gefragt.
Für seinen Kampf gegen Putins Regime bezahlt er einen hohen Preis. Russland hat auf ihn ein Kopfgeld von 500.000 Dollar ausgesetzt - wegen der angeblichen Verstrickung in einen Mordfall an einem russischen Bürgermeister im Jahr 1998. Chodorkowski lebt gefährlich - doch er geht mit der Angst gelassen um. Wenn der Befehl von oben kommt, gebe es ohnehin keinen Schutz, sagt er.