Cornelia Lohs

Journalistin und Buchautorin, Heidelberg

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Artikel

24 Stunden in Kopenhagen | Forum - Das Wochenmagazin

Mit ihren 600.000 Einwohnern ist die Hauptstadt des ältesten Königreichs der Welt die kleine unter den großen Metropolen. FORUM-Autorin Cornelia Lohs beschreibt, wie man an nur einem Tag viel erleben kann.

Ob zu den imposanten Schlössern oder ins Museum - mit guter Planung kann man einiges in einen Tag reinpacken.

In der Ny Carlsberg Glyptotek wird unter anderem eine große Skulpturensammlung ausgestellt - Foto: fotobeam.de

Wohin zuerst? Auf den Rathausturm!

Fast 300 Stufen sind es bis zur Aussichtsplattform des 106 Meter hohen Turms. Keuchend komme ich oben an, aber der 360-Grad-Blick über Kopenhagen ist die Strapaze wert. Der imposante Backsteinbau aus dem späten 19. Jahrhundert steht auf einem der lebhaftesten Orte der Stadt, dem knapp 30.000 Quadratmeter großen Rådhuspladsen. Das Wetter spielt mit, der Himmel ist klar, und in der Ferne sehe ich sogar die Øresundbrücke, die nach Schweden führt.

(Rådhuspladsen, nahe Hauptbahnhof, Turm­besteigung: Mo. bis Fr. 8-17 Uhr, Sa. 10-13 Uhr).

Ny Carlsberg Glyptotek

Der Bierbrauer Carl Jacobsen (Carlsberg Bier) ließ das Gebäude mit dem schmucken und prägnanten Glasdom in den Jahren 1892 bis 1897 für seine umfangreiche Skulpturensammlung bauen. Ich laufe durch Räume mit römischen, griechischen und ägyptischen Skulpturen (3.000 v. Chr. bis 500 n. Chr.), stoße dabei auf zahlreiche Arbeiten von Auguste Rodin sowie zu meiner großen Freude in der Gemäldeabteilung auf Werke von Cézanne, Gauguin, Manet, Monet und Courbet sowie eine der größten Sammlungen dänischer Kunstwerke. Unter der Kuppel des Glasdoms, wo sich ein kleiner Garten mit subtropischen Pflanzen und einem plätschernden Brunnen befindet, lasse ich mich auf einer Bank nieder und fühle mich in dieser Idylle wie in einer anderen Welt.

(Dantes Plads 7, Di. bis So 10 bis 17 Uhr, Do. bis 21 Uhr, Eintritt: 1215 DKK, Tipp: Dienstags ist der Eintritt in die Dauerausstellung frei).

Christiansborg

Das gewaltige Schloss ist die dritte Version des ursprünglich 1736 von König Christian V. erbauten Königsschlosses. Christiansborg I brannte 1794 ab, ebenso Christiansborg II 90 Jahre später, woraufhin die Königsfamilie nach Amalienborg zog. Christiansborg III, das in den Jahren 1907 bis 1928 entstand, ist heute Sitz des dänischen Parlaments. Kommen Staatsoberhäupter nach Kopenhagen, werden diese von Königin Margrethe in den Repräsentationsräumen des Schlosses empfangen, die man bei Schlossführungen besichtigen kann. Die nächste Führung beginnt erst um 13 Uhr, deshalb schaue ich mir das Gebäude nur von außen an.

(Prins Jørgens Gård 1, zu Fuß etwa zehn Minuten von der Ny Carlsberg Glyptotek, Führungen finden täglich zwischen 10 und 17 Uhr statt, Eintritt: 160 DKK).

Christiansborg ist heute der Sitz des dänischen Parlaments. Die Königin empfängt hier Staatsoberhäupter - Foto: stock.adobe.com / Kavalenkava

Nyhavn - Sehen und gesehen werden

Der Hafen, der im 17. Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung ausgehoben wurde, ist mit seinen bunten Giebelhäusern touristisches Aushängeschild, Kneipen- und Restaurantmeile und neben der Kleinen Meerjungfrau das beliebteste Fotomotiv Kopenhagens. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, aber es ist eiskalt. Trotzdem sind sämtliche Außentische der Kneipen und Restaurants bis auf den letzten Platz besetzt. Nach ein paar Minuten des Suchens finde ich ein italienisches Restaurant, wo noch ein einziger Tisch frei ist. Ich lasse mich nieder, höre einem Straßenmusiker zu, der einen Tango spielt und beobachte die vorbeiziehenden Menschen aus aller Welt.

In Schloss Amalienborg residiert die Königin. Ist sie anwesend, findet täglich eine Wachablösung statt - Foto:Getty Images / Manfred Gottschalk

Amalienborg

Vom Nyhavn ist es nur ein kurzer Spaziergang zum Amalienborger Schlossplatz, wo sich die vier fast identischen Paläste ­Schack, Moltke, Brockdorff und Levetzau um den Platz gruppieren. Die Königsfamilie residiert im südöstlich gelegenen Palais Schack. Frederik, der Thronfolger und seine Familie, haben im Palais Brockdorff ihre offizielle Residenz. Margrethe II. nutzt ihr Palais nur als Winterresidenz, ansonsten wohnt sie auf Schloss Fredensborg, außerhalb der Stadt, und im Sommer auf Schloss Gravenstein bei Sønderburg. Die Flagge ist nicht gehisst - Margrethe II. und Henrik weilen derzeit wohl auf Schloss Fredensborg. Ist die Königin da, findet täglich um 12 Uhr eine Wachablösung statt. Dazu verlässt die königliche Leibgarde um 11.30 Uhr die Kaserne am weiter westlich gelegenen Schloss Rosenborg, um nach Amalienborg zu marschieren, wo die Ablösung stattfindet.

Kleine Meerjungfrau

Klein ist sie, im wahrsten Sinne des Wortes. Fast übersehe ich die nur 1,25 Meter große Statue, die auf einem Findling an der Uferpromenade Langelinie thront. Der Bildhauer Edvard Eriksen schuf die Bronzeskulptur 1913 im Auftrag des Kunstmäzens Carl Jacobsen, der auch die Ny Carlsberg Glyptotek erbauen ließ. In der Meerjungfrau wurden gleich drei Frauen verewigt: „Jeanne d'Arc", wie sie der französische Bildhauer Henri Michel Chapu schuf (die Skulptur steht in der Ny Carlsberg Glyptotek), Primaballerina Ellen Price, nach deren Vorbild der Kopf gestaltet wurde und Eline Eriksen, die Frau des Künstlers, die als Aktmodell diente.

(Von Amalienborg ist es über die Amaliegade nicht weit zur Langelinie. Ansonsten fährt Bus Br. 26 ab Kongens Nytorv zum Søndre Frihavn, von wo aus es noch 200 Meter Fußweg sind).

Ein Bummel durch die Haupt-Einkaufsstraße von Kopenhagen lohnt sich - Foto: Getty Images / Atlantide Phototravel

Nationalgalerie (Statens Museum for Kunst)

Gerade war der Himmel noch blau, jetzt ist er grau und es regnet in Strömen. Ich habe keinen Schirm dabei und renne zu einem Taxi auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das mich zur Nationalgalerie fährt. Dänemarks größtes Kunstmuseum bietet auf zwei Etagen einen Überblick über 700 Jahre Kunst - von der frühen Renaissance bis zur Gegenwart. Zu den Exponaten zählen Werke von Tizian, Rembrandt, Rubens, Nolde, Munch, Matisse, Picasso, ­Modigliani, und sogar ein Gemälde von Diego Rivera ist dabei. Mich zieht es, wie immer in Kunstmuseen, zu den Impressionisten und Expressionisten. Hier könnte ich Stunden verweilen! Als ich das Museum nach fast zwei Stunden verlasse, ist der Himmel wieder strahlend blau. (Sølvgade 48-50, Di. bis So. 10 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr. Eintritt frei, nur für Sonderausstellungen muss bezahlt werden).

Strøget - die längste Fußgängerzone Europas

Die fast zwei Kilometer lange Fußgängerzone sucht man auf dem Stadtplan vergeblich, denn Strøget steht lediglich für Einkaufsmeile. Sie besteht aus mehreren aufeinanderfolgenden Straßen und schlängelt sich vom Rådhuspladsen über die Frederigsberggade, Nygade Vimmelskaftet, den Amagertorv und die Østergade bis zum Kongens Nytorv. Bei ihrer Eröffnung 1962 war Strøget die erste Fußgängerzone Europas - bis heute soll sie die längste sein. Im ersten Teil der Strøget dominieren Souvenirläden und Fastfoodketten, aber je weiter ich mich vom Rådhuspladsen entferne, desto eher finde ich Läden mit dänischem Design, internationalen Designern, Galerien, Juweliere und dazwischen jede Menge Cafés. In der Østergade 52 befindet sich das Edelkaufhaus Illum, das 1891 eröffnet wurde und gern als „Harrod's des Nordens" bezeichnet wird. Auch wenn ich nichts kaufe, schlendere ich immer gern durch die vier Etagen und gönne mir auf der Dachterrasse einen Espresso.

Dinner im Quartier Latin

Die Ausstellung widmet sich dem Leben der Schriftstellerin in Dänemark und Afrika und zeigt ihre Wohnräume, die seit Blixens Tod 1962 unverändert sind - Foto: imago images / Christophe Boisvieux

Da ich mich schon seit vielen Jahren vegan ernähre, bin ich auf Reisen immer auf der Suche nach guten veganen und vegetarischen Restaurants. Für Kopenhagen wurde mir das Restaurant „Urten" im Univiertel Quartier Latin empfohlen. Auf der Karte stehen leckere Drei-Gänge-Menüs mit italienischen, französischen und nordischen Einflüssen. Ich kann mich nicht entscheiden und bitte die Kellnerin, mir das zu bringen, was ihrer Meinung nach am besten schmeckt. Wir scheinen den gleichen Geschmack zu haben, denn was sie bringt, ist super lecker. Einschließlich dem hausgemachten Brot, veganen Wein und Dessert.

(Larsbjörnsstræde 18/im Gebäude der Atlas-Bar, Di. bis Sa. 18 bis 22 Uhr, So. und Mo. geschlossen). Nightcap in schwindelerregender Höhe

Das Panorama der gigantischen Sky Bar im 23. Stock des „Bella Sky Hotels" auf das Lichtermeer Kopenhagens ist spektakulär. Egal, wo man sitzt, die Aussicht ist garantiert. Ich entscheide mich gegen einen Platz an der verglasten Wand, denn ich bin alles andere als schwindelfrei.

(Center Boulevard 5, Mo. bis Mi, 12 bis 24 Uhr, Do. bis Sa. 12 bis 1 Uhr, So. und an Feiertagen 12 bis 23 Uhr. So kommt man hin: Metro M1 ab Kongens Nytorv bis Station Bella Center, Fahrzeit acht Minuten).

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