Wie die russisch-orthodoxe Kirche Putin stützt
Etwas außerhalb Moskaus, inmitten des militärischen Themenparks "Patriot", befindet sich eine Kathedrale, die allein den russischen Streitkräften gewidmet ist: In der "Hauptkirche der Streitkräfte Russlands" werden Soldaten getauft, hier wendet sich Patriarch Kyrill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, zu einfachen Soldaten und hochrangigen Militärs. Vor zwei Jahren wurde die Kirche, die an den Sieg der Sowjetarmee gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg erinnern soll, eröffnet. Die Idee dazu hatte der russische Verteidigungsminister. Auch Putin ist hier schon mit dem Patriarchen gemeinsam aufgetreten - ein wirkmächtiges Bild. Diese Kirche ist ein Symbol für die mächtige Allianz zwischen Politik, Militär und orthodoxem Glauben im modernen Russland. Putin braucht Kyrill und Kyrill braucht Putin: Im März 2022 rechtfertigte Kyrill Putins Ukraine-Feldzug, indem er den Krieg als einen "metaphysischen Kampf" bezeichnete. Einer aktuellen Umfrage zufolge verstehen sich rund 63 Prozent der russischen Bevölkerung als orthodox - was deren Oberhaupt sagt, hat Gewicht. Welche Rolle spielt Kyrill für Putins geopolitische Ambitionen? Inwiefern prägen und rechtfertigen religiöse Dogmen Putins Kurs? Wir sprechen mit Thomas Bremer, Professor für Ökumenik, Ostkirchenkunde und Friedensforschung, dem Historiker und Theologen Gerhard Besier und der Religionssoziologin Kristina Stoeckl.